Guido Schürgers dreht am 15. Juni den kleinen, silbernen Schlüssel im Schloss. Die Tür des Briefkastens schwenkt langsam auf und darin liegt – nichts. Wieder einmal. Noch insgesamt fünf Mal wird der Anwohner der Villinger Herdstraße dieses Ritual wiederholen, bis er endlich – endlich – am 22. Juni den dringend erwarteten Brief vorfinden wird.

„Mit der Zustellung ist es hier wirklich katastrophal.“
Gudio Schürgers, Anwohner in der Südstadt

Der Villinger schildert die Juni-Episode als exemplarisches Beispiel. Denn Post, die mehr als eine Woche verspätet ankommt – das sei tatsächlich kein Einzelfall im Wohngebiet Südstadt, erzählt Guido Schürgers. „Mit der Zustellung ist es hier wirklich katastrophal“, berichtet er. Nach seinem Eindruck, so schildert der Villinger, komme der Briefträger nur noch maximal ein Mal pro Woche. Dann allerdings liege stets ein dicker Packen Briefe im Postkästchen.

Der Fall von Mitte Juni etwa: Guido Schürgers hatte auf die Zusendung einer Kreditkarte aus der Zentrale seines Arbeitgebers in Köln gewartet. Sein Brief war dort gleichzeitig mit fünf weiteren Kuverts an Kollegen in ganz Deutschland am 14. Juni in die Post gegangen. Fünf von ihnen hatten die Sendung schon am nächsten Tag, einer musste mehr als eine Woche warten: Guido Schürgers. „Wir dachten schon, der Brief ist verloren gegangen.“

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Ärgerlich, doch im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht der erste Fall dieser Art. Schon im vergangenen Jahr hatte die verspätete Postzustellung für großen Wirbel in der Region gesorgt. Weil es an Briefträgern fehlte, wurden die Briefe im Landkreis vor Jahresfrist teilweise nur noch ein bis zwei Mal pro Woche zugestellt.

Nach unabhängigen Aussagen mehrerer Beschäftigter hatte es zu der Zeit für die rund 50 Zustellbezirke, die vom Stützpunkt auf Herdenen betreut werden, nur noch die Hälfte der normalerweise tätigen Zusteller gegeben. Die Post hatte dies seinerzeit dementiert, jedoch akute Personalprobleme bestätigt.

Hat die Post das im Griff?

Gudio Schürgers hat den Eindruck, dass sich seitdem nicht viel gebessert hat, zumindest in der Südstadt. Im Gegenteil, meint er sogar. „Es ist eher schlimmer geworden in den vergangenen drei Monaten“, sagt er. Und: „Ich habe den Eindruck, die Post bekommt das hier in der Region gar nicht in den Griff mit der Zustellung.“

Die Post indessen dementiert größere Zustellprobleme sowohl in dem Villinger Wohngebiet als auch im Schwarzwald-Baar-Kreis insgesamt. „Wir haben die Zustellsituation in der Südstadt von Villingen-Schwenningen intensiv geprüft und können die Aussage nicht bestätigen“, so Post-Pressesprecherin Jasmin Derflinger. Der Bezirk sei immer besetzt gewesen und alle vorliegenden Sendungen würden zuverlässig zugestellt.

Wer braucht eine Extraportion Geduld?

Jetzt nahen die Sommerferien – eine Zeit, in der auch viele Zusteller Urlaub haben. Was bedeutet dies für die Menschen im Landkreis, die auf möglicherweise wichtige Briefe warten? Brauchen sie eine Extraportion Geduld? Jasmin Derflinger beschwichtigt. Aktuell sei die Post für die Sommerwochen im Schwarzwald-Baar-Kreis personell gut aufgestellt, sagt sie. „In Summe benötigen wir noch rund zehn Mitarbeiter. Die Bewerber-Situation ist aber gut, sodass wir hier sehr zuversichtlich sind, die offenen Stellen schnell besetzen zu können.“

Schon einige Aushilfen mit an Bord

Rund 250 Zusteller verteilen in normalen Zeiten die Post im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis. Für die Sommermonate konnten nach Angaben von Jasmin Derflinger schon einige Aushilfen gewonnen worden. Daher hoffe man, eine zuverlässige Zustellung auch während der Sommerferien gewährleisten zu können. Zudem gebe es Notfallpläne für unerwartete Engpässen, sodass die weiterhin zuverlässig bei ihren Empfängern ankommen sollen.