Ein greller, orange-roter Blitz und eine Woche darauf ein unscheinbarer Behördenbrief im Postkasten: Wenn Autofahrer in eine Radarfalle rauschen, bleibt die Verfehlung meist nicht unbemerkt. Was bei den Temposündern für Ärger und beim Hintermann meistens für Schadenfreude sorgt, wird von den Behörden genau erfasst. Nun hat das Landratsamt auf Anfrage des SÜDKURIER die Blitzerstatistik für den Landkreis im Jahr 2018 zusammengestellt.
Knapp 60 000 Verstöße erfasst
Das Ergebnis: Insgesamt haben die ein Dutzend stationären Geschwindigkeitsmessanlagen auf den Bundes- und Landesstraßen im vergangenen Jahr knapp 60 000 mal ausgelöst. 59 349 Autofahrer wurden somit "geblitzt". Nicht erfasst sind in der Statistik jene Anlagen, die von den Kommunen betrieben werden, zum Beispiel im Stadtgebiet von Villingen-Schwenningen oder auch in Donaueschingen.
Viele neue Anlagen installiert
Allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren sind sieben der zwölf Anlagen neu hinzugekommen. Neben die altbekannten Blitzer auf der B 27 in Bad Dürrheim oder in der Ortsdurchfahrt von Nussbach haben sich neue Anlagen in Königsfeld, St. Georgen, Schönenbach, Schönwald, Unterkirnach und Vöhrenbach dazugesellt. Dass sie einige Berechtigung haben, zeigt die Statistik der Höchstgeschwindigkeiten, die im zweiten Halbjahr 2018 registriert wurden. An jeder Radarmessanlage hat es Überschreitungen gegeben, die deutlich im Bereich eines Fahrverbotes liegen. Vielfach lag die gemessene Geschwindigkeit sogar über dem Doppelten des erlaubten Tempos.
Der absolute Spitzenreiter wurde in Bad Dürrheim fotografiert: Statt der erlaubten 80 km/h war ein Autofahrer mit 168 km/h unterwegs. Damit war er oder sie nur 250 Meter vor der Ampel an der Dürrheimer Ortseinfahrt noch 88 km/h zu schnell. Platz zwei geht an einen Verkehrsteilnehmer, der in Blumberg mit 128 km/h in der 50er-Zone erwischt wurde. Weitere Raser wurden auf der B 31 bei Döggingen mit 143 km/h, in Unterkirnach mit 119 km/h und in Vöhrenbach mit 113 Sachen geblitzt. Und auch in St. Georgen wurde ein Raser geschnappt, der mit Tempo 120 statt der erlaubten 50 km/h das Vögelchen auf Höhe des Klosterweihers ausgelöst hat.
St. Georgener Anlage auf Platz 1
Diese Anlage ist auch der absolute Spitzenreiter bei den Fallzahlen. 19 430 Autos wurden in der Bergstadt als zu schnell registriert, das entspricht 32,7 Prozent aller Verstöße. Auch die Anlage vor dem Tunnel der B 31 bei Döggingen ist hoch frequentiert: Hier fuhren nach den Zahlen des Landratsamtes 16 596 Fahrzeuge zu schnell. Alle anderen Geschwindigkeitsmessanlagen liegen entweder im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich oder sogar noch darunter. Die wenigsten Temposünder wurden in Peterzell erfasst: Die Anlage, die seit Dezember 2005 in der Buchenberger Straße steht, erfasste 189 Autos.
Dennoch zeigen die Zahlen auch: Die Mehrheit der erwischten Autofahrer war nur leicht über der erlaubten Geschwindigkeit unterwegs. Extreme Raserei ist die Ausnahme. 93 Prozent oder 55 253 Verkehrsteilnehmer waren weniger als 20 km/h zu schnell. Damit bekamen sie statt einem Bußgeld nur ein Verwarngeld bis zu 30 Euro.
Was Bußgelder kosten und wer kassiert
Wer außerorts bis zu 20 km/h zu schnell ist, zahlt laut Bußgeldkatalog je nach Höhe des Verstoßes ein Verwarngeld zwischen zehn und 30 Euro. Teuer wird es erst jenseits dieser Marke: zwischen 21 und 25 km/h Überschreitung werden 70 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig. Zwischen 26 und 30 km/h schon 80 Euro. Wer zwischen 31 und 40 km/h über dem Limit fährt, muss mit einer Strafe von 120 Euro Euro rechnen. Wer innerhalb eines Jahres zweimal mit mehr als 26 km/h Überschreitung erwischt wird, muss bereits hier mit einem vierwöchigen Fahrverbot rechnen. Ein Monat ohne Auto winkt generell allen, die mindestens 41 km/h zu schnell fahren. Ab dieser Marke werden zudem zwei Punkte im Verkehrsregister eingetragen. Wer wie jene Fahrer in Bad Dürrheim und Blumberg mehr als 70 km/h zu schnell ist, muss mit der Höchststrafe rechnen. Hier sind 600 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot fällig.
Innerorts liegt die Grenze zum Fahrverbot bei 31 km/h. Zudem liegen die Geldbußen ab diesem Wert pauschal 40 Euro über jenen, die außerorts angelegt werden.
Alle Einnahmen aus der stationären und mobilen Geschwindigkeitsüberwachung fließen laut Heike Frank, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Kreises, in den Haushalt des Landkreises. Die Kommunen werden an den Einnahmen nicht beteiligt, da die Geschwindigkeitsüberwachung im Zuständigkeitsbereich des Landkreises liegt. Die Einnahmen lagen im Jahr 2018 bei knapp 2,16 Millionen Euro. Davon entfielen 1 274 801 Euro auf die Verwarngelder und 884 339 Euro auf Bußgelder.
Auch die Kosten für die Geschwindigkeitsüberwachung werden durch den Landkreis getragen. Einzige Ausnahme: die großen Kreisstädte Villingen-Schwenningen und Donaueschingen. Beide Städte besitzen innerhalb ihrer Gemarkungsgrenzen eine eigene Zuständigkeit bei der Geschwindigkeitsüberwachung und führen diese auch eigenständig durch. Bei der Standortwahl werden laut Landratsamt die Schutzwürdigkeit und die Gefährlichkeit des in Rede stehenden Straßenabschnitts, die Beanstandungsquote bei Probemessungen sowie das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen berücksichtigt. (kbr)