„F... Dich!“, brüllt der junge Mann, etwa 17 oder 18 Jahre alt. „Du Vollidiot!“ Es folgt eine Kanonade weiterer, nicht sonderlich einfallsreicher Schimpfwörter und Beleidigungen unter anderem aus dem Tierreich, bevor sich der Teenager umdreht und mit einem keckernden Lachen die Szene verlässt.
Dem Auftritt vorausgegangen war eine Ermahnung des Schwimmmeisters an den Jungen, sich doch bitte an die Baderegeln im Königsfelder Freibad Solara zu halten.
Vorfälle wie diese sind im Solara offenbar derzeit keine Ausnahme. In der aktuellen Saison hat das bei Badegästen aus der ganzen Region beliebte Freibad offenbar zunehmend mit Respektlosigkeiten, Ausfälligkeiten und ungebetenen Badegästen zu kämpfen.

Nein, Berliner Verhältnisse sind es noch nicht im Freibad in Königsfeld, sagt Bürgermeister Fritz Link.
Doch so richtig beschaulich sei es beileibe nicht mehr im Solara. „Es ist leider so, dass wir seit Corona zunehmend Vorfälle haben“, bestätigt der Rathauschef.
Die Reaktion: Unverschämte Schimpfkanonaden
Manche Jugendliche – meist junge Männer – halten sich demnach nicht an die Badeordnung, führen sich wild auf Rutsche oder Sprungturm auf, machen im Wasser, was sie wollen, drehen auf der Liegewiese ihre Musik voll auf.
Pfeift dann irgendwann der Schwimmmeister und will die Übeltäter zur Ordnung rufen, rotten sich die Jugendlichen zusammen, berichtet Fritz Link. „Sie reagieren ausfällig auf die Anweisungen der Bademeister“, erzählt er.
Diese würden respektlos angegangen und „mit Schimpfkanonaden bedacht“, so der Bürgermeister. „Die Jugendlichen nehmen keine Zurechtweisung ernst.“
Doch wer benimmt sich hier eigentlich so daneben im Freibad? „Manche Pappenheimer kennen wir natürlich“, bestätigt Fritz Link. Im Großen und Ganzen seien es jedoch immer wechselnde Personen, die hier negativ auffallen. Jugendliche, junge Erwachsene, die allermeisten davon männlich. Sie kommen nach Angaben des Bürgermeisters aus dem gesamten Umland.
Bad-Personal fühlt sich nicht mehr wohl in der Haut
Das hinterlässt inzwischen auch Spuren: Immer öfter fühlten sich die Schwimmmeister und Bad-Mitarbeiter laut Fritz Link nicht mehr so ganz wohl in ihrer Haut. Selbst mit dem SÜDKURIER über ihre Erfahrungen sprechen wollen sie daher nicht.
Das Gemeindeoberhaupt hat sich indessen schon die ersten vagen Gedanken darüber gemacht, für das Bad zukünftig Security-Personal anzuheuern. Doch angesichts der Tatsache, dass das Solara ohnehin rote Zahlen schreibt, sei dies ein schwieriges Thema.
Die Gemeinde wolle daher zunächst verstärkt auf die Zusammenarbeit mit dem Polizeirevier St. Georgen setzen.
Wo die Freibad-Welt noch in Ordnung ist
Anderswo indessen scheint die Bade-Welt noch in Ordnung zu sein. In den Bädern in Villingen-Schwenningen ist von solchen Vorfällen nichts bekannt, sagt Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS), die die Bäder betreibt. „Wir hoffen natürlich, dass das so bleibt“, so Baur.
Keine Störenfriede am Klosterweiher
Auch am Klosterweiher in St. Georgen keine Spur von geballtem Ärger: Störenfriede wie in Königsfeld seien hier bislang noch nicht aufgefallen, so die städtische Pressesprecherin Victoria Dillmann.
Müsse das Aufsichtspersonal tatsächlich einmal eingreifen, sei dies bislang immer friedlich im Gespräch gelöst worden. „Aktuell läuft es da sehr gut“, so Dillmann.

Fritz Link hofft, dass auch im Königsfelder Solara irgendwann wieder ungetrübte Freibad-Idylle einkehrt. „Wir appellieren an alle Eltern, dass sie ihre Kinder und Jugendlichen darauf hinweisen, sich im Bad korrekt zu verhalten“, so der Bürgermeister.