Vor allem an den Wochenenden werden sie für Anwohner vielerorts zu einer regelrechten Plage: zu laute Motorräder. Deren Lärm einzudämmen ist ein Ziel des Landesministeriums für Verkehr, das im Mai dieses Jahres ein Förderprogramm in Höhe von 130 000 Euro für die Anschaffung von Motorradlärm-Displays eingerichtet hat. Die Resonanz aus den Kommunen im gesamten Land war so groß, dass der Fördertopf zwischenzeitlich deutlich aufgestockt werden musste, um alle Anträge zu bewilligen.

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  • Zwei Gemeinden bekommen Displays: Das Ministerium fördert nun nach eigenen Angaben insgesamt 28 Displays in 23 Kommunen, die dem Motorradlärm mittels präventiver Display-Anzeigen beikommen wollen. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bekommen Hüfingen und Rottweil ein neues Digitalschild. In Hüfingen soll das Schild laut Auskunft von Svenja Freytag vom Ordnungsamt an der L 171 zwischen Hausen vor Wald und Mundelfingen aufgestellt werden. Das Ministerium unterstützt den Kauf der etwa 15 000 Euro teuren Geräte mit jeweils 4000 Euro. Gefördert werden Städte, Gemeinden und Landkreise.
Ein Motorrad fährt in Bayern an einem Lärmschutzdisplay vorbei. Zwei dieser Schilder sollen nun auch in Hüfingen und Rottweil zu laute ...
Ein Motorrad fährt in Bayern an einem Lärmschutzdisplay vorbei. Zwei dieser Schilder sollen nun auch in Hüfingen und Rottweil zu laute Zweiräder zur Rücksichtnahme ermahnen. So soll Lärm reduziert werden. Das Projekt wird vom Land finanziell gefördert. Insgesamt sollen landesweit 28 Displays aufgestellt werden. | Bild: Armin Weigel
  • Wie funktionieren die Geräte? Die Displayanzeigen sprechen Motorradfahrer konkret an und fordern sie zu einer rücksichtsvollen Fahrweise auf. Rechtlich-regulatorische Maßnahmen, um Motorradlärm wirkungsvoll einzudämmen, sind nach derzeitiger Rechtslage nur in engen Grenzen und unter bestimmten Rahmenbedingungen möglich.
„Vielen Fahrern ist nicht bewusst, wie viel Lärm von ihren Maschinen ausgeht und wie stark dieser die Gesundheit beeinträchtigen ...
„Vielen Fahrern ist nicht bewusst, wie viel Lärm von ihren Maschinen ausgeht und wie stark dieser die Gesundheit beeinträchtigen kann.“ Thomas Marwein, Lärmschutzbeauftragter | Bild: Viktor Brigola

Das Display erkennt zu laute Motorräder durch Sensoren, die an einem Streckenleitpfosten etwa 70 Meter vor dem Display angebracht sind. Die Sensoren können Motorräder von anderen Fahrzeugen unterscheiden und messen anonym das gefahrene Tempo und die Lautstärke der Maschine. Das dahinter angebrachte Display zeigt dem Fahrer anschließend entweder in roter Schrift die Aufforderung „Leiser!“, oder ein grünes „Danke!“ an. Mit den Motorradlärmdisplays können Motorradfahrer laut Verkehrsministerium durch die unmittelbare und individuelle Ansprache zu einer moderaten Fahrweise und somit zu einer Reduzierung der Lärmbelastung angehalten werden.

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  • Land sieht große Nachfrage: Für Thomas Marwein, den Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung, ist die starke Nachfrage ein Zeichen dafür, dass sich die Kommunen mehr Unterstützung im Kampf gegen Motorradlärm wünschen: „Vielen Motorradfahrern ist häufig nicht bewusst, wie viel Lärm von ihren Maschinen ausgeht und wie stark dieser die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen kann. Gerade die Langzeitfolgen von Lärm wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind besorgniserregend. Lärmdisplays sind eine präventive Maßnahme und helfen nachweislich, Motorradlärm zu reduzieren und die Fahrer für das Thema zu sensibilisieren.“ Er freue sich, so Marwein, über die große Nachfrage und die Tatsache, dass alle Anträge bewilligt werden konnten. „Damit werden Motorradlärmdisplays in ganz Baden-Württemberg sichtbar.“
  • Erfolgreiche Pilotversuche: Marwein hatte das Förderprojekt als Lärmschutzbeauftragter initiiert und im Mai 2019 bei einer Veranstaltung zu Motorradlärm in Bernau im Schwarzwald vorgestellt. Der Förderung waren bereits 2015 und 2016 Pilotversuche mit Motorradlärm-Displays vorausgegangen, die auf Strecken im Hochschwarzwald, der Schwäbischen Alb und den Löwensteiner Bergen Motorradfahrer sensibilisieren wollten. Der Test war erfolgreich, eine Absenkung der Lärmwerte von Motorrädern im Mittel um 1,1 bis 2,2 Dezibel konnte nachgewiesen werden. Das Gerät, welches sowohl Geschwindigkeit als auch den Lärmpegel misst, wurde in der Folge zur Serienreife entwickelt.
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