Mitten hinein in die Freude über den stetigen Spendenzufluss aus der großen SÜDKURIER-Weihnachtsaktion platzt in der Tannheimer Nachsorgeklinik jetzt eine Erkenntnis. Corona schlägt noch immer mächtig in die Bilanzen, die Sorgen bei der Klinikleitung sind nicht gering.

Das dritte Corona-Jahr steht vor der Tür und bislang ist die Tannheimer Klink mit Höhen und Tiefen durch die zurückliegenden zwei Corona-Jahre gesegelt. Zu den Höhen zählen die beiden Klinik-Geschäftsführer die „herausragende Spendenbereitschaft der SÜDKURIER-Leser“, wie sich Roland Wehrle ausdrückt, Und Thomas Müller zeigt dankbar auf eine Liste, in der die vielen Einzelüberweisungen aus dem ganzen SÜDKURIER-Land zwischen Friedrichshafen und Lörrach aufgelistet sind.
Spannung auf das große Spendenergebnis
In der kommenden Woche ist Kassensturz auf dem SÜDKURIER-Spendenkonto und dann wird es spannend. Welche Summe kam dieses Jahr zusammen für das große, neue Projekt – den Bau eines Kinderhauses auf dem Klinikgelände.
In die Vorfreude hinein mischen sich bei den beiden Chefs der Einrichtung auch tiefgehende Erkenntnisse aus der Arbeit mit der Jahresbilanz des Hauses. Die Viruskrise reißt hier nach wie vor Löcher, weshalb das so ist, macht auch klar, wie umwälzend in vielen Bereichen die Folgen der Infektionslage sind.
Sorge vor der Ansteckung
Wehrle und Müller schilderten jetzt Mitte Januar zusammenfassend Erfahrungen aus den letzten Wochen, als in der Region Schwarzwald-Baar die Inzidenzzahlen besonders hoch waren. „Wir hatten etliche Absagen zu verkraften“, sagt Roland Wehrle. Und Thomas Müller erklärt: „Das kam leider fast immer so kurzfristig, dass wir keine Chance mehr hatten, die leeren Zimmer zu füllen. Viele Patienten hatten teils blanke Angst, sich entweder auf der Anreise oder hier in der Region zu infizieren.“
Wehrle und Müller haben großes Verständnis und verweisen auf die Lage der Betroffenen, die immer schwer krank und somit grundsätzlich hoch gefährdet bei Infektionen aller Art sind. Wehrle unterstreicht: „Das sind alles Menschen, die teils bis zu einem Jahr auf die Reha gewartet haben, da fällt die Absage sehr, sehr schwer.“
Die Folgen dieser Sorgen sind groß
Für das Tannheimer Haus sind solche Absagen auch eine betriebswirtschaftliche Rechnung. Zehn bis zwölf Prozent der Patienten seien im Schnitt pro Reha-Staffel nicht angereist. Über das Jahr gerechnet summiere sich das auf den Ausfall einer kompletten Klinikbelegung für eine vierwöchige Therapiedauer, erklären die beiden Klinik-Chefs weiter. Und Thomas Müller hat dazu auch die Zahl: „Das heißt für uns in der Summe einen Ausfall von 700.000 bis 750.000 Euro.“
Die Lage beim Personal ist angespannt
Wie in vielen anderen Unternehmen auch, sei auch in der Nachsorgeklinik zu spüren, dass sich beim Personal die private Welt verändert habe, schildert Thomas Müller. Dies liege an unterschiedlichen Faktoren, betont Roland Wehrle.
„Wir müssen auch feststellen, dass immer wieder jemand kündigen muss, weil er zuhause eine zu angespannte Lage hat, sei es mit Kindern oder mit Senioren“, so Wehrle weiter. Eine „große Erleichterung für uns alle hier“ sei deshalb die nun definierte Verkürzung der Quarantänezeiten. „Das hilft uns ein bisschen weiter“, ergänzt Wehrle.
Bis zum 15. März 100 Prozent geimpft
Doch die nächste Klippe beschäftige das Haus bereits: „Bis zum 16. März müssen bei uns alle Mitarbeiter geimpft sein – glücklicherweise haben wir eine Impfquote von fast 100 Prozent“, so Wehrle weiter. Es gebe wenige Einzelfälle, bei denen noch Gespräche geführt würden. Es gehe dabei immer um Ängste und Sorgen, erklärt der Geschäftsführer weiter, der betont, dass niemand gedrängt werde.
Die Vorgaben sind hier eisern
Nur: Die Rahmenbedingungen seien glasklar und unmissverständlich. Ob es am Schluss zu Kündigungen kommen müsse, sei noch offen. „Wir hoffen es nicht“, unterstreicht Wehrle. Zusammen mit Thomas Müller setzt er darauf, dass das Tannnheimer Team zusammen bleiben kann. Jede einzelne Hand werde gebraucht, ob in der Pflege oder bei den Ärzten und in der Verwaltung, heißt es abschließend.