Gegen Ende November, wenn es richtig kalt wird, die ersten Schneeflocken fallen, dann können es die Kinder in Wolterdingen kaum erwarten. Ja, Weihnachten steht vor der Tür, aber vor allem geht es um das Haus im Kastanienweg. Kaum ein anderes Gebäude in Donaueschingen wird für die Weihnachtszeit so prachtvoll und aufwändig geschmückt wie jenes von Walter Köhler.
Direkt vor dem Hauseingang steht eine beinahe lebensgroße Krippe mit entsprechenden Figuren und Beleuchtung. Am Haus strahlen Lichterketten, Rentiere und Weihnachtsmänner, die am Dach entlang klettern. Für alle Passanten ein Hingucker, für Kinder ganz besonders und viel Freude für Familie Köhler. Denn nicht nur Vater Walter schmückt, auch Sohn Manuel packt mit an. Das ist hier Tradition.
So fängt alles an
Begonnen habe alles vor 40 Jahren, erinnert sich Walter Köhler. Damals besucht er seinen Bruder in Berlin und die Lichter in den Fenstern zur Weihnachtszeit fallen ihm auf. „Ich hatte dann den Gedanken: Das machen wir hier auch.“ Also wird im Haus dekoriert.
Irgendwann kommt Köhler jedoch darauf: „Das geht natürlich auch außen.“ Die erste Figur für den Außenbereich wird schließlich ein ein Meter hoher Weihnachtsmann. Er ist immer noch Teil des Ensembles der Beleuchtung und steht auf dem Dach.

Krippenfiguren aus Bottrop
Allein ist er dort allerdings nicht mehr: „Mir gefällt es und den Kindern auch. Also kam immer ein bisschen mehr dazu“, erklärt Köhler. Schließlich findet er sogar große handgemachte Krippenfiguren. Sie werden ihm schließlich aus Bottrop nach Wolterdingen geliefert. 2000 Euro gibt er dafür aus. Die dazugehörige Hütte als Krippe baut er selbst.

Bis alles aufgebaut und das ganze Haus dekoriert ist, dauert es sicher etwa drei Tage. Früher machte Köhler das noch allein. Mittlerweile hilft ihm sein Sohn Manuel. Nur einmal dekorierte Manuel alles komplett allein, nämlich als der Vater wegen Krankheit verhindert war: „Ich wusste, wenn er zurückkommt und nichts gemacht ist, dann steigt er aufs Dach“, sagt Manuel Köhler und lacht.
Bei Frost wird es schwierig
Bevor der Aufbau starten kann muss immer auf das Wetter geachtet werden. Bei Frost und Eisglätte klettert niemand aufs Dach. Die elektrischen Verbindungen werden dort auch unter den Dachziegeln verlegt. Sind die gefroren, dann geht das schlecht. 2023 war man früher dran und konnte alles aufbauen, bevor der Schnee eingesetzt hat. „Die Leute können es meist nicht erwarten, bis alles steht“, sagt Köhler. Der Kastanienweg wird da schonmal als die Christkindle-Allee bezeichnet.
Wenn Dekoration und Beleuchtung installiert sind, dann braucht Köhler im Haus nur noch wenig Licht anschalten. Frühmorgens und abends übernimmt das die Dekoration. Diese Zeit macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar. Aufgerechnet habe er es jedoch nie. Ihm geht es um das Wohlbefinden, Geselligkeit und eine schön besinnliche Weihnachtszeit.
Ein Anruf vom Energiedienst
„Als ich das erste Mal die Beleuchtung großflächig aufgehängt habe, kam schließlich ein Anruf vom Energiedienst. Ich solle mal schauen, ich habe sicher irgendwo einen großen Stromfresser aufgebaut“, sagt Walter Köhler. Mittlerweile weiß auch das Kraftwerk, was es mit dem Anstieg in Wolterdingen zu tun hat.
2022 habe man nicht die komplette Beleuchtung aufgebaut. „Überall war die Rede vom Energiesparen. Es wäre ein falsches Signal gewesen, da groß aufzutrumpfen.“ Aber gefehlt habe eben etwas. Dieses Jahr sei wieder das komplette Ensemble am Start.

Einen Stromausfall habe es in all den Jahren übrigens nie gegeben: „Wir achten darauf, dass dafür verschiedene Stromkreise benutzt werden.“ Wenn dann die Schalter umgelegt werden, dann geht das nicht auf einen Schlag, sondern schonend nach und nach über mehrere Minuten.

Zu tun gebe es dennoch immer was. Wenn etwa eine Lichterkette mal defekt sei oder irgendwo etwas repariert werden muss: „Früher waren das noch einzelne Glühbirnen. Wenn dann was ausfiel bin ich aufs Dach und habe die Birnen durchprobiert, bis ich die Schwachstelle in der Kette entdeckte.“
Wer führt die Tradition weiter?
Und wenn Walter Köhler irgendwann nicht mehr auf das Dach steigen kann? Dann übernimmt sehr wahrscheinlich Sohn Manuel: „Das ganze Haus zu schmücken, das ist Tradition. Ich bin schon so aufgewachsen und man gibt das jetzt auch seinen eigenen Kindern weiter.“ Weihnachten sei gesellig, der Stress der Tage davor falle ab, wenn es dann dunkel wird und alles leuchtet, dann wir das einfach anders.“
Etwa bis Mariä Lichtmess bleibt das Haus entsprechend geschmückt. Für die Fasnet gibt es dann nur eine kleine Änderung: „Aus den Nikoläusen werden dann Hexen gemacht“, sagt Walter Köhler.