Schwarzwald-Baar – Seit Mitte Oktober steigen die Infektionszahlen im Landkreis kontinuierlich an. Mit einem großen Ausbruch nach einem Gottesdienst einer Schwenninger Freikirche beschleunigte sich der Anstieg zusehends. „Insgesamt 89 Infektionen lassen sich darauf zurückführen“, erklärt Jochen Früh, der Leiter des Gesundheitsamts. Dieser Trend setzte sich fort.

Das könnte Sie auch interessieren

Immer mehr Schulen, Kindergärten oder Pflegeeinrichtungen haben mit Corona-Infektionen zu kämpfen. Daran konnte auch die neue Corona-Verordnung bislang nichts ändern. Über Tage hinweg lag der Sieben-Tages-Inzidenzwert für Corona-Neuinfektionen über der Hotspot-Marke von 200. „Dagegen wollen wir etwas tun“, begründet Landrat Sven Hinterseh die jetzt beschlossenen Maßnahmen (wir berichteten).

Das könnte Sie auch interessieren

Einschränkungen: Zu den ab Samstag geltenden Maßnahmen gehört unter anderem eine generelle Maskenpflicht in den Innenstädten von Villingen, Schwenningen und Donaueschingen, auf Friedhöfen sowie im Umkreis von Schulen und Kindergärten.

Bild 1: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Müller, Cornelia
Bild 2: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Fröhlich, Jens

Außerdem gilt ein nächtliches Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen. Öffentlich und privat dürfen sich Angehörige des eigenen Haushalts mit maximal einer weiteren Person treffen. Nicht mitgezählt werden dabei Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren.

Bild 3: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Fröhlich, Jens

Veranstaltungen aller Art sind untersagt. Die Regelung gilt vorerst bis 20. Dezember. Liegt der Inzidenzwert sieben Tage lang unter 200, tritt die Verfügung früher außer Kraft. „Wir können aber heute noch nicht sagen, was nächste Woche ist“, relativiert Hinterseh den zeitlichen Rahmen.

Bild 4: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Bernhardt, Alexander

Regionale Hotspots: Aktuell sollen sich im Landkreis 4500 Personen in Quarantäne befinden, was nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft habe, gibt Hinterseh zu bedenken. Vor allem Corona-Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen machen den Verantwortlichen derzeit Sorgen. „Elf Einrichtungen in der Region sind betroffen, fünf davon stärker, mit 60, 47, 27, 18 und elf Corona-Fällen“, berichtet Früh. In zwei Behinderteneinrichtungen habe es ebenfalls Ausbrüche gegeben mit 65 und 20 Fällen. Das führe dazu, dass Pflegekräfte knapp werden, ergänzt Hinterseh. „Viele Übertragungen finden auch innerhalb der Familien statt“, führt Früh weiter aus. Hinzu kommen zahlreiche Kindergärten mit zusammen 16 Fällen und Schulen mit 36 Fällen.

Das könnte Sie auch interessieren

Ausgangsbeschränkungen: Ausgangssperren bleiben dem Landkreis vorerst erspart. Die vom Sozialministerium angekündigte Maßnahme für Corona-Hotspots mit Inzidenzwerten von über 200, sei der Kreisverwaltung bis Freitagmorgen nur als Entwurf vorgelegen, teilt Hinterseh mit. Der Erlass soll am Nachmittag zugestellt worden sein, so das Ministerium. Der Entwurf sehe vor, dass Ausgangsbeschränkungen erst dann verbindlich werden, wenn der Inzidenz-Wert drei Tage lang die 200er Marke überschreite. „Damit betrifft uns das noch nicht. Am Donnerstag lag unser Wert bei 195,3“, erklärt Hinterseh.

Eigeninitiative: Weshalb der Landkreis, wie auch der Kreis Tuttlingen, nun selbst aktiv wird, begründet der Landrat so: „Wir wollten nicht länger abwarten.“ Er nahm damit Bezug auf andauernde Verhandlungen über eine Hotspot-Strategie im Land, die festlegt, wie auf hohe Inzidenz-Werte reagiert wird. „Bis heute liege kein Beschluss vor“, kritisiert er. Und das, obwohl seit der Ministerkonferenz Ende November und der Corona-Verordnung vom 1. Dezember darüber verhandelt werde.

Bild 5: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Fröhlich, Jens

Glaubensgemeinschaften: Weiterhin erlaubt sind Veranstaltungen von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Ein Verbot in diesem Bereich sei verfassungsrechtlich nicht möglich. Allerdings habe man sich mit blick auf den ausbruch bei einer Freikirche auf eine Maskenpflicht bei solchen Veranstaltungen geeinigt.

Kontrollen: Oberbürgermeister Jürgen Roth appellierte an die Bürger, die Maßnahmen zu akzeptieren, wenn auch mit einer Faust in der Tasche. „Wir machen das nicht zum Spaß.“ Es gehe darum, den Trend zu stoppen, damit Weihnachten unter gelockerten Bedingungen gefeiert werden könne.

Bild 6: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Fröhlich, Jens

Zustimmung gab es von Donaueschingens OB Erik Pauly, der sich zuversichtlich äußerte: „Das Gute ist, wir sind nicht hilflos und können etwas unternehmen.“ Bereits am Wochenende sollen Kontrollen stattfinden. Die Mission dabei soll vor allem Aufklärung sein.

Bild 7: Warum der Landkreis verschärfte Maßnahmen beschlossen hat – OB-Roth: „Wir machen das nicht zum Spaß“
Bild: Fröhlich, Jens

„Oft reicht ja bereits ein Fingerzeig“, so Roth. Uneinsichtige Menschen müssten jedoch mit Strafen rechnen.