Erst die Unterschriftenaktion am Samstag in der Innenstadt, nun eine Mahnwache vor dem Rathaus – der Protest gegen die Kritiker der Corona-Eindämmungsmaßnahmen, die seit Wochen immer montags durch Villingen laufen, wird intensiver. Am Montag haben die „Omas gegen Rechts“ eine Mahnwache vor dem Rathaus abgehalten.
„Wir haben uns im Vorfeld alle geärgert, dass von Spaziergänge gesprochen wird und nicht von Demonstrationen. Und dass viele Menschen nichts dagegen sagen. Der Großteil der Menschen lässt sich impfen und akzeptiert die Maßnahmen im Großen und Ganzen. Wir wollen auch ein Gegengewicht zu den sogenannten Spaziergängern bilden“, sagt Oma Bärbel. Weil sie Angst vor Repressalien habe, möchte sie ihren Nachnamen nicht nennen.

Das Recht auf Demonstrieren sei wichtig, es gehe aber nicht, sich mit Rechten gemein zu machen. Außerdem solle man doch eine Maske tragen, sagten die Omas.
Zwischen zehn und 15 aktive Mitglieder haben die „Omas gegen Rechts“, zwischen 40 und 50 kämen immer mal wieder zu Aktionen zusammen, so Oma Bärbel weiter. Am Montag waren etwa zehn „Omas“ zum Villinger Rathaus gekommen. Abgehalten worden war eine Mahnwache für die Opfer der Corona-Pandemie. Diese sollte, so die „Omas“, still vonstatten gehen. Etwa 30 Passanten zeigten ihre Solidarität mit den „Omas“ und harrten ebenfalls von 18 bis 20 Uhr vor dem Rathaus aus.
Mahnwache war angemeldet
Die Mahnwache war, anders als die montäglichen als Spaziergänge getarnten Corona-Demos, bei der Stadt angemeldet – unter den üblichen Vorgaben: „Wir tragen Masken, halten Abstand, es gibt eine Versammlungsleiterin“, so Oma Bärbel. Mit der Aktion wollten die „Omas“ auch zeigen, dass sie der Wissenschaft vertrauen. Oma Bärbel: „Inzwischen gibt es sehr viele Studien, die die Wirksamkeit der Impfstoffe attestieren. Dann muss ich mich darauf verlassen, was Experten sagen. Damit sind wir bis jetzt gut gefahren.“
Genutzt werden durfte die Stelle vor dem Rathaus, an der die Corona_Demonstranten üblicherweise Grablichter aufstellen, bis zur Mitte des Platzes gegenüber dem Kircheneingang. Zum Aufeinandertreffen mit Corona-Demonstranten kam es nur vereinzelt. Als etwa eine Frau ihr Licht neben den „Omas“ abstellen wollte, wurde sie vom Anti-Konflikt-Team der Polizei darauf hingewiesen, den angemeldeten Mahnwachenort zu verlassen. Das tat die Frau auch nach kurzer Diskussion.

Zum Aufeinandertreffen beider Seiten kam es auch, weil viele Corona-Demonstranten aus den vergangenen Wochen gewohnt waren, ihre Kerzen vor dem Rathaus abzustellen. Als sie merkten, dass der Platz besetzt war, kehrten viele um. Ihr Ziel: die Rietstraße.
Dort nämlich hatten sich die Demonstranten am Ende ihres Laufes versammelt. Insgesamt waren es nach Polizeiangaben etwa 800, die am Montag gekommen waren. Einmal wurden die Teilnehmer laut, als plötzlich Applaus aufbrandete. Als die Polizei daraufhin androhte, die Maskenpflicht, die fast keiner der Demonstranten einhielt, überprüfen und ahnden zu wollen, zerstreute sich die Menge.
Die Rietstraße wird wohl auch in der kommenden Woche der Ort sein, an dem sich die Demonstranten versammeln werden. Denn: Die „Omas gegen Rechts“ haben schon jetzt angekündigt, auch an den nächsten Montagen vor dem Rathaus Mahnwachen abhalten zu wollen. Dass das Vorhaben eine Provokation darstelle, wie es vonseiten der Demonstranten hieß, können die Omas nicht nachvollziehen, sie sagen: „Im Gegensatz zu den Demonstranten ist unsere Mahnwache angemeldet.“