Das Unglück, das jetzt vor dem Amtsgericht Spaichingen verhandelt werden musste, nimmt am 12. August 2022 seinen Lauf. Über dem Segelflugplatz Klippeneck auf der Schwäbischen Alb fliegen ein 56 Jahre alter Ausbilder und sein 14 Jahre alter Flugschüler aus Villingen-Schwenningen in einem Segelflugzeug. Unterdessen nähert sich ein kleines Motorflugzeug dem Platz.

Dieses Ultraleichtflugzeug wird von einem damals 62 Jahre alten, erfahrenen Piloten gesteuert. Er hat gerade mit einem Seil ein angehängtes Segelflugzeug hoch in die Luft geschleppt und will nach dessen Ausklinken zurückkehren zum Flugplatz.

Das Motorflugzeug meldet gegen 14.03 Uhr noch seine Position, wie später im Rahmen einer Untersuchung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) festgehalten wird.

Diese Schulungsmaschine, ein Segelflugzeug vom Typ Grob G 103 Twin, stürzte bei dem Flugunfall ab.
Diese Schulungsmaschine, ein Segelflugzeug vom Typ Grob G 103 Twin, stürzte bei dem Flugunfall ab. | Bild: Hans-Jürgen Götz

„Kurz danach kollidierte das Ultraleichtflugzeug aus Süden kommend mit dem Segelflugzeug, das aus Osten kommend in Richtung Position der Segelplatzrunde flog“, heißt es in einem damaligen Zwischenbericht. Dessen minutiöse Schilderung verdankt sich Zeugenaussagen, aber auch Daten aus Kollisionswarngeräten der beiden Flugzeuge.

Bild 2: Flugzeugabsturz mit Toten nach Kollision: Strafe für Piloten
Bild: Schönlein, Ute

Langes Stück der Tragfläche abgetrennt

Das Ultraleichtflugzeug berührt demnach erst das Höhenleitwerk und kurz darauf die rechte Tragfläche des Segelflugzeuges und trennt ein etwa 2,5 Meter großes Stück ab. Beide Maschinen stürzen ab.

Die beiden Insassen des Seglers kommen ums Leben. Bei der Bergung der Todesopfer wird laut Zwischenbericht festgestellt, dass der hinten sitzende Insasse, in diesem Falle der Fluglehrer, „nicht angeschnallt war“. Der Flugschüler hatte Becken- und Schultergurte angelegt.

So wird 2022 das Wrack des Segelflugzeugs in einem Wald neben dem Flugplatz Klippeneck gefunden.
So wird 2022 das Wrack des Segelflugzeugs in einem Wald neben dem Flugplatz Klippeneck gefunden. | Bild: Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung

Hingegen kann der Pilot im Motorflugzeug nach dem Zusammenprall das Rettungsgerät seines Fliegers auslösen. Das Motorflugzeug sinkt daraufhin an Fallschirmen in einen Wald. Der Pilot wird nur leicht verletzt und kann selbstständig aus dem Sportflugzeug-Wrack klettern.

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall hat das Amtsgericht Spaichingen nun am 28. August 2024 sein Urteil über den heute 64 Jahre alten Piloten des Motorfliegers gesprochen, wie das Amtsgericht auf Anfrage mitteilt.

Diese Aufnahme zeigt den Segelflugplatz auf dem Klippeneck auf der Schwäbischen Alb bei Spaichingen (Archivbild 2022).
Diese Aufnahme zeigt den Segelflugplatz auf dem Klippeneck auf der Schwäbischen Alb bei Spaichingen (Archivbild 2022). | Bild: Hans-Juergen Goetz

Voraus ging demnach eine fünftägige Hauptverhandlung mit Vernehmung mehrerer Zeugen und Einholung eines flugtechnischen Gutachtens.

Danach sei die Strafrichterin davon überzeugt gewesen, dass der Unfall für den Angeklagten bei Einhaltung der gebotenen Sorgfalt vermeidbar gewesen wäre, da er das Segelflugzeug hätte bemerken können, teilt das Gericht mit.

Pilot erhält eine Geldstrafe

Der 64-jährige Pilot sei folglich wegen fahrlässiger Tötung in zwei tateinheitlichen Fällen zu einer Geldstrafe von 9.600 Euro (160 Tagessätze zu 60 Euro) verurteilt worden.

„Eine bei Anklageerhebung noch angenommene grobe Pflichtwidrigkeit sah die Richterin dagegen nicht als erwiesen an, weshalb keine Verurteilung wegen einer Gefährdung des Luftverkehrs erfolgte“, schreibt das Gericht abschließend.

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