Die derzeit stark steigenden Heizkosten sorgen auf den Rohstoff-Märkten und bei den Verbrauchern für viel Nervosität. Von massiven Erhöhungen betroffen sind aber längst nicht alle Haushalte. Wir haben uns die Situation beim Heizöl, Gas und Pellets angeschaut.

Stadtwerke haben zum 1. Oktober um 0,3 Prozent erhöht

Für mehrere tausend Gaskunden in Villingen-Schwenningen und Umgebung kann Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Köngeter trotz explodierender Gaspreise an den Rohstoff-Märkten derzeit völlige Entwarnung geben. Er weist darauf hin, dass die Stadtwerke ihre Gastarife zum 1. Oktober um kaum spürbare 0,3 Prozent angehoben haben. Das heißt, dass alle Privatkunden mit einem einjährigen Liefervertrag bis Ende September 2022 Preisstabilität haben würden. Köngeter führt dies auf „die geschickte Einkaufspolitik“ seines Unternehmens zurück.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch das Gerede von einer angeblichen Gefahr für die Versorgungssicherheit in Deutschland im Bereich der Gaslieferungen findet der SVS-Geschäftsführer völlig verfehlt. „Ich mache darüber mir keine Sorgen“, betont er. In Deutschland gebe es zahlreiche Speicher in Salzstöcken, vor allem in Niedersachsen. Diese Kavernen seien gut gefüllt. Und: Die Stadtwerke, so versichert er, „haben genug eingekauft und sind auf der sicheren Seite“.

Köngeter: Beim Gast ist vorläufig keine Erhöhung geplant

Kunden mit Jahres- oder Zweijahresverträgen hätten damit eine beruhigende Preisgarantie. Aber auch jene Kunden, die sich nicht langfristig binden und im Grundversorgungstarif der Stadtwerke verbleiben, haben laut Köngeter erst einmal nichts zu befürchten. Vorläufig sei auch für diese Kundschaft keine Erhöhung geplant. Ob diese Aussage noch im Frühjahr gilt, sei aber von der weiteren Marktentwicklung abhängig.

Heizöl-Kunden sind geschockt

Lange Gesichter gibt es dagegen bei jenen Verbrauchern, die mit Öl heizen. Das sind immerhin rund ein Viertel aller Haushalte in Deutschland. Beim Heizöl haben sich die Preise für die Verbraucher in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. Bei der Karl Riegger GmbH im Industriegebiet Vockenhausen in Villingen, die Aral-Brennstoffe vertreibt, kostete der Liter Heizöl bei einer Abnahmemenge von 3000 Litern am Donnerstag, 14. Oktober, 91 Cent. „Beim Vergleich mit der letztjährigen Rechnung bekommen manche Kunden einen leichten Schock“, berichtet Inhaber Joachim Riegger.

Allerdings muss man berücksichtigen, dass der Heizölpreis vor einem Jahr mit knapp 40 Cent pro Liter auf einem langjährigen Tiefststand lag. Dazu hat die Corona-Pandemie und das warme Wetter beigetragen. Gleichwohl hat auch Joachim Riegger, der das Geschäft seit 32 Jahren kennt, nicht mit einem derartig rasanten Anstieg der Preise gerechnet. Noch zum Jahresbeginn musste er seine zehn Lkw-Fahrer in Kurzarbeit schicken. Doch spätestens mit Ende der Sommerferien gingen die Nachfrage und die Preise sprunghaft nach oben. „Seither fahren wir volles Programm“, berichtet er.

Im Dauereinsatz sind die Tankwagen der Villinger Heizölhandlung Karl Riegger, hier am Tanklager im Industriegebiet Vockenhausen. Die ...
Im Dauereinsatz sind die Tankwagen der Villinger Heizölhandlung Karl Riegger, hier am Tanklager im Industriegebiet Vockenhausen. Die Nachfrage ist derzeit rieisig und die Preise ganz weit oben. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Eine Empfehlung an die Kunden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sich mit Heizöl zu bevorraten, wagt der Brennstoffhändler nicht abzugeben. „Der Markt ist nicht einzuschätzen. Mal geht es einen halben Tag hoch, mal wieder runter“, schüttelt er nur den Kopf über die Preisausschläge. Noch habe der Rohölpreis nicht das Rekordniveau von 2014 mit hundert Dollar pro Barrel erreicht. Derzeit kostet das Fass Öl je nach Marke zwischen 83 und 86 Euro. Wohin die Preisspirale aber geht, sei nicht absehbar. „Ich denke, dass sich die Lage spätestens bis Frühjahr wieder entspannen wird“, vermutet Riegger.

Schwieriger Markt bei Pellets

Von einer „schwierigen Marktsituation bei Rohstoffen“ spricht Uwe Kammerer von der Firma Schwarzwald-Briketts in Königsfeld. Diese Aussage bezieht der Händler explizit auf die Beschaffung von Holzpellets und -briketts. Kammerer verkauft auch Brennholz verschiedener Art, das er vor Ort einkaufen kann.

Uwe Kammerer verzeichnet massiven Preisanstieg

Beim heimischen Brennholz, berichtet er, seien die Preise nur leicht angestiegen. Doch bei der Beschaffung von Pellets und Holzbriketts gebet „große Schwierigkeiten“, vor allem bei der Bestellung von Sackware. Hier verzeichnet er einen massiven Preisanstieg von 15 bis 20 Prozent gegenüber dem letzten Jahr. Derartige Preissprünge habe er in den letzten 14 Jahren, in denen er das Unternehmen betreibt, noch nicht erlebt.

Rohstoffe werden knapp

Ursache dieser Entwicklung: Zum einen werden Pellet-Heizungen vom Staat massiv gefördert. Allein in diesem Jahr rechne die Branche mit einem Zuwachs um 50.000 neu installierter Pelletheizungen. Doch die Pelletproduktion halte mit diesem massiven Ausbau kaum Schritt, die Rohstoffe werden knapp.

Holzpellets in Säcken sind derzeit offenbar Mangelware. Die Preise sind stark gestiegen. Ein Händler vermutet, dass die Rohstoffe ...
Holzpellets in Säcken sind derzeit offenbar Mangelware. Die Preise sind stark gestiegen. Ein Händler vermutet, dass die Rohstoffe derzeit auch künstlich verknappt werden, um die Preise hochzuschrauben. | Bild: Charlotte Fröse

Kammerer spricht aber noch von einer zweiten Ursache der galoppierenden Preise: Bei manchen Herstellern, sagt er, werde „derzeit gepokert, um das Maximale herauszuholen“. Einige hätten die Lager voll, hielten aber die Ware in Erwartung steigender Preise zurück. Die Rohstoffe würden künstlich verknappt, um Reibach machen zu können.

„Wenn es bald schneit, wird es noch mal einen Preisschub geben und sich die Lage zuspitzen.“
Uwe Kammerer

Mit dem Kodex des „ehrbaren Kaufmanns“ habe dieses Spekulantentum nicht mehr viel gemein, findet er. Ob es tatsächlich noch zu weiteren Preiserhöhungen kommen wird, hängt nach seiner Einschätzung jetzt vor allem vom Wetter ab. „Wenn es bald schneit, wird es noch mal einen Preisschub geben und sich die Lage zuspitzen.“