Ukraine-Krieg, Energiewende und Rekord-Inflation: Die Summe der Rahmenbedingungen habe dazu geführt, dass die Sparkasse Schwarzwald-Baar im Geschäftsjahr 2022 mit Herausforderungen in allen Geschäftsbereichen konfrontiert gewesen sei. So die Bilanz des Vorstandsvorsitzenden Arendt Gruben.

Jedoch: „Wir können eine solide Entwicklung des Hauses verzeichnen“, sagte Gruben bei der Vorstellung der Zahlen am 4. Mai. So sei die Bilanzsumme um 5,8 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro gestiegen; der Jahresüberschuss betrage 4,4, Millionen Euro. Die Gesamtkapitalquote der Bank halte man bei 15,2 Prozent stabil. Damit übertreffe man auch weiterhin die Anforderungen der europäischen Bankenregulierung.
Wertpapiergeschäft legt zu
Ein wesentlicher Faktor für die gute Entwicklung 2022 sei das Wertpapiergeschäft gewesen, so Gruben. Aufgrund der hohen Inflationsraten biete diese Art der Geldanlage bei langen Laufzeiten und einem breit gestreuten Portfolio noch immer die größten Chancen auf positive Renditen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) habe die Inflation lange klein geredet, anstatt sie klein zu halten, kritisierte Gruben. Die Zinswende sei aus Sicht der Sparkasse viel zu spät vollzogen worden. Dadurch habe man einen Zinsanstieg in bisher nicht gekannter Schnelligkeit erlebt.
Baufinanzierungen im Sinkflug
Auf die Baufinanzierungen der Sparkasse haben die gestiegenen Zinsen einen erheblichen Einfluss: Hier wird ein Rückgang um 75 Millionen Euro auf 285 Millionen Euro verzeichnet. Noch vor einem Jahr habe man Kredite mit einer Zehnjahreslaufzeit mit einem Zinssatz von knapp einem Prozent vergeben, blickte Gruben zurück. Nun liege man bei einem Zinssatz von rund vier Prozent.
„Machen wir uns nichts vor: Das Einkommen vieler Menschen wird auch weiterhin nicht reichen, um sich den Wunsch vom neuen Eigenheim zu erfüllen“, so Gruben.
Bei den Gebrauchtimmobilien herrsche Zurückhaltung. Die „Ich kaufe alles und zu jedem Preis“-Mentalität habe sich ab der zweiten Jahreshälfte in Zurückhaltung gewandelt. Dennoch sei es der falsche Weg, nichts zu tun. Es gelte, bestehende Finanzierungen abzusichern und durch Eigenkapitalbildung für künftige Projekte vorzusorgen. In beiden Fällen erlebe das Bausparen eine Renaissance. Auch die energetische Sanierung im Bestand werde stark nachgefragt.
Sorge um die Sicherheit
Sorgen bereite der Sparkasse Schwarzwald-Baar die Entwicklung, dass Geschäftsstellen und Geldautomaten verstärkt das Ziel organisierter Bandenkriminalität werden. „Bundesweit wurden im vergangenen Jahr mehr als 500 Geldautomaten gesprengt, in Baden-Württemberg rund 30“, verdeutlicht Florian Klausmann.

Besonders besorgt sei man um die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Anwohner der Standorte. Im Mai 2016 hatten Unbekannte einen Geldautomaten der Sparkasse im Schwarzwald-Baar-Center gesprengt. In zwei Filialen der Sparkasse – in Brigachtal und Pfaffenweiler – sei zuletzt eingebrochen worden.
Daher seien die Sicherheitseinrichtungen 2022 umfangreich erweitert worden. Auch werde überlegt, Selbstbedienungsstandorte über Nacht zu schließen – besonders, wenn diese bewohnt sind.
Wo Firmenkunden investieren
Während bei den Privatkunden Zurückhaltung dominierte, seien die Firmenkunden mit Finanzierungen und steigenden Zinsen anders umgegangen, berichtete Florian Klausmann.
Die Berater der Sparkasse hätten zahlreiche Transformationsprozesse und Digitalisierungen begleitet. Oft hätten Unternehmen ihre eigenen Lagerkapazitäten vor Ort erweitert, nachdem der Krieg in der Ukraine für Lieferengpässe gesorgt hatte.
Hilfe für Geflüchtete
Bei der Sparkasse Schwarzwald-Baar wurden 3500 neue Privatgirokonten im Bilanzjahr eröffnet, 1600 darunter von Geflüchteten aus der Ukraine. Als tausende Menschen aus der Ukraine in der Region ankamen, habe man die Mitarbeiter mit ukrainischen oder russischen Wurzeln gezielt eingesetzt, sodass den Menschen am Schalter ohne externe Dolmetscher geholfen werden konnte.