Als Mitte Mai zwölf Unternehmen in Baden-Württemberg das Impfen gegen Corona in Betrieben in einem Modellprojekt erprobten, wollte auch EBM Papst aus St. Georgen Teil des Testdutzends sein. Den Zuschlag bekommen hatten damals andere. Seit Montag sind Betriebsimpfungen nun überall möglich, und auch beim Ventilatoren- und Motorenhersteller war es am Donnerstag soweit. Der SÜDKURIER hat die Impf-Aktion begleitet.

Strahlender Sonnenschein am Donnerstag während des Impfens über dem EBM-Papst-Gebäude im Hagenmoos.
Strahlender Sonnenschein am Donnerstag während des Impfens über dem EBM-Papst-Gebäude im Hagenmoos. | Bild: Matthias Jundt

Verantwortlich für den reibungslosen Ablauf war in erster Linie Bernhard Schönemann. Der Mediziner ist Pandemiebeauftragter des Landkreises Rottweil und koordiniert auch die Impfungen mit den Ärzten vor Ort. Einen eigenen Betriebsarzt hat EBM Papst nicht. Die Impfaktion in St. Georgen kam, so sagt er, über persönliche Beziehungen zustande.

Anstellen für die Impf-Registrierung Video: Matthias Jundt

Gemeldet für die Impfung hatten sich für den Donnerstag zirka 250 Mitarbeiter und deren Angehörige, wie Papst-Personalleiter Thomas Ott sagt: „Die Woche war extrem aufregend. Wir hatten spontan die Möglichkeit zu impfen erhalten und mussten dann alles organisieren.“ Ein Drittel der Mitarbeiter, fährt Ott fort, sei bereits geimpft, ein zweites Drittel meldete sich für die Impfung am Donnerstag an und das letzte Drittel wolle es sich noch überlegen.

Personalleiter Thomas Ott.
Personalleiter Thomas Ott. | Bild: Melanie Pegatzki/EBM Papst

Geimpft wurde im Werk Hagenmoos im Kronenacker. Dort befindet sich auch die Ausbildungswerkstatt, die kurzerhand zur Impfstraße umfunktioniert wurde. Die Auszubildenden, deren Arbeitsplatz belegt war, übernahmen organisatorische Aufgaben von der Parkeinweisung bis zum Impf-Check-Out.

Ines Rießle und Tobias Disch kümmern sich um die Anmeldung.
Ines Rießle und Tobias Disch kümmern sich um die Anmeldung. | Bild: Matthias Jundt

Die Impfstraße beginnt mit der Anmeldung. „Wir haben den Mitarbeitern vorab Infoblätter geschickt, die sie daheim durchlesen und ausfüllen konnten. Das haben wir auch in einfacher Sprache etwa für einige ausländische Mitarbeiter gemacht“, sagt Melanie Pegatzki von der Unternehmenskommunikation. Bei der Anmeldung werden die Namen, Geburtsdaten und weitere persönliche Informationen aufgenommen und mit den vorhandenen Listen abgeglichen.

Arzt Schönemann klärt Mitarbeiter Fischer auf Video: Matthias Jundt

Anschließend folgt die letzte Aufklärung der Impfbereiten durch Mediziner Schönemann. Er klärt über die möglichen Nebenwirkungen des Impfstoffs Janssen von Johnson&Johnson auf. Bei diesem braucht es nur eine Spritze, um nach 14 Tagen voll immunisiert zu sein. Bei den Vakzinen von Biontech, Moderna oder Astrzeneca etwa bedarf es einer zweiten Impfung.

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Einer, der sich im Vorfeld gut informiert hat, ist Klaus Fischer: „Ich bin in der Entwicklungsabteilung tätig und freue mich sehr, dass der Betrieb uns das Impfen ermöglicht hat.“ Fischer hatte sich schon vor einiger Zeit auf die Warteliste seines Hausarztes setzen lassen: „Der rief mich aber kürzlich an und sagte, dass es länger dauern wird. Da gab es allerdings noch die Priorisierung, die ja seit Montag aufgehoben ist.“

Carmen Bulmschneider impft Mitarbeiter Klaus Fischer.
Carmen Bulmschneider impft Mitarbeiter Klaus Fischer. | Bild: Matthias Jundt

Dann gibt es die eigentliche Impfung – im Stehen: „Ich muss bei Spritzen immer wegschauen“, sagt Fischer und lacht. Einen kurz Pieks, den Carmen Blumschneider vom Impfzentrum Rottweil durchführt, später ist alles schon überstanden. Fischer geht, wie viele seiner Kollegen auch, in den Ruheraum.

15 Minuten warten im Ruhebereich nach der Impfung sind wichtig, um mögliche Nebenwirkungen gleich bekämpfen zu können.
15 Minuten warten im Ruhebereich nach der Impfung sind wichtig, um mögliche Nebenwirkungen gleich bekämpfen zu können. | Bild: Matthias Jundt
Die gab es aber bei keinem der Geimpften.
Die gab es aber bei keinem der Geimpften. | Bild: Matthias Jundt

Dort muss er nun 15 Minuten sitzen. „Das passiert aus Sicherheitsgründen, um bei möglichen Nebenwirkungen eingreifen zu können“, sagt Michael Müller. Er arbeitet im Qualitätsmanagement der Firma, ist aber auch beim Deutschen Roten Kreis in St. Georgen tätig und gleichzeitig Betriebssanitäter. „Sollte etwas passieren, haben wir Liegen und alles Medizinische vorbereitet, um helfen zu können“, sagt Müller weiter. Dazu kam es allerdings nicht. Keiner der Geimpften hatte Nebenwirkungen, die über die üblichen hinausgingen.

Michael Müller ist Mitarbeiter und Betriebssanitäter bei EBM Papst. Er ist auch beim DRK in St. Georgen.
Michael Müller ist Mitarbeiter und Betriebssanitäter bei EBM Papst. Er ist auch beim DRK in St. Georgen. | Bild: Matthias Jundt

Und so konnten zirka 250 Mitarbeiter und Angehörige auch die letzte Station, den Check-Out, durchlaufen. An der stellen Ausbildungsleiter Hansjörg Kaltenbrunner und die Mechatroniker-Azubis Eric Maier und Christian Ostertag sicher, dass alle, die die Impfstraße betraten auch wieder verlassen haben. „Nicht, dass jemand aufs Klo geht, dort umfällt und dann vergessen wird“, sagt Kaltenbrunner. Gegen 13.30 Uhr ist die Aktion letztlich vorbei.

Ausbildungsleiter Hansjörg Kaltenbrunner und die Mechatroniker-Azubis Christian Ostertag (links) und Eric Maier beim Check-Out am Ende ...
Ausbildungsleiter Hansjörg Kaltenbrunner und die Mechatroniker-Azubis Christian Ostertag (links) und Eric Maier beim Check-Out am Ende der Impfstraße in der Ausbildungswerkstatt. | Bild: Matthias Jundt