Achtung, Whatsapp-Nutzer: Organisierte Banden, deren Strippenzieher im Ausland sitzen, versuchen seit kurzem, ihr bewährtes Arsenal an Trickbetrügereien auch über den beliebten Messenger-Dienst zu platzieren, um Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Im Fokus stehen damit nicht mehr nur Senioren, sondern auch Jüngere. Das Erschreckende: Immer wieder erleichtern sie Menschen um große Geldbeträge, auch im Schwarzwald-Baar-Kreis.

„Es ist im Grunde nichts anderes als der bekannte Enkeltrick und ähnliche Schockanrufe“, berichtet Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. Nunmehr probieren es die Täter nicht nur per Telefon, sondern auch auf digitalem Weg, sozusagen als „Enkeltrick 2.0“. Auch bei dieser Varianten über Whatsapp wird das bekannte Muster angewendet, um vertrauensselige Menschen um ihr Geld zu bringen.

Tochter in Notsituation

Mehrere Fälle sind auch bei uns in jüngster Vergangenheit von der Polizei gemeldet worden, zuletzt am 28. Januar in Schwenningen. Opfer dort war eine 72-jährige Frau, die über Whatsapp eine Nachricht, angeblich von ihrer Tochter bekam, die auf ihre neue Telefonnummer hinwies und eine finanzielle Notsituation vortäuschte. Die Frau bemerkte nicht, dass es nicht ihre Tochter, sondern eine Betrügerin war. Die 72-Jährige warf eine Papierüberweisung in den Nachtschalter ihrer Bank ein. Glücklicherweise bemerkte die Bank aber noch den Schwindel und setzte sich mit der Seniorin in Verbindung.

Betrüger erhalten vierstelligen Betrag

Einen nahezu identischen Betrugsfall registrierte die Kripo in der selben Woche in Oberndorf. Hier wurde eine 67-jährige Frau um einen vierstelligen Geldbetrag geprellt. Per Whatsapp nahm eine Unbekannte Kontakt mit der Frau auf und gab vor, die Tochter zu sein, die eine neue Telefonnummer hat.

Sie wurde in der Nachricht gebeten, eine offene Rechnung bei einem Versandhandel zu begleichen und einen Geldbetrag in vierstelliger Höhe auf ein Bankkonto in Litauen zu überweisen. Die Frau kam ohne einen Zweifel dieser Bitte nach und überwies den Betrag.

Sohn muss dringend Rechnungen bezahlen

Am 28. Dezember wurde eine 70-jährige Frau in Schwenningen auf die gleiche Weise geneppt. Über Whatsapp meldete sich angeblich ihr Sohn, der mitteilte, er habe eine neue Mobilfunknummer, weil sein altes Mobiltelefon kaputt sei. Im Verlauf des Chats bat er die Frau, ihm Geld zu überweisen, weil er zwingend am selben Tag noch mehrere Rechnungen bezahlen müsse.

Die 70-Jährige besprach sich zunächst mit ihrem Ehemann und veranlasste schließlich zwei Echtzeit-Überweisungen auf die angegebenen Konten. Insgesamt wurde ein Betrag in Höhe von über 4000 Euro überwiesen. Kurze Zeit später kam die Enkelin des Ehepaares zu Besuch, die den Betrug erkannte und eine weitere Zahlung von über 800 Euro verhinderte.

Überweisungen gehen an ausländische Bankkonten

Am 6. Dezember versuchten Betrüger mit dieser Masche, gleich zwei ältere Bürger in Donaueschingen aufs Kreuz zu legen. Auch in diesen Fällen meldeten sich vermeintliche Familienangehörige und baten um Überweisung eines Geldbetrages auf ein ausländisches Bankkonto. In einem Fall hatten die Gauner Erfolg. Ein Mann überwies eine vierstellige Summe auf das Konto in gutem Glauben, die Nachricht stamme von seinem Sohn.

Das Geld ist dann meist weg

Das Geld dürften die Opfer, wie in den meisten solcher Fälle, nicht mehr wieder sehen. „Die Drahtzieher sitzen im Ausland, sehr oft in der Türkei oder Osteuropa“, schildert Polizeisprecher Dieter Popp. Daher sind sie kaum zu greifen.“

Augen auf im Internet. Mit immer neuen Betrugsmaschen versuchen Ganoven an Geld zu kommen.
Augen auf im Internet. Mit immer neuen Betrugsmaschen versuchen Ganoven an Geld zu kommen. | Bild: Stadler, Eberhard

Die Betrugsmasche mit Messenger-Diensten ist allerdings neu. „Sie ähnelt in der Ausführung den zahlreichen Betrügereien, die von angeblichen Polizeibeamten, Microsoftmitarbeitern, Ärzten, Rechtsanwälten oder sonstigen ‚Helfern‘ verübt werden“, stellt die Polizei dazu fest. Ziel sei immer eine Geldforderung an die Adressaten, die per Überweisung oder Barübergabe getätigt werden soll. Im Falle des falschen PC-Helfers oder Microsoftmitarbeiters erhalten die Ganoven sogar Zugang auf sensible Computerdaten und das Online-Banking ihrer Opfer.

Die Polizei warnt vor solchen Trickbetrügereien. Bei der Kripo-Direktion in Rottweil, die zum Polizeipräsidium Konstanz gehört, gibt es eine einschlägige Ermittlungsgruppe. Sie beschäftigt sich einzig mit „Straftaten zum Nachteil älterer Mitbürger“ (SäM), die in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben.

So kommen die Täter auf Whatsapp

Dass die Betrüger mit dieser Masche neue Opfer finden, hängt wohl damit zusammen, dass bislang auf den Messenger-Diensten solche Attacken unbekannt waren. Doch wie kommen die Täter an die Kontakte? Das scheint relativ einfach. „Sie durchforsten beispielsweise Telefonbücher“, erläutert Polizeisprecher Dieter Popp. Dort sind viele Handynummern ganz offiziell verzeichnet.

Polizeisprecher Dieter Popp: „Das sind durchtriebene, hoch professionelle Betrugsgemeinschaften.“
Polizeisprecher Dieter Popp: „Das sind durchtriebene, hoch professionelle Betrugsgemeinschaften.“ | Bild: SK

Andere Täter würden einfach nach dem Zufallsprinzip „wild drauflos wählen“, bis sie einen Kontakt haben. Mit der Mobilfunknummer können die Täter dann auch gleich feststellen, ob es einen dazugehörigen Whatsapp-Zugang gibt.

Außerdem gebe es Filter-Software, mit der man den Personennamen zu einer Handy-Nummer ermitteln kann. Mit dem Namen eröffnen sich für die Betrüger dann unter Umständen weitere Hinweise auf ihre Opfer. Die Täter nutzen die Möglichkeiten der digitalen Welt. „Das sind durchtriebene, hoch professionelle Betrugsgemeinschaften“, unterstreich der Beamte.

Gefahr auch auf anderen Messenger-Diensten

Deshalb empfiehlt die Polizei dringend: Wie bei sogenannten „Enkeltricks“ auch sollte bei Geldforderungen stets geprüft werden, ob dies seine Richtigkeit hat. Die Polizei schließt zudem nicht aus, dass diese relativ neue Masche des Betrugs in nächster Zeit vermehrt nicht nur in Whatsapp, sondern auch in anderen Messenger-Diensten auftaucht. Hinweise, wie man sich schützen kann, gibt es bei der nächsten Polizeidienststelle und im Internet unter http://www.polizei-beratung.de