Im Schwarzwald-Baar-Klinikum wollen sich die Beschäftigten impfen lassen. Die Geschäftsführung muss abwinken: Kein Impfstoff da. „Wir hoffen seit Jahresbeginn“, sagt der Chef des Hauses, Matthias Geiser. „Wirklichkeitsfremd“ ist für ihn ein Vorschlag vom Landessozialministerium, der jetzt erst im Schwarzwald-Baar-Klinikum eingetroffen ist. „Wir sollen zum Impfen nach Offenburg fahren“, erklärt Geiser den Inhalt der ministeriellen Mitteilung.

Geiser will das so nicht hinnehmen. „Das wird ja mit Hin und Zurück fast ein Tagesausflug für jeden Beschäftigten“, sagt er auf Anfrage des SÜDKURIER. Der Geschäftsführer versucht jetzt, das Dienstleistungsangebot aus Offenburg in den Landkreis zu holen, konkret: Ins Kreisimpfzentrum nach Schwenningen, das auch noch auf Impfstoff wartet. Ob das gelinge, sei aber offen, sagt Geiser am Mittwochmittag.
Im Klinikum sei das Personal intern für die Impfung priorisiert. 200 Mitarbeiter wollten aus der ersten Gruppe geimpft werden. Diese bestehe aus Mitarbeitern der Corona-Station in Donaueschingen sowie aus den Teams der Notaufnahme und der Intensivstation, schilderte Geiser weiter.
Die Stimmung in der Belegschaft beschreibt der Geschäftsführer so: „Ich sehe da ein Drängen, aber auch Unverständnis.“ Auch Geiser selbst ist unzufrieden: „Wir strampeln uns da seit Tagen ab“, klagt er über die aus seiner Sicht bis zuletzt ausbleibenden Informationen an sein Haus.
Geiser sagt auch klar, dass er sich von der „Politik eine andere Priorisierung beim Impfplan gewünscht“ habe. „Wir haben seit November immer mindestens 70 Covid-Patienten auf unserer Spezialstation.“ Deshalb müssten „doch Ärzte und Pflegekräfte zuerst geschützt werden“, formuliert er mit Unverständnis. Der Geschäftsführer kritisiert auch die regionale Verteilung der Impfzentren. „Dies hätte anders gelöst gehört“, moniert er angesichts des bisherigen Angebots in Freiburg und Offenburg.
Den Brief aus dem Sozialministerium kennt auch Markus Herzog. der Betriebsratsvorsitzende im Klinikum sagt: „Der Geduldsfaden reisst demnächst.“ Wir haben logistisch alles bei uns im Haus und könnten selbst impfen. Aber es gibt keinen Impfstoff. Die Situation sei ungut, „dass man sich nun im Hause fragen müsse, ob all jene, die sich impfen lassen wollen, überhaupt geimpft werden können“. Er fügt er hinzu: „Und das bei Menschen, die sich in vorderster Front um die Versorgung von Infizierten kümmern und selbst damit hoch gefährdet sind“.
Herzog stellt das Agieren der Gesundheitspolitik in Frage: „Was da geliefert wurde und wird, das begeistert uns nicht.“ Herzog betont auch die jüngere Historie. Zu Beginn der Corona-Krise seien steuerfreie Zulagen in Höhe von 1500 Euro je Beschäftigtem versprochen worden. Erst im Herbst, als sich eine zweite Welle abgezeichnet habe, seien diese Pläne konkretisiert worden. Dass dem Klinikum eine kontigentierte Summe überwiesen wurde, die längst nicht für alle im versprochenen Umfang gereicht habe, betont der Betriebsrats-Chef jetzt noch einmal. Das Klinikum habe einen Verteilschlüssel erarbeiten müssen. „Manche haben 1500 Euro steuerfrei erhalten, andere nur einen Bruchteil dessen“, schildert er. „Das war aber anders versprochen worden von der Berliner Politik“, sagt er klipp und klar.
Das Klinikum arbeitet derzeit teils umorganisiert. Dringende Fälle sollen in allen Abteilungen versorgt werden. Aber vor allem die Orthopädie helfe fast komplett auf der Corona-Station mit. Kurzarbeit gebe es nirgendwo im Haus, so Herzog.

Zur Impfquote bei den Klinikums-Beschäftigten können sich trotz einer Befragung weder Geiser noch Herzog äußern. Beide sehen sich außerstande, dazu auch nur eine Einschätzung abzugeben.
Unsere Reportage über die Corona-Station des Schwarzwald-Baar-Klinikums: