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„Das Gebäude wird mit Teppichen, Stühlen und Tischen 9,86 Millionen Euro kosten.“ Das sagt Architekt Andreas Flöß. Wie aber war es kalkuliert? Die Antwort ist eine Überraschung.
Sowohl Architekt Flöß (links) als auch Landrat Sven Hinterseh versichern: Die Immobilie sei auch in dieser Dimension eingeplant gewesen. Wie das im Jahr 2022, angesichts galoppierender Kosten, gerade im Baugewerbe?
Der Villinger Architekt Flöß (rechts) erklärt stolz: 1500 Kubik Beton habe der alte Baukörper enthalten. „Das blieb gezielt drin“, sagt Flöß und zeigt etwa auf das weiter verwendete Treppenhaus mit neuem Geländer. „Wir haben der Umwelt Kohlendioxidbelastung in großen Ausmaßen erspart.“ Wie auch Ausgaben gedrückt wurden, erschließt sich erst bei genauem Hinsehen.
Viele Decken in dem Gebäude sehen so aus: Es gibt kreisrunde Leuchten, die wie überdimensionale Heiligenscheine unter den Decken hängen. Dazu gruppiert sind weiße, wiederum kreisrunde Platten, die den Schall in den Räumen regulieren. Wer nach oben schaut, sieht eigentlich gar keine Decke. Der alte Beton ist schwarz angemalt und verschwindet hinter diesem Gestaltungsensemble. Geld gespart, das ist eines der Ziele, das so erreicht wurde.
Der Architekt bezeichnet sein Wirken als „architektonisches Statement in Villingen“. Darf die Bahnhofstraße auf mehr solcher Akzente hoffen? Im Bildvorgrund die alte Eingangshalle. Sie hat nun ein begrüntes Dach.
Lange Fenster fast vom Boden bis zur Decke sind hier ein Gestaltungselement. Die Umgebung ist von jedem Raum aus erlebbar. So wie hier an diesem Laptop-Arbeitsplatz für Gäste. Der Blick reicht hier zur Brigach und zur Brücke vor der Paradiesgasse.
Die Südseite am rückwärtigen Gebäudebereich lässt den Blick auf die schönen Villen schweifen, die hier an der Luisenstraße die Kriege überstanden haben.
Auf zwei Etagen zieht hier Mitte Juni das Jugendamt ein. Die Behörde hat sich für die neue Adresse andere Strukturen und Arbeitsweisen gegeben. Landrat Hinterseh lobt: „Alle Mitarbeiter haben sich darauf eingelassen.“ In der Bildmitte eine Sitz-Insel mit Akustikdämmung für schnelle, interne Kurzgespräche.
Für Gespräche mit externen Gästen gibt es gläserne Besprechungsräume, „Alle Räume hier sind alarmgesichert“, erklärt Andreas Flöß. Es gehe gerade in diesem Amt manchmal hoch emotional her, weiß er.
Ingsesamt gebe die alte Post Raum für 115 Arbeitsplätze ab. Fläche für zehn weitere Schreibtische bilde aktuell die Reserve.
Zusätzlich zum Jugendamt ziehen hier das Abfallwirtschaftsamt, die Bußgeldstelle und das Archiv ein.
Viele Räume umfassen rund drei Viertel der Etagenflächen. Die Einteilungen sind teils auch flexibel. Immer wieder gibt es schallschluckende Stellwände wie hier neben Andreas Flöß. Hinter ihm steht Kreisrat Patrick Bossert aus Donaueschingen.
Nach Corona fragt niemand mehr, weshalb in vielen Besprechungsräumen so große Bildschirme platziert sind. Die Displays sind esentiell für Videokonferenzen oder für Präsentationen vor kleinen Gruppen.
Fast wie eine kleine Rückblende auf die alten Hauptpost-Jahrzehnte: Diese Spindwand für Mitarbeiter erinnert an die alten Schließfächer.
Zum Einzug des Jugendamtes Mitte Juni wird nicht alles fertig. Zum Beispiel wird noch viel Arbeit erforderlich sein auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes. Hier gibt es an der Luisenstraße Raum für Außenplatzgestaltung. Einst war hier der Posthof.
Manche Räume wirken bezugsfertig, andere warten noch auf die Möblierung. Die steht allerdings parat, so wie hier eine ganze Batterie von Bürostühlen.
Im Untergeschoss wird das Kreisarchiv installiert. Hier sieht es aktuell aus wie in einer Tiefgarage. Nur die Schienen auf dem Boden signalisieren, dass hier künftig Schrankwände gerollt werden.
Das Untergeschoss hat auch diese beiden alten Bunkerräume. Einer davon wird für die Lagerung der Pelletstäbchen benutzt. Dieser hier hat ein geheimnisvolles in der Wand. „Ein unterirdischer Gang führte hier einst an die Luisenstraße aus dem Schutzraum ins Freie. Eine Fluchteinrichtung, die auch unerbetene Gäste einladen könnte? „Nein, das hat der Architekt verlässlich zugemacht“, lacht Landrat Sven Hinterseh.
Ein Höhepunkt wird die neue Kreisbibliothek sein. Im Erdgeschoss, etwa auf Höhe der alten Schalterhalle, sind Bürger eingeladen zu Studieren alter Unterlagen. Die Atmosphäre ist prächtig. Die alten Bäume vom Brigachufer umhüllen die gläsernen Außenwände. Unser Bild zeigt die noch leeren Magazin-Schränke.
Handwerker legen aktuell überall letzte Hand an. Das neue Kreishaus wird eine würdige Adresse für Schwarzwald-Baar.