Ein großer Bauzaun teilt das Gelände ab, zwischen Erdhaufen schiebt sich ein Bagger durchs Gelände, daneben Baufahrzeuge: Dass am Villinger Krebsgraben gebaut wird, ist nicht zu übersehen.
Hier soll bis Mitte des Jahres ein neues, frei stehendes Bäckereicafé der Tuttlinger Bäckerei Schneckenburger entstehen: 220 Quadratmeter Grundfläche mit Sitzplätzen innen und auf einer Außenterrasse, kündigt Geschäftsführer Marc Schneckenburger an.

Gemeinsam mit seinem Bruder Eric leitet der Bäckermeister den Familienbetrieb in dritter Generation. Ungefähr Mitte des Jahres 2025 soll auf dem bisherigen Aldi-Parkplatz das neue Gebäude fertig sein, in dem etwa 15 Arbeitsplätze entstehen, kündigt Marc Schneckenburger an.
Aldi und die Firma Schneckenburger sind sich nicht fremd: Im Selbstbedienungsbereich des Discounters gibt es seit dem Jahr 2020 einen Teil des Schneckenburger-Sortiments zu kaufen.
Dieselben Backwaren zum kleineren Preis
Kann das funktionieren? Bei Aldi gibt es dieselben Waren der Tuttlinger Bäckerei etwas günstiger. Wenige Meter weiter in derselben Straße befindet sich bei Rewe eine Filiale der Bäckerei Krachenfels, die sich gerade in einem Restrukturierungsprozess und einer Insolvenz in Eigenverwaltung befindet.
Ein Standort mit viel Potenzial
Marc Schneckenburger ist optimistisch: „Wir sehen an diesem Standort großes Potenzial.“ Da sei zum einen die Nähe zu einem Wohngebiet, zum anderen die direkte Nachbarschaft zum Getränkemarkt Fristo und dem Discounter Aldi.
Aldi ist zugleich Vermieter des Grundstücks, auf dem die Bäckerei neu baut. Außerdem gibt es in der direkten Umgebung mehrere große Firmen. „Zugleich ist der Standort super anfahrbar“, sagt Schneckenburger.

Die Bäckerei aus Tuttlingen mit ihren rund 550 Beschäftigten ist derzeit auf Expansionskurs: In Donaueschingen und Rottweil hat man drei Filialen der insolventen Bäckereikette Sternenbäck übernommen.
Die erste von zwei Niederlassungen in Donaueschingen wurde gerade renoviert und am 11. Dezember neu eröffnet, die anderen beiden sollen Mitte Januar folgen.
Sonnenstrom für den Eigenbedarf
Und nun ein Neubau in Villingen. „Das wird ein tolles Gebäude“, kündigt der Geschäftsführer an. Den von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugten Strom werde man zu 90 Prozent selbst nutzen. „Das passt zu uns als regionale Bäckerei.“

Einer regionalen Bäckerei auf Expansionskurs – der Energiepreiskrise, dem Fachkräftemangel und den Nachwirkungen der Pandemie zum Trotz. Wie geht das, Herr Schneckenburger?
40 Prozent Umsatzeinbußen im ersten Lockdown
„Corona hat auch uns stark getroffen“, blickt der Bäckermeister zurück. Im April 2020 beispielsweise habe der Umsatzrückgang bei 40 Prozent gelegen. „Personalintensive Unternehmen wie Bäckereien halten so etwas nicht lange durch.“ Erfreulicherweise habe die Politik schnell reagiert und Hilfsprogramme aufgesetzt.
Außerdem habe man Versicherungsleistungen ausbezahlt bekommen, weil in einer Police tatsächlich wirtschaftliche Schäden aufgrund einer Pandemie abgedeckt waren – ein Glücksfall. Unterm Strich sei man mit einem blauen Auge davon gekommen.
„Wir sind dem Ganzen von Anfang an pro-aktiv begegnet.“Marc Schneckenburger, Geschäftsführer
Durch den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Rohstoffknappheit und die steigenden Energiekosten habe es die Bäckerbranche zwar nicht leicht, aber: „Wir sind dem Ganzen von Anfang an pro-aktiv begegnet.“
Etwa, indem das Sortiment zum Teil gekürzt wurde. Dennoch habe das Unternehmen in neue Standorte investiert und – was Marc Schneckenburger besonders wichtig ist – in die Menschen.
Es läuft besser als vor den Krisenjahren
„Es gab trotz allem Lohnerhöhungen, Sonderzahlungen, Mitarbeiterfeste, und wir haben auch die Corona-Boni ausbezahlt.“ Daher sei die Motivation der Mitarbeiter auch in Krisenzeiten groß, alle hätten an einem Strang gezogen. „Gefühlt geht es uns heute besser als vor der Corona-Krise.“