Die Nachricht des Landratsamts, dass alle über 80-Jährigen im Schwarzwald-Baar-Kreis, die auf der Warteliste für die Corona-Impfung standen, ein Impfangebot erhielten, sorgt weiter für Ärger. Nachdem der SÜDKURIER von Rita Schneider-Glatz aus Villingen berichtet hatte, die ihre Mutter und Schwiegermutter sowie eine Betreuungsperson auf die Warteliste hat setzen lassen, aber nie ein Impfangebot erhielt, meldeten sich weitere Menschen, denen es so erging. Immer wieder hieß es: Seit Wochen auf der Liste, aber kein Rückruf vom Land oder Kreis.
Aber wie kann das sein? Die Schilderungen von Schneider-Glatz und anderen sind für das Landratsamt kein Einzelfall: „Unsere Telefone stehen nicht mehr still“, sagt Kathrin Diffring von der Pressestelle. Die Warteliste, sagt sie, habe die Kreisverwaltung am 5. März vom Land erhalten. Auf der standen 3994 Menschen. Diffring versichert: Allen knapp 4000 wurde bis Ostersamstag ein Impfangebot gemacht.
Bitte um Verzeihung
Warum aber stehen Menschen seit Wochen auf der Warteliste, ohne ein Impfangebot zu erhalten? „Bei so riesigen Zahlen, kann man Missverständnisse oder Zahlendreher am Telefon nie ganz ausschließen“, sagt Florian Mader von der Pressestelle des Sozialministeriums auf SÜDKURIER-Anfrage. Wenn jemand seit Anfang Februar auf der Warteliste steht, aber nie ein Impfangebot erhalten hat, handle es sich um einen Fehler. „Wir bitten an dieser Stelle um Verzeihung“, sagt Mader weiter.
Er bittet darum, sich erneut unter der 116117 auf die Warteliste setzen zu lassen. Mader: „Wer das macht, erhält in der Regel innerhalb weniger Tage einen Rückruf. Derzeit werden pro Tag 500 bis 1000 Termine von der Warteliste vermittelt. Wir haben intern umstrukturiert, das läuft nun viel schneller als am Anfang.“
Aber von welcher Liste spricht das Sozialministerium? Sagte das Landratsamt nicht, es habe die Warteliste abgearbeitet? „Ja, im März haben sich einige Impfzentren beziehungsweise Landratsämter in Abstimmung mit dem Ministerium bereit erklärt, die Abarbeitung der Warteliste selbst zu übernehmen. Am 5. März haben wir die Liste, die es bis dahin gab, auch an den Schwarzwald-Baar-Kreis geschickt“, so Mader weiter. Auf der waren die genannten 3994 Menschen. Das Landratsamt hat also nicht gelogen, als es verkündete, die Liste sei abgearbeitet.
Warum aber boten Landratsämter überhaupt an, zu helfen? Normalerweise kümmert sich das Land um die Impfterminvergabe. „Es gab eine Sonderlieferung über 52.000 Dosen mit dem Biontech-Impfstoff. Der wurde komplett den Menschen auf der Warteliste zugeteilt. Weil wir da viel Kapazität gebraucht haben, erhielten wir Unterstützung“, sagt der Sprecher des Sozialministeriums. Bis Donnerstag, so Mader, konnte 154.277 Menschen, die auf der Warteliste waren, ein Termin vermittelt werden.
300 Menschen derzeit auf der Warteliste
Mittlerweile kümmert sich das Land wieder ohne Hilfe der Landratsämter oder Impfzentren um die Terminvergabe. Aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis seien derzeit rund 300 Anfragen beim Landes-Callcenter offen. Diesen Menschen werde – in Abhängigkeit von verfügbarem Impfstoff – bald ein Termin angeboten. Leider bleibe es aber dabei: „Der Impfstoff ist weiterhin knapp.“