Keine Spätbusse mehr ab 23 Uhr: Das soll künftig auf den Hauptverkehrsachsen im Schwarzwald-Baar-Kreis gelten. Auf den Nebenachsen soll sogar schon ab 22 Uhr Schluss mit dem Busverkehr sein.
Die Kreisräte stimmten im Ausschuss für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit entsprechenden Vorschlägen der Kreisverwaltung zu. Sie fassten einen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag.
Vorbereitung auf schlechtere Zeiten
Zu der Entscheidung kam es unter dem Eindruck des zuvor festgestellten Jahresabschlusses für 2023. Der wurde zwar als erfreulich bewertet. Es wurde aber auch festgestellt, dass es die nächsten Jahre vermutlich nicht mehr gelingen wird, ein so gutes Ergebnis zu erreichen.
„Ganz wenige wissen, wie gut der ÖPNV in unserem Kreis ist“, sagte Landrat Sven Hinterseh. Das Fahrplanangebot im Busbereich, so Frank Fetzer, Leiter des Straßenverkehrsamtes, sei im Zuge der Umsetzung des Nahverkehrsplanes deutlich gestiegen. Entsprechend auch die Aufwendungen für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) und die Landeszuschüsse, die sich auf 1,2 Millionen Euro beliefen.
„Die letzten Jahre haben wir uns darüber unterhalten, was wir besser machen könnten, das war oft mit Geld verbunden“, sagte Fetzer. Bei einer Sitzung des Haushaltsgremiums seien im November nun Einsparungen im Bereich des Nahverkehrs diskutiert worden. Die Verwaltung habe nun für das Haushaltsjahr 2025 Einsparvorschläge gemacht.
So soll gespart werden
Zu ihnen gehört unter anderem die Einstellung des Ringverkehrs Brigachtal sonntags und des Panoramabusses Furtwangen Thurner von Montag bis Freitag.

Insgesamt sollen die Angebotsreduzierungen 200.000 Euro einsparen. Hinzu kommen die pauschalen Kürzungen bei den Bussen in den Abendstunden. Alles zusammen genommen seien Einsparungen in Höhe von 650.000 Euro möglich, hieß es. „Wir sind am Beginn eines Prozesses“, sagte Fetzer.
- Stichfahrt Industriegebiet Hagenmoos St. Georgen entfällt
- Ringverkehr Brigachtal sonntags ausgesetzt
- Panoramabus Montag bis Freitag (Furtwangen-Thurner) gestrichen
- Linie 640 (Villingen-Tannheim) an Samstagen mit nur einem Fahrzeug (Bedienung von Herzogenweiler und Nachsorgeklinik Tannheim zweistündlich)
- Linie 950 zwischen Ewattingen und Bonndorf in den Ferien gestrichen
- Spätbusse der Hauptachsen nach 23 Uhr
- Spätbusse der Nebenachsen nach 22 Uhr
Das sagen die Kreisräte
Michael Schmitt (CDU), Bürgermeister von Brigachtal, erklärte: „Wir müssen schauen, wo die Basis und wo die Priorisierung ist. Wir können uns das in Zukunft nicht leisten.“ Am Schülerverkehr, so betonte Schmitt, dürfe keinesfalls gespart werden.
Michael Rieger (Freie Wähler), Bürgermeister von St. Georgen, zeigte sich enttäuscht. Insgesamt drei Fahrten mit mehreren Personen seien bei einer Untersuchung der Stichfahrt ins Industriegebiet Hagenmoos St. Georgen ermittelt worden, sagte Fetzer. Dieser Verbindung soll jetzt gestrichen werden. Rieger regte an, dass kleinere Busse statt der ganz großen fahren sollten. Momentan sind 180 Busse im Einsatz, sagte Frank Fetzer. „Sonst würden wir 250 Fahrzeuge brauchen.“
Von einem „Paradigmenwechsel im ÖPNV“ sprach Armin Schott (Grüne), der anregte, dass die Busse erst ab 23.30 Uhr nicht mehr fahren sollten und schließlich den Antrag stellte, dass Verbindungen der Fahrgäste mit wichtigen letzten Zügen unter anderem aus Offenburg trotzdem weiter beibehalten werden sollten. Doch eine Mehrheit lehnte das anschließend ab.
„Wir sollten das mal ausprobieren“, sagte Kerstin Skodell (SPD), die die Streichung der späten Busse dennoch als schmerzlich empfand.
„Wir tragen den Vorschlag mit“, erklärte Frank Bonath (FDP), der den kostenlosen Busverkehr in VS ansprach, der trotzdem Kosten verursache und Auswirkungen habe. „Kostenlos ist nichts, das wird immer ein Zuschussbetrieb bleiben“, meinte Frank Fetzer dazu.
Oliver Freischlader (SPD) sagte, der ÖPNV sei ein emotionales Thema und schlug vor, noch einen Blick auf den Wochenendverkehr zu werfen.
Für Josef Herdner (CDU) ist der Panoramabus von Furtwangen über den Thurner nach Freiburg, der gestrichen werden soll, eine Herzensangelegenheit und ein Wunsch der Hochschule Freiburg. Mehrheitlich stimmten die Mitglieder des Ausschusses dafür, die Vorschläge der Verwaltung zur Streichung von Angeboten dem Kreistag zu empfehlen.
Und was ist mit den Fahrgästen?
Nach Einschätzung der Verwaltung haben die Einsparungen eine eher geringe Auswirkung auf die Fahrgäste. Die Angebote würden bisher nur von wenigen Passagieren wahrgenommen oder es bestünden in zumutbarer Entfernung andere Möglichkeiten, den ÖPNV zu nutzen. Auch bei der Kürzung der Betriebsdauer auf den Nebenachsen ist die Verwaltung zuversichtlich, dass es eher geringe Auswirkungen auf die Fahrgäste haben wird.
Zukunftspläne für den ÖPNV
Schließlich erarbeite die Verwaltung zusammen mit externer Unterstützung derzeit ein Konzept für ein modernes On-Demand-System im Landkreis. Also Nahverkehrsangebote auf Bestellung.
Dieses Konzept werde unter anderem Auswirkungen auf den Linien- und Rufbusverkehr haben. Darüber hinaus biete die zum Januar 2025 beschlossene Erhöhung der Ticketpreise um durchschnittlich drei Prozent Handlungsmöglichkeiten.