Seit vergangenem Dienstag dürfen Apotheken Corona-Impfstoffe beziehen und allen Menschen über zwölf Jahren spritzen. Der Vorteil liegt auf der Hand: „Ein niederschwelliger Zugang und gerade im ländlichen Raum ein schnelleres Voranschreiten der Impfkampagne, da mehr Termine zur Verfügung stehen“, erklärt Katina Lindmayer, Sprecherin der Landesapothekerkammer. Doch welche Apotheken wollen Impfungen überhaupt anbieten? Und wann wird es soweit sein?
Impfstart könnte sich noch verzögern
Ob in der Sonnen- und der Rathaus-Apotheke in Donaueschingen künftig geimpft wird, ist noch nicht ganz klar. Inhaber Michael Ernst berichtet: „Wir warten noch ab, wie die Voraussetzungen zum Impfen für Apotheker genau aussehen werden.“
Zwar gebe es einen groben Rahmen und einen engen Austausch mit der Landeskammer und der Kassenärztlichen Vereinigung. „Aber noch ist nichts spruchreif“, sagt er. Doch wenn er Impfungen anbieten werde, dann in der Humboldtstraße, wo auch die Schnelltests aktuell stattfinden.

„Es wird mindestens einen Monat dauern“
In zwei Wochen, wie von der Regierung gewünscht, sei es aber auf keinen Fall schon so weit. „Die Umsetzung wird mindestens einen Monat dauern. Die Leute werden schon wieder aufgescheucht, bevor Details zur Umsetzung abgesprochen worden sind“, kritisiert Ernst das öffentliche Vorpreschen der Politik.
An Schulungen werde er erst teilnehmen, wenn die konkreten Vorgaben für Apotheken klar sind. „Grundsätzlich finde ich es aber gut, die Apotheken mit ins Boot zu holen, weil wir noch niedrigschwelliger sind als Arztpraxen oder mobile Impfteams“, sagt er.

Impfen in Apotheken? „Schnellschuss der Regierung“
Peter Meess, Inhaber der Hof-Apotheke, stimmt zu: „Es wurde ja erst bekannt gegeben, dass wir mitmachen sollen. Das ‚Wie‘ müssen wir uns jetzt erst einmal in Ruhe anschauen.“ Bislang sei das nur ein „typischer Schnellschuss unserer Regierung“ gewesen. Er denke, dass es in ein bis zwei Wochen genauere Vorgaben geben werde. „Wenn es für uns machbar ist, dann impfen wir gerne“, sagt er.
Umsetzung noch nicht endgültig klar
„Stand heute sind noch nicht alle Rahmenbedingungen final geklärt“, bestätigt Katina Lindmayer von der Apothekerkammer. Für die Berechtigung müssten Apotheker aber in jedem Fall in einer Selbstauskunft mitteilen, dass sie die Voraussetzungen für eine Impfung erfüllen.
Dafür gebe es ein Mustercurriculum der Bundesapothekerkammer für die notwendigen ärztlichen Schulungen Apotheker. Wann die Impfungen starten können, sei noch nicht sicher.
St. Georgen: Impfbeginn Anfang Februar möglich
Bernhard Lobmeier rechnet dennoch mit baldigen Impfungen in seiner Rathaus-Apotheke in St. Georgen. „Ich denke, dass wir Anfang oder Mitte Februar starten können“, sagt er. Termine werde es dann aber nur zu bestimmten Zeiten und mit Voranmeldungen geben, nicht im laufenden Betrieb. Die Räumlichkeiten in der Apotheke seien aber vorhanden.

Auch PCR-Tests in Apotheken künftig möglich
Hingegen plant Daniela Behrendt, deren Familie die Apotheken Klosterring, Delta, Mozart und Berthold in Villingen-Schwenningen betreibt, keine Impfungen: „Wir wollen den Ärzten – salopp gesagt – nicht ins Handwerk pfuschen.“ Denn die würden das lieber selbst machen.
„Außerdem bieten wir seit Dienstag auch PCR-Tests für Menschen mit einem positiven Schnelltest an. Darauf wollen wir uns erst einmal konzentrieren“, erklärt sie.

Streit um Kompetenzen mit Ärzten
Ins gleiche Horn stößt Andrea Kanold, Inhaberin der Johannis- und der Salinen-Apotheke in Bad Dürrheim: „Die Kompetenzen sollten klar getrennt bleiben: Wir Apotheken geben die Medikamente aus und die Ärzte behandeln.“ Solange die Ärzte damit einverstanden sind, finde sie es grundsätzlich aber in Ordnung, die Apotheken mit ins Boot zu holen.
Sie selbst plant dennoch keine Impfungen. Denn, erklärt sie, „in Bad Dürrheim gibt es bereits zwei Impfzentren und die Ärzte, daher sollten die Impfungen auch ohne uns schnell voranschreiten.“ Zudem seien ihre Apotheken personell wegen der Corona-Tests ohnehin ausgelastet.