Selbst ein negatives Testergebnis hilft im Lockdown für Ungeimpfte nicht weiter. Sie können zwar in Geschäften und Märkte, die der Grundversorgung dienen, einkaufen, doch die restlichen Läden dürfen selbst mit negativem Testergebnis nicht mehr überall einkaufen. Der SÜDKURIER hat nachgefragt, wie Geschäfte der Region sich auf diese neuen Regeln einstellen und ob Kunden deshalb fern bleiben.
Ungeimpfte gehen nicht leer aus
Sabine Hauser von der Buchhaltestelle in VS-Villingen kommt mit der neuen Situation am Montag gut zurecht. Das 3G-Schild am Eingangsbereich hat sie kurzerhand mit einer provisorisch abgeklebten 2G-Version ersetzt. Über Probleme und wegbleibender Kundschaft kann sie sich nicht beklagen. „Unsere Kunden sind gut vorbereitet und wir haben viele Stammkunden“, sagt sie.
Die meisten davon könnten einen 2G-Nachweis erbringen. In der vergangenen Woche seien aber auch einige Kunden mit Testnachweisen da gewesen. Die sich laufend ändernden Zugangsbeschränkungen immer akkurat zu kontrollieren sei zwar aufwendig, so Hauser, dennoch ist sie froh darüber, dass Einzelhändler überhaupt noch geöffnet haben dürfen. „Ein weiterer Lockdown wäre fatal.“
Damit auch Ungeimpfte jetzt weiter einkaufen können, bietet die Buchhaltestelle einen Abholservice an. „Kunden bestellen zum Beispiel telefonisch. Wir bereiten alles vor und die Übergabe findet dann draußen vor dem Geschäft statt“, erklärt Hauser. Ebenfalls im Angebot ist ein Lieferservice. Kunden können sich Bestellungen per Fahrradkurier bequem nach Hause liefern lassen.
Ganz reibungslos geht es aber auch in Buchladen nicht. Ab und an müssten auch sie und ihre Mitarbeiter sich Diskussionen über geltende Corona-Regeln stellen. Erfahren hat sie von den jüngsten Änderungen am Wochenende aus den Medien. Aber auch vom Gewerbeverband Oberzentrum, dem Handelsverband sowie von der IHK werde man immer gut und zeitnah mit Informationen versorgt.
Fünf von 60 Filialen betroffen
Benedikt von Graes ist Geschäftsführer der Schuhhandelskette Schuh Schweizer, die seit vergangenem Jahr auch eine Filiale in zentraler Lage in VS-Villingen betreibt. Er schildert die Sicht einer überregionalen Handelskette: „Aktuell ist es wieder eine große Herausforderung nach einer relativ entspannten Zeit davor.“ 60 Filialen zahlen zum Firmennetzwerk. „Fünf davon sind aktuell von unterschiedlichen 2G-Landkreisverordnungen betroffen“, so der Geschäftsführer. Und ab Mittwoch gelte die 3G-Regel am Arbeitsplatz. „Davon sind dann 60 Filialen betroffen.“
Und die Regelungen würden zudem laufend und schnell ändern. So blieb am Montag auch den Mitarbeitern in der Villinger Filiale nur die Möglichkeit, das Schild am Eingang zu überkleben. „So schnell lassen sich keine neuen Schilder drucken“, erklärt von Graes, der nun auf eine klare, einheitliche Corona-Verordnung hofft, auf die man sich besser einstellen könne, als auf die vielen lokalen Einzellösungen.

Kunden sind verunsichert
„Wir haben große Probleme“, sagt Suncica Ilic vom Modegeschäft Schwarzwald Pavillon in Bad Dürrheim. Bereits in der vergangenen Woche habe sie einen deutlichen Rückgang der Kunden bemerkt. Die habe sich am Montag fortgesetzt. „Wobei ich nicht weiß, ob es heute auch ein wenig am Wetter liegt“, sagt Ilic auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Geschäftsführerin vermutet, dass viele ihrer Kunden vielleicht Angst hätten, sich beim Einkaufen trotz Impfung mit Corona zu infizieren, auch wenn die meisten ihrer Kunden geimpft seien.

Zuletzt habe sie gar keine Kunden gehabt, die mit einem negativen Testergebnis zu ihr kamen. Bleiben ihre meist älteren Kunden auch in den kommenden Tagen fern, „dann muss ich mir etwas überlegen“, blickt sie nach vorne. Die Möglichkeiten wären ein Abholservice oder ein Lieferservice. „Auch wenn das nicht viel bringt“, so Ilic mit Blick zurück auf ihre Erfahrungen in den Lockdowns.
Online-Shop in Arbeit
Stefanie Linkenheil hat ihr Geschäft „little Life“ in St. Georgen, das vor allem Babybekleidung führt, erst im Oktober geöffnet. Schon früh in ihrer Selbstständigkeit muss sie sich jetzt also mit den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie befassen. Seit Montag gilt auch in ihrem Geschäft 2G. Zwar gelten Babyfachmärkte laut Corona-Verordnung zur Grundversorgung, darunter würden aber wohl nur wenige Produkte ihres Sortiments fallen.
Sie sei mittendrin, setze deswegen auf 2G, um auch wirklich das ganze Sortiment verkaufen zu können. „Die Kunden haben Verständnis. Es war klar, dass Einschränkungen kommen würden“, sagt sie. Zudem arbeite sie an einem Online-Shop, um ihre Kunden auch dann noch erreichen zu können, wenn die Einschränkungen noch größer werden sollten. Schon jetzt stelle sie fest, dass weniger Kunden unterwegs sind.

Kunden haben viel Verständnis
Für Ute Scholz, Mitarbeiterin der Buchhandlung Haas in St. Georgen, ist am Montag ebenfalls damit beschäftigt, Nachweise zu kontrollieren. „Die Kunden haben ganz viel Verständnis“, sagt sie. Schließlich könne der Handel nichts für die Situation, das sei allen klar. Die Umsetzung der neuerlichen Einschränkungen bedeuten für die Buchhandlung aber auch viel Aufwand, so Ute Scholz.

Sie hofft, dass diejenigen, die jetzt nicht mehr in den Laden kommen dürfen, ihre Bücher vorbestellen und dann abholen. Das sei weiterhin für alle erlaubt. Denn in der vergangenen Woche, als noch die 3G-Regel im Einzelhandel galt, habe es noch einige Kunden gegeben, die mit einem Test zum Einkaufen gekommen sind.
Bloß kein weiterer Lockdown
„Unsere Kunden wussten am Montagmorgen Bescheid“, sagt Andrea Schneider von der Parfümerie Butta in Donaueschingen. Allerdings seien es etwas weniger gewesen als normalerweise zum Wochenstart. Eventuell habe da der erste Wintertag eine Rolle gespielt. Bis Samstag lief das Geschäft gut. Persönlich ist ihr die 2G-Regelung angenehmer. „Ein weiterer Lockdown wäre das Schlimmste für die Stadt.“

Wer kam, sei auf die Situation eingestellt gewesen und habe seinen Impfstatus unaufgefordert vorgezeigt. „Bei 2G habe ich zudem keine Diskussion rund um das Thema Test“, beschreibt sie einen entspannteren Ablauf am Eingang. Ungeimpfte Kunden könne sie vor der Tür bedienen. Da gäbe es verschiedene Modelle des Einkaufs. Gewünschtes könne sie vor die Tür legen, der Kunden könne überweisen, auch ein Päckchen zu bringen oder zu verschicken sei möglich. „Das war heute auch schon mal der Fall. Es war ein Weihnachtsgeschenk“, sagt sie.
Eine merkwürdige Erfahrung
Patrick Schmoll, Inhaber des gleichnamigen Donaueschinger Herrenmodengeschäfts, hat eine merkwürdige Erfahrung gemacht: Seit am vergangenen Mittwoch die Beschlüsse der Landesregierung bekannt wurden, habe kein auf einen Test angewiesener Kunde mehr seinen Laden betreten. „Das haben wir gespürt.“ Wer gekommen ist, hat sich problemlos ausgewiesen.

Inzwischen hat Schmoll die Sorge, es könne zu einer Ungleichbehandlung geben: etwa wenn ungeimpfte Kunden noch in den Kreisen Rottweil oder Tuttlingen einkaufen dürfen. Ein weiterer Weg sei bei teureren Anschaffungen, etwa bei einem Anzug, durchaus normal. Eine landeseinheitliche Regelung sei ihm deshalb wichtig. Der Montag sei eher schwach, aber das könne am Wetter liegen. „Eine Einschätzung erlaube ich mir erst nach etwa zehn Tagen.“ Wenn er mit Kunden spreche, werde 2G befürwortet. Auch um einen weiteren Lockdown, schlimmstenfalls kurz vor den Festtagen, zu vermeiden