Die Situation im Schwarzwald-Baar-Klinikum ist zum Jahreswechsel angesichts einer steigenden Zahl schwer erkrankter Covid-Patienten sehr angespannt. „Wir konzentrieren uns jetzt darauf, Notfälle und besonders dringliche Fälle zu versorgen“, betonte Kliniksprecherin Sandra Adams gegenüber dem SÜDKURIER.
Täglich neue Covid-Patienten: Kurz vor Weihnachten lagen insgesamt 88 Patienten mit Covid-19-Erkrankung im Schwarzwald-Baar Klinikum, sieben davon auf der Intensivstation. „Es werden fast täglich weitere Patienten aufgenommen. Die Lage ist entsprechend angespannt“, berichtete die Kliniksprecherin. Das zeigt auch eine andere Zahl: Seit Oktober verstarben im Klinikum 48 Männer und Frauen mit oder am Coronavirus. Betroffen waren überwiegend betagte oder hochbetagte Menschen. Nach der Statistik der Klinik waren etwa 70 Prozent der Verstorbenen zwischen 70 und 90 Jahre alt.
Fokus auf Notfälle: Die Behandlung der Covid-19-Patienten stellt das Klinikum für besondere Herausforderungen vor allem im personellen Bereich. Die Behandlung dieser Patienten ist aufwändig, der Betreuungsschlüssel sehr hoch. „Selbstverständlich müssen wir dort zur Versorgung vermehrt Mitarbeiter einsetzen, die sonst in anderen Abteilungen arbeiten würden“, bestätigt Sandra Adams. Gleichzeitig gebe es natürlich nicht nur das Corona-Virus, sondern auch andere Erkrankungen. „Wir konzentrieren uns jetzt darauf, Notfälle und besonders dringliche Fälle zu versorgen. Nicht dringliche Eingriffe sind abgesagt oder verschoben worden. Unser gesamter Betrieb ist jetzt darauf ausgerichtet, Covid-19-Patienten und alle dringlichen Patienten möglichst gut zu versorgen.“
An die Regeln halten: Ein Ende des Zustroms von Covid-19-Patienten ist für die Verantwortlichen des Klinikums nicht absehbar. „Alle statistischen Daten sprechen dafür, dass die Zahlen steigen werden. Und ja, der Lockdown kam deutlich zu spät“, erklärte die Kliniksprecherin. Das Corona-Virus an seiner Ausbreitung zu hindern, sei eine gemeinsame Aufgabe aller Menschen in der Region. Einige Menschen versuchten immer wieder, Lücken für sich zu finden, um die Einschränkungen zu umgehen. Das stößt bei den Mitarbeitern und Verantwortlichen des Klinikums auf wenig Verständnis. „Es ist wirklich jeder Einzelne gefragt, sich an die Regeln zu halten und so dazu beizutragen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Das Ganze ist eine Solidaraktion“, betont Kliniksprecherin Sandra Adams.
Keine Auslagerungen: Die Frage ist, wie lange die Organisation und die Mitarbeiter dem steigenden Druck standhalten können. Noch sieht Adams das Klinikum nicht an seiner Belastungsgrenze angelangt, wie dies zuletzt beispielsweise in Kliniken im Bundesland Sachsen der Fall war. Klar sei aber: „Je mehr Covid-19-Patienten wir bekommen, desto schwieriger wird die Situation.“ Derzeit sei es aber nicht geplant, Patienten in andere Krankenhäuser auszulagern. Sollten die Belastungen der Kliniken in der Region aber unausgeglichen sein, würde man Patienten aber auch verlegen, schloss sie diese Option nicht aus.
Keine Urlaubssperre: Mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage um Weihnachten und den Jahreswechsel hat die Klinikleitung personelle Maßnahmen getroffen. „Wir haben durch zusätzliche Dienstlinien im ärztlichen und pflegerischen Dienst Vorsorge getroffen und gehen davon aus, den erwarteten Andrang über Weihnachten so bewältigen zu können“, äußert sich Adams zuversichtlich. Eine Urlaubssperre gebe es bisher nicht. „Würde das Klinikum noch deutlich höher in Anspruch genommen, wäre eine solche Maßnahme aber auch nicht ganz ausgeschlossen.“ Zumal das Klinikum aktuell überdurchschnittlich hohe Ausfallzeiten bei den Mitarbeitern verzeichnet, „bedingt durch Krankheit, Quarantäne oder andere Faktoren“.
Kein Ende in Sicht: „Unsere Mitarbeiter sind sehr in Anspruch genommen, die Belastung ist hoch“, bestätigt Adams. Die Pandemie dauere schon lange und es sei leider auch noch kein Ende absehbar. Dass der Klinikbetrieb dennoch weiterläuft, führt sie auf die Arbeitsmoral der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück. „Es gibt bei den Beschäftigten im Haus abteilungsübergreifend eine große Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen.“
Besuchsverbot bleibt: Angesichts der starken Infektionslage müssen die Patienten wahrscheinlich noch länger auf Besuch verzichten. Das Besuchsverbot besteht aufgrund der Landes-Verordnung zur Corona-Pandemie. Das heißt: Soziale Kontakte zu Angehörigen und Freunden können weiterhin für die meisten Patienten nur telefonisch erfolgen. In besonderen Fällen, beispielsweise bei Sterbenden oder bei Patienten in Palliativsituationen, „ist ein Besuch nach Absprache möglich“. Zu den Ausnahmen zählen auch werdende Mütter. Sie dürfen eine feste Begleitperson in den Kreißsaal mitbringen.