War es die Eskalation eines jahrelangen Ehekonflikts? Ein 46-jähriger Mann steht jetzt vor dem Rottweiler Landgericht, weil er seine Frau mit einer Machete und mehreren Messern bedroht und verletzt haben soll. Er sitzt seit dem 18. Februar in Untersuchungshaft.

Laut der Anklage soll er seine Frau, mit der er seit 2003 verheiratet ist, am frühen Morgen im Bett mit dem 50 Zentimeter langen Messer angegriffen haben. Sie konnte sich offenbar wehren, in dem sie seine Handgelenke festhielt.

Flucht ins Bad – und dann zum jungen Sohn

Darauf sei sie ins Bad geflüchtet, er ihr mit mehreren Küchenmessern gefolgt und habe in Richtung ihres Bauchs gestochen. Sie soll dann ins Zimmer des jungen Sohnes geflüchtet sein, der schließlich den Notruf wählte.

Als die Polizei eintraf, lag der Mann offenbar am Boden und klagte über Schmerzen im Bein, laut seinen Angaben sei seine Frau auf ihn gesprungen.

In den Gerichtssaal kam er nicht nur mit Fußfesseln, sondern auch mit Krückstock. Sein Blutalkoholgehalt wurde nach der Tat mit 1,4 Promille gemessen.

Seine Frau erlitt einen tiefen Schnitt am kleinen Finger, der mit zwei Stichen genäht werden musste, und zahlreiche Kratzer sowie Prellungen. „Es war ein Albtraum!“, sagte sie.

Sie habe sich an dem Tag eine Wohnung angeschaut, da sie sich endgültig von ihm trennen wollte. Das bestätigte ein Zeuge, zu dem der Angeklagte an dem Tag mit einer halben Flasche Wodka kam – und mit der Frage, ob er ein paar Tage bei ihm wohnen könne.

Massiver Alkoholkonsum im Spiel

Die Frau habe vom gemeinsamen Konto 2000 Euro abgehoben, möglicherweise, um die Kaution zu bezahlen. Viel klarere Aussagen gab es von dem Zeugen nicht. Denn neben dem Wodka wurde auch Whisky getrunken, weshalb der 53-Jährige die meisten Fragen nicht beantworten konnte.

Die Frau selbst sagte beim Prozessauftakt aus, ihr Mann habe oft eine ganze Flasche Wodka am Tag getrunken. Sie sei mehrfach zu ihrer Mutter geflüchtet, da er aggressiv geworden sei, auch den beiden Kindern gegenüber. Aber aus Mitleid und weil er mit Selbstmord drohte, sei sie wieder zurückgegangen.

Richter hantiert selbst mit der Machete

Wie gefährlich die Machete ist, davon konnte sich das Gericht selbst überzeugen, denn eine der Ermittlerinnen hatte die Waffe und auch alle anderen, möglicherweise dabei benutzten Messer mitgebracht.

Der vorsitzende Richter Karlheinz Münzer hatte einige Schwierigkeiten, die Machete aus ihrer Hülle zu wickeln, „ich habe mit so etwas keine Erfahrung.“ Aber sehr scharf sei sie, stellte er fest.

Waffe steckte im Wäschehaufen

Möglicherweise war es der Frau gelungen, sie ihrem Mann zu entreißen, denn als die Ermittler nach der Waffe suchten, habe sie sie aus einem Wäschehaufen im Bad geholt. Die Hülle der Machete, mit der der Vorsitzende seine Schwierigkeiten hatte, lag dagegen beim Eintreffen der Beamten auf dem Ehebett.

Leicht wird es dem Gericht nicht fallen, zu klären, was an diesem frühen Februarmorgen tatsächlich geschah. Der Sohn macht von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, und die Aussagen der Ehefrau widersprechen in Teilen dem, was sie direkt nach der Tat bei der Polizei und später beim Ermittlungsrichter aussagte.

Klar ist, dass die Frau verletzt wurde, Blutspuren fanden die Ermittler an vielen Stellen in der Wohnung. Laut dem Verteidiger des Mannes hat die Frau möglicherweise psychische Probleme, das könnte ein Gutachten klären.

Der Prozess wird am Dienstag, 8. Oktober, fortgesetzt.

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