Wenn Surya Widana, Dede Rahaya und Sona Sabupra die Gäste beim Betreten des Gasthauses Staude im Triberger Ortsteil Gremmelsbach begrüßen, die Bestellung des Gastes am Tisch aufnehmen oder die Getränke und Speisen servieren, haben die drei Indonesier stets ein Lächeln im Gesicht. Und das ist keine aufgesetzte Berufsfreundlichkeit, wie sie mancherorts anzutreffen ist.
Das Lächeln ist echt und herzlich und ein Teil ihrer südostasiatischen Kultur. Und genau da bemerken die Männer auch den Unterschied zur europäischen, oder besser, zur Schwarzwälder Kultur.
Kulturelle Unterschiede
„Bei uns in Indonesien reicht ein Lächeln zur Begrüßung. Hier muss man auch ‚Grüß Gott‘ sagen“, sagt Surya Widana, der im gleichen Hotel wie Sebastian Fleig in Dubai war und bereits seit fünf Jahren im Gasthaus Staude arbeitet. Mit ihrer Freundlichkeit bringen die drei jungen Indonesier eine Eigenschaft, die gutes Servicepersonal ausmacht, also gleich von Haus aus mit.

Und wie kommt es, dass sie aus Südostasien in den Schwarzwald gegangen sind, um dort in einem Traditionsgasthaus im Service zu arbeiten? Weil das Gasthaus Staude in Gremmelsbach neue Wege geht, um dem anhaltenden und sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel im Gastronomiebereich zu begegnen, damit die Gäste gewohnt zuvorkommend und gut bedient werden.
Zunächst kam Surya Widana ins Gasthaus Staude. Da die Inhaber Rolf und Heidi Fleig und Sohn Sebastian, mit ihm durchweg positive Erfahrungen gemacht haben, haben sie im vergangenen Jahr weitere Arbeitskräfte aus Indonesien angefragt.
„Das geht sehr einfach über ‚Aulid‘, eine Art Vermittlungsagentur mit Sitz in der indonesischen Hauptstadt Jakarta, die junge Menschen als Auszubildende aus Süd- und Südostasien vermittelt“, erklärt Sebastian Fleig.
Zehn Jahres Auslandserfahrung in Dubai
Er weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, im Ausland zu arbeiten. Sebastian Fleig sammelte mehrere Jahre Berufserfahrung in anderen Ländern, unter anderem in der Schweiz und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort war er zehn Jahre in einem Hotel in Dubai, ehe er als Restaurantchef in den elterlichen Betrieb im Schwarzwald zurückkehrte.
Seit einem halben Jahr sind nun Dede Rahaya und Sona Sabupra als Auszubildende für ihren künftigen Beruf als Fachleute für Restaurant- und Veranstaltungsgastronomie auf der Staude. „Es gefällt uns sehr gut“, sagen sie.
Kostenlose Bildung überrascht
Vor allem das kostenlose Schulsystem habe sie überrascht. Sie haben sich bei Aulid gemeldet, weil sie gerne im Ausland und ganz speziell in Deutschland arbeiten wollten. Wenngleich sie über Deutschland zuvor nicht allzu viel wussten. „Wir kannten nur Oktoberfest und die Automarke Mercedes Benz“, sagen sie freimütig.
Bevor die jungen Arbeitskräfte zur Ausbildung nach Deutschland kommen konnten, lernten sie in Indonesien zunächst gute deutsche Sprachkenntnisse auf B1-Niveau.
Spätzle als exotisches Erlebnis
In Deutschland angekommen, wartete erst einmal eine ganz andere Herausforderung auf die jungen Männer: das Essen. Ein besonderes Erlebnis sei gewesen, als sie zum ersten Mal Spätzle gegessen haben. „So etwas gibt es bei uns nicht“, lachen Dede Rahaya und Sona Sabupra. Heute sind Spätzle mit Soße ihr erklärtes Lieblingsgericht.
Die Servicekräfte aus Indonesien lieben den Kontakt zu den Gästen. Auch wenn sie praktisch von jedem Gast nach ihrer Herkunft gefragt werden, und sie diese Frage immer bereitwillig und mit einem Lächeln beantworten.
Auf Java leben die Menschen dicht gedrängt
Mittlerweile fühlen sich die jungen Männer im Schwarzwald fast schon heimisch und sie genießen es, dass hier nicht so viele Menschen auf einem Fleck leben. „Bei uns auf der Insel Java leben 100 Millionen Menschen. Da ist nichts mit Privatsphäre.“ Nur manchmal plagt sie das Heimweh. „Aber wir haben über das Internet täglich Kontakt mit unseren Familien“, sagt Dede Rahaya.
Der erste Schnee ihres Lebens
Dann erzählen sie, was sie an ihren freien Tagen machen. „Wir nutzen den öffentlichen Nahverkehr und fahren nach Freiburg, Karlsruhe oder Villingen zum Shoppen.“ Und gerne erzählen sie ihren Familien zuhause, dass sie den ersten Schnee ihres Lebens gesehen haben. „Wir waren auch schon Schlitten fahren“, sagen sie. Und lachen.
„Die Menschen müssen sich darauf einstellen, dass der Schwarzwald bunter wird.“Sebastian Fleig, Gasthaus Staude Gremmelsbach
Noch sind Beschäftigte aus fernen Ländern die Ausnahme in der Gastronomie. Sebastian Fleig ist jedoch überzeugt, dass sich das angesichts des Fachkräftemangels ändern wird.
„Die Menschen müssen sich darauf einstellen, dass der Schwarzwald bunter wird. Ich kenne kein Hotel oder Restaurant im Umkreis, das keinen Fachkräftemangel hat“, sagt er.
Pionier im Schwarzwald-Baar-Kreis
Noch ist das Gasthaus Staude nach eigenen Angaben der erste Gastronomiebetrieb im Schwarzwald-Baar-Kreis, der auf indonesische Mitarbeiter setzt. Weil Sebastian Fleig bislang durchweg positive Erfahrungen gemacht hat („es ist perfekt, diese Leute sind motiviert und wollen arbeiten“), hat er die Vermittlungsagentur bereits Berufskollegen empfohlen. Und auch er will weiter auf diese Fachkräfte setzen. „Im März wird eine weitere Auszubildende zu uns kommen.“