Eine Millioneninvestition platziert Villingen-Schwenningen auf der bundesweiten Wasserstoff-Landkarte. Das Schweizer Unternehmen Infener will in VS eine Wasserstoff-Produktionsanlage im Industriegebiet Salzgrube bauen und nach eigenen Angaben rund 45 Millionen Euro investieren.

Die Infener AG, nach eigenen Angaben Vorreiter in der Produktion von dezentralen Wasserstofflösungen für regionale Industriepartner, hat am Donnerstag, 6. Juni, gemeinsam mit Oberbürgermeister Jürgen Roth (CDU) den Startschuss für den Bau eines Wasserstoff-Hubs in Villingen-Schwenningen gegeben.

Die geplante Wasserstoff-Produktionsanlage soll auf einer Fläche von etwa 10.000 Quadratmeter im Industriegebiet Salzgrube entstehen, teilt das Unternehmen mit. Neben einer Anlage in Neumünster, deren Bau vor Kurzem gestartet wurde, will Infener im Zentralbereich von Villingen-Schwenningen seine zweite Anlage realisieren.

Blick auf das Industriegebiet Salzgrube, das am Nordring liegt. Hier soll die Wasserstoffproduktion gebaut werden. Unser Bild stammt von ...
Blick auf das Industriegebiet Salzgrube, das am Nordring liegt. Hier soll die Wasserstoffproduktion gebaut werden. Unser Bild stammt von Oktober 2023. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Produktion ab dem Jahr 2026

Am Donnerstag wurde der Startschuss für das Projekt gegeben. Die Grundsteinlegung ist 2025 geplant, die Wasserstoffproduktion soll ab 2026 beginnen. Vorgesehen ist nach Aussage des Investors, die Anlage auf eine Elektrolysekapazität von bis zu 20 Megawatt (MW) hochzufahren und jährlich etwa 2000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren.

Der sogenannte Hub startet laut der Schweizer Firma seine Produktion im Jahr 2026 erst einmal mit einer anfänglichen Elektrolysekapazität von fünf Megawatt. Diese soll über einen Zeitraum von fünf Jahren auf 20 Megawatt hochgefahren werden, „um den Energiebedarf der regionalen Logistik-, Verkehrs- und Industriebranche dezentral, effizient und umweltfreundlich zu decken“.

Das Design des Hubs, so teilt das Unternehmen weiter in einer Pressemitteilung mit, wurde vom Hamburger Architektur- und Design-Büro Hadi Teherani entworfen. Die Projektbetreuung vor Ort übernimmt das Schwenninger Architekturbüro Schleicher. Die Investitionen für den Hub beziffert Infener auf voraussichtlich 45 Millionen Euro.

So soll die geplante Wasserstoff-Produktion am Boden aussehen.
So soll die geplante Wasserstoff-Produktion am Boden aussehen. | Bild: Hadi Teherani Architects

OB spricht von Vorreiterrolle in VS

Oberbürgermeister Jürgen Roth unterstreicht in der Presseerklärung die hohe Bedeutung dieser Investition: „Wasserstoff ist ein zentraler Baustein in der Energieversorgung der Zukunft. Für Städte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Dafür braucht es dezentrale Lösungen und Investitionen“, teilt Roth mit und fügt hinzu: „Die kommende Ansiedlung des H2-Hubs ist eine solche Lösung! Sie ist konkrete Klima-Politik: für die Stadt Villingen-Schwenningen, für die Raumschaft von Schwarzwald, Alb und Bodensee. Wir freuen uns, dass Villingen-Schwenningen als Oberzentrum jetzt seine Vorreiterrolle im Bereich der Produktion und Versorgung von Wasserstoff forcieren kann.“

Er weist darauf hin, dass die heimische Industrieregion nach bisheriger Planung erst nach 2040 an die überregionale Wasserstoffpipeline angebunden werden soll.

Oberbürgermeister Jürgen Roth: „Wir freuen uns, dass Villingen-Schwenningen als Oberzentrum jetzt seine Vorreiterrolle im Bereich der ...
Oberbürgermeister Jürgen Roth: „Wir freuen uns, dass Villingen-Schwenningen als Oberzentrum jetzt seine Vorreiterrolle im Bereich der Produktion und Versorgung von Wasserstoff forcieren kann.“ | Bild: Hans-Jürgen Götz

Auf der anderen Seite gehen aktuelle Studien davon aus, dass der Wasserstoffbedarf bis zum Jahr 2030 um 68 Prozent höher ausfallen wird (94 bis 125 Terrawattstunden) als 2023 erwartet (56 Terrawattstunden). Daher seien Dezentralität und regionale Unabhängigkeit bei der Wasserstoffversorgung ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Wasserstoffstrategie.

Wasserstoff vor Ort produzieren

Joel Vogl, der Geschäftsführer und Mitbegründer der Firma Infener, erklärt: „Unser Hub nutzt die überschüssige erneuerbare Energie in Villingen-Schwenningen, um grünen Wasserstoff zu produzieren und direkt vor Ort für industrielle Prozesse oder die Verkehrsbranche bereitzustellen. Damit bieten wir eine maßgeschneiderte Ergänzung zu zentralen Wasserstoffversorgungssystemen und ermöglichen es der regionalen Industrie, zeitnah und effektiv zu dekarbonisieren – und gleichzeitig das Stromnetz zu entlasten.“

Auch die Abwärme aus dem Wasserstoff-Produktionsprozess, der Elektrolyse, werde nach Feststellung des Investors als Energiequelle für Wärmenetze oder Industrieprozesse nutzbar sein. „Der ebenfalls bei der Elektrolyse anfallende hochwertige Sauerstoff kann vor allem für die Oxyfuel-Verbrennung eingesetzt werden und hilft dabei, Industrieprozesse effektiver zu dekarbonisieren“, erklärt Infener.

Die Energie für den Betrieb der Anlage soll aus Direktverträgen mit Betreibern von Wind- und Photovoltaikanlagen in der Region kommen. Beispielsweise von einem Solarpark im Zentralbereich. Von dort könnten beispielsweise überschüssige Energie in Form von Wasserstoff gespeichert werden.

Noerpel will Wasserstoff abnehmen

Bereits jetzt, so heißt es in der Presseerklärung von Inferner, konnten potenzielle Abnehmer aus der regionalen Logistik- und Industriebranche, darunter der Logistiker Noerpel, der in der Salzgrube eine große Niederlassung betreibt, dafür gewonnen werden. Dieser plane, den grünen Wasserstoff zur Betankung von Wasserstoff- Lastwagen oder -bussen einzusetzen.

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Der Verkehrsverbund Move unterstützt das Projekt. Der Wasserstoff-Hub in Villingen-Schwenningen werde einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung regionaler Logistik- und Industrieunternehmen leisten und stellt für Infener einen weiteren Meilenstein im Ausbau des grünen Wasserstoffmarktes dar, der die lokale Wertschöpfung nachhaltig stärkt.

Erst vor Kurzem hat Infener den Baubeginn für einen weiteren Hub in Neumünster angekündigt. Infener strebt an, so heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens, „als führender Wasserstoffproduzent dezentrale Hubs in ganz Europa zu etablieren und somit wesentlich zur Dekarbonisierung und zur Umsetzung der EU-Wasserstoffstrategie beizutragen“. Geplant sei, bis 2030 die Installation von Elektrolyseuren mit einer Leistung von mindestens 40 Gigawatt zu bauen.