„Corona-Schutzimpfung: Landratsamt hat Ü80-Warteliste des Landes abgearbeitet“: Das vermeldete das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises an Karfreitag. Auch der SÜDKURIER veröffentlichte diese Nachricht in seiner Samstagsausgabe unter Berufung auf die amtliche Pressemitteilung.

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In der hieß es weiter: „Die 3994 über 80-jährigen Personen, die bislang auf der Warteliste des Landes Baden-Württemberg über die Rufnummer 116117 für einen Impftermin im Kreisimpfzentrum des Schwarzwald-Baar-Kreises vermerkt waren, haben jetzt alle ein Impfangebot durch das Landratsamt erhalten (...).“ Landrat Sven Hinterseh wurde mit den Worten zitiert: „Ich bin froh, dass es uns mit aller Anstrengung in so kurzer Zeit gelungen ist, allen Personen dieser Warteliste einen Impftermin anzubieten.“

Gar nicht froh war nach dem Lesen dieser Nachricht dagegen Rita Schneider-Glatz aus Villingen. Also wandte sie sich an die SÜDKURIER-Redaktion. „Ich versuche seit Januar einen Impftermin für meine Mutter, meine Schwiegermutter und einen Mann, den ich betreue, zu bekommen. Alle drei sind über 80“, erzählt sie.

Rita Schneider-Glatz versucht seit Januar für ihre Mutter und Schwiegermutter Impftermine beim Impfzentrum zu ergattern.
Rita Schneider-Glatz versucht seit Januar für ihre Mutter und Schwiegermutter Impftermine beim Impfzentrum zu ergattern. | Bild: Rita Schneider-Glatz

Versucht hat sie es über die Seite impfterminservice.de und über die 116117. „Den Berechtigungscode fürs Ausmachen eines Impftermins habe ich im Februar erhalten. Auch auch damit kam ich nicht weiter“, sagt die Villingerin weiter. Entweder, es gebe keine verfügbaren Termine oder Schneider-Glatz erhält den Hinweis, dass es für den Bestätigungscode bereits einen Termin gebe. Sie selbst habe aber nie einen erhalten.

Schneider-Glatz: „Wir haben es schon zu jeder Tageszeit probiert. Ob morgens um halb neun, abends um 20 Uhr oder nachts, nie hatten wir Erfolg.“ Umso erboster war sie, als sie an Ostersamstag die Nachricht über die abgearbeitete Warteliste für über 80-Jährige im SÜDKURIER las.

Dabei erhielt sie am 27. März, also eine Woche vor der Landratsamts-Meldung, einen Anruf aus Stuttgart: „Da war eine Frau dran. Sie wollte wissen, ob wir noch Interesse an einer Impfung haben. Ich sagte, dass wir das hätten und sie erwiderte, dass sie sich wieder meldet.“ Das sei aber nicht passiert.

Dass ihre Mutter, Schwiegermutter und die Betreuungsperson seit neun Wochen auf eine Impfung warten, zerrt an den Nerven von Schneider-Glatz. Dabei, so sagt sie, gebe es andere Erfahrungen: „Eine Bekannte hat einen Termin in Ravensburg erhalten. Das ging problemlos. Für meine Mutter ist es aber keine Option, weiter wegzufahren. Das schafft sie körperlich nicht.“

Landratsamt kümmert sich

Vom Landratsamt hat Schneider-Glatz am Dienstag nach Ostern einen Anruf erhalten. Man sagte ihr, dass 2000 Impfdosen freigegeben wurden. Sie solle beim Impfzentrum anrufen, es gebe wieder Termine. „Das habe ich gemacht. Dort sagte man mir, dass das nicht stimmt. Es gebe keine Termine. Vom Landratsamt, das ich danach nochmal anrief, hieß es, ich solle es später erneut probieren. Es könne sein, dass die freien Termine noch nicht ins System eingetragen wurden“, erzählt die Villingerin weiter.

Und siehe da: „Das hat so auch geklappt. Mit dem neuen Code habe ich einen Termin erhalten. Ich finde es super, dass sich das Landratsamt persönlich gemeldet und geholfen hat. Aber weil meine Schwiegermutter keinen Astrazeneca-Impfstoff will, haben wir den Termin wieder stornieren müssen.“ Kommende Woche, wenn ihr Hausarzt wieder da ist, wird es Schneider-Glatz nun bei diesem versuchen. Auch für die Betreuungsperson soll es nun der Gang zum Hausarzt werden. Ihre Mutter hatte bereits Glück: „Sie wird am Freitag in der Hausarztpraxis geimpft.“

Lieber der Hausarzt

„Wenn ich gewusst hätte, dass es beim Hausarzt so einfach funktioniert, hätte ich mir viel Zeit und Verdruss gespart. Aber leider gab es in den letzten drei Monaten so viele verschiedene Infos, dass ich gar nicht geglaubt habe, dass es bei den Hausärzten so gut klappt. Ich wünsche mir, dass es jetzt für alle älteren Menschen so funktioniert. Der Hausarzt kennt seine Patienten schließlich am besten.“