Die Sieben-Tages-Inzidenz für Corona-Neuansteckungen liegt in der Gruppe der Acht- bis 14-Jährigen im Schwarzwald-Baar-Kreis (Stand: 13. Februar) bei 4013. Zum Vergleich: Über alle Altersklassen hinweg liegt die Inzidenz bei 1811. In der Schule werden Kinder und Jugendliche regelmäßig getestet. Ist ein Schnelltest positiv, muss er mittels PCR-Test bestätigt oder revidiert werden.

In St. Georgen arbeitet Boris Burcza in der Gemeinschaftspraxis von Johannes Probst. Diese hat gemeinsam mit anderen Praxen vor Ort eine Drive-In-Station eingerichtet, an der Abstriche abgenommen werden. „Aktuell führt unsere Praxis fast 100 Tests wöchentlich in unserem Drive-In durch. Die anderen drei beteiligten Hausarztpraxen Freischlader, Franow und Schiestl werden auch auf jeweils 30 bis 50 Tests wöchentlich kommen“, sagt Burcza.
Von den durchgeführten Tests seien zwischen 50 bis 75 Prozent positiv. Bedeutet, mehr als die Hälfte der Tests müssten auf PCR-Niveau erneut durchgeführt werden: „Derzeit ist außerdem fast jede Erkältung eine Sars-Cov-2-Infektion. Unter diesen Vorzeichen relativiert sich der Vorteil, den PCR-Tests gegenüber Schnelltests hinsichtlich Sensitivität und Spezifität haben“, so Burcza weiter. Der Hausarzt schlägt vor, auf PCR-Tests nach positiven Schnelltests bei Kindern zu verzichten, da sie ohnehin kaum Symptome aufwiesen.
Allerdings gebe es da ein Problem: „Ohne PCR-Test kann kein Genesenenzertifikat ausgestellt werden, was dann später trotz durchgemachter Infektion nicht zum Wegfall von Testpflichten oder Zugangsbeschränkungen führt. Außerdem sind eventuell mehr Impfdosen notwendig“, sagt Burcza weiter. Wer sich außerdem nach einem positiven Schnelltest freiwillig in Quarantäne begibt, verzichte auf den Bescheid vom Gesundheitsamt und tue das „auf eigene Rechnung“.
Forderung an die Politik
Burcza: „Daher ist die Nachfrage nach PCR-Tests verständlicherweise ungebrochen hoch. Meiner Meinung nach könnte uns die Politik hier deutlich entlasten, indem sie etwa bei den derzeit hohen Inzidenzen Antigentests zeitlich begrenzt als Nachweis für eine Sars-Cov-2-Infektion akzeptieren würde oder mittels zentraler Testzentren für ausreichende Kapazitäten für die Durchführung von PCR-Test sorgen würde.“
Vorsorge fällt flach
Die hohe Testbelastung führe in St. Georgen dazu, dass die Praxis seit Wochen kaum mehr Routine- oder Vorsorgetermine anbieten kann. Und: „Nach zwei Jahren Pandemie sind viele mit ihren Kräften am Ende. Wir werden die Dreifachbelastung von regulärer Patientenversorgung, Impfungen und Testungen so nicht mehr lange stemmen können“, sagt Burcza abschließend.
Auch sehr angespannt ist die Lage in der Gemeinschaftspraxis von Andreas Hummel, Philipp Schatz und Richard Fuß in Niedereschach: „Aktuell fallen bei uns zwei von drei Ärzten und auch medizinische Fachangestellte aus“, sagt Fuß. Die Arbeitsbelastung bezeichnet der Hausarzt als „seit ewigen Zeiten immens“.
Es fehlen die Reserven
Ein regulärer Betrieb sei derzeit nicht möglich. Man habe zwar einige Zeit versucht, den normalen Ablauf umsetzen zu können, das gehe aber nicht mehr: „Wir haben null Ressourcen übrig. Die Akkus sind komplett entladen“, sagt Fuß weiter. Nicht hilfreich sei auch, dass es im gesamten Gesundheitswesen ein Mitarbeiterproblem gebe.

In der Niedereschacher Hausarztpraxis gebe es an zwei Stunden pro Tag eine Infektsprechstunde. In dieser Zeit werden zwischen 20 und 25 Abstriche genommen. Außerdem werde noch jeden Tag geimpft – bei einigen Patienten auch zum vierten Mal: „Für den Abstrich kommen vor allem die Eltern. Senioren und jüngere Kinder sind seltener dabei“, sagt Fuß weiter. Die wenigsten Patienten seien schwer krank. Medizinisch müssten er und seine Kollegen selten etwas machen. Insofern ist für Fuß der Vorschlag seines St. Georgener Kollegen Burcza, auf PCR-Tests in manchen Fällen zu verzichten, durchaus nachvollziehbar
KV-Umfrage zur Belastung der Praxen
Fuß sagt: „Derzeit ist das System relativ ineffizient. Wir müssen aber in die Zukunft schauen. Die PCR-Notwendigkeit macht aber im Herbst wieder Sinn. Damit sind wir auch schon in der Delta-Welle gut gefahren.“ Für die Zukunft wünscht sich Fuß vor allem nachvollziehbare und pragmatische Vorgaben.