Es war ein vielversprechender Neustart: die Eröffnung des Roten Hans zu Beginn des Jahres. Mariana Florea übernahm die Traditionskneipe von Christina Gaisser, Urenkelin des ersten Betreibers, Johann Gaisser. Gaisser betrieb das urige Lokal drei Jahre, bevor Florea im Januar 2025 das Zepter in die Hand nahm.
Florea steckte viel Herzblut in die Küche. Schon im ersten Quartal des Jahres sei es richtig gut gelaufen. Sogar eine kleine Terrasse mit Außenbewirtschaftung hat sie in Betrieb genommen. Sowohl der Verpächter als auch die Gastronomin sowie zahlreiche Besucher der Kultkneipe, die sich zwischenzeitlich zum gemütlichen Speiselokal mauserte, sind zufrieden, wie der Start verlief und wie die neue Gastwirtin berichtet.
So weit, so gut – das ist eigentlich kein Grund, Trübsal zu blasen. Doch dann folgte die „unsägliche Sperrung der Innenstadt“ Anfang Juni, was den Besucherstrom bei Mariana Florea kurzerhand um 50 Prozent reduzierte. „Ich bin tatsächlich sehr verzweifelt“, so die Gastronomin, die mit den Mindereinnahmen lediglich ihre Fixkosten begleichen kann.
Sie muss Aushilfe entlassen
„Auch die Planung mit dem Essen ist sehr schwer, die Karte musste ich bereits reduzieren und eine Aushilfe entlassen“, so Florea. Während im nahegelegenen Pferdekreisel sich eine Blechkarawane aufgrund der Innenstadtsperrung und der Baustelle in der Dürrheimer Straße über die Straßen quält, nimmt niemand die Ausfahrt in Richtung Freibad und dann rechts ab in die Fürstenbergstraße zum Roten Hans, so Florea.
Auch die Anlieferung von Waren sei nicht mehr möglich. „Ein weiterer Umstand ist mein Mehraufwand, da ich aufgrund weniger Warenbestellungen einen bestimmten Warenwert unterschreite und somit nicht mehr beliefert werde. Ich muss meine Sachen selbst einkaufen. Je nach Tageszeit stecke ich dann selbst noch im Stau fest“, so die Wirtin.
Mehr Arbeit, aber weniger Umsatz
Auch der Arbeitsalltag im Lokal sei momentan sehr anstrengend, da sie bereits eine Aushilfe entlassen hat und alles auf ihren eigenen Schultern lastet. „Aufgrund dessen muss ich kochen und parallel den Service machen.“ Und somit sind natürlich auch die Abläufe etwas durcheinandergeraten, sodass die Gastronomin nicht so kochen kann, wie sie selbst den Anspruch hat.
„Die paar Gäste, die sich dann doch noch in den Roten Hans verirren, sind genervt. Das vorherrschende Thema Nummer ist die halbe Weltreise, um ins Lokal zu kommen.“
Mariana Florea ist verzweifelt. Sie hat noch bis Ende des Monats Zeit zu überlegen, wie es weitergeht. Es steht sogar im Raum, dass sie den Pachtvertrag auf Jahresende kündigt. „Das mit dem Verkehrskonzept soll ja noch bis August gehen. Aber ich kann ja nicht noch weitere Monate von meinen ohnehin knappen Rücklagen leben.“