Wenn Laurenz Joachim an Metal denkt, denkt er wummernde Bässe. „An viel Energie. An schnelles Tempo.“ Und nicht „an das zwanghaft Positive wie in der Pop-Musik“. Denn: Im Metal würden auch schwierige Zeiten thematisiert.

Mehrere Hirntumore

„Metal lehrt, dass man kämpfen muss“, sagt Joachim.

Und durchs Leben kämpfen muss sich 22-Jährige schon lange. Vor ein paar Jahren wurden bei ihm mehrere Hirntumore entdeckt. „2018 sind mir dann zwei Hirnlappen entfernt worden.“ Die Folge: Emotionen kann er heute kaum noch zeigen.

In Tannheim

Doch die Geschichte, die Joachim dem SÜDKURIER erzählt, ist keine traurige. Und sie führt an einen Ort, den viele SÜDKURIER Leser gut kennen: Die Nachsorge-Klinik in Tannheim.

Laurenz Joachim auf dem Konzert der Band Helloween.
Laurenz Joachim auf dem Konzert der Band Helloween. | Bild: Matthias Biskupek

Dort war Joachim 2021, nachdem er erfahren hatte: „Der Krebs könnte wiederkommen. Der Gedanke hat mich wahnsinnig fertiggemacht.“ So belastet, dass er in Tannheim wiederaufgebaut werden musste.

Die Begegnung mit Halloween

Und eines nachmittags stand plötzlich Daniel Löble, der Schlagzeuger der Band Helloween, vor ihm in der Klinik. „Das war schon verrückt, weil ich Helloween kurz nach meiner OP live gesehen hatte.“ Damals, 2018, war Joachim im Sommer mit einem Freund nach Wacken gefahren – „das war ein Freiheitsausflug“, sagt Joachim heute. Er dachte, der Krebs sei fort. Also musste gefeiert werden.

Beim Konzert, das Laurenz Joachim erlebt.
Beim Konzert, das Laurenz Joachim erlebt. | Bild: Matthias Biskupek

Und jetzt, wo er damit kämpfte, dass er wiederkommen könnte, stand Löble vor ihm. Der Schlagzeuger engagiert sich schon länger für die Nachsorgeklinik und nahm mit Matthias Reim auch das Lied „Stark wie ein Löwe“ auf, dessen Erlöse der Klinik zugutekamen.

Ein Fan-Paket und eine besondere Freude

Den einen Tag, als Joachim und Löble sich kennenlernten, beschreibt auch der Schlagzeuger als eindrücklich. So eindrücklich, dass er nach dem Besuch in Tannheim ein Fan-Paket schnüren ließ.

Eine Backstage-Begegnung

„Darüber hat sich Laurenz so gefreut, dass er emotionale Regungen gezeigt hat. Was nach der OP eigentlich für unmöglich gehalten wurde“, erinnert sich Matthias Biskupek. Der Anwalt aus Singen hatte zusammen mit seinem Kanzleipartner Wolfgang Hoppe die Idee zu dem Song und die Besuche der Künstler in Tannheim angestoßen und begleitet.

„Als wir gemerkt haben, wie glücklich Laurenz ist, wollten wir ihm noch eine Freude machen“, sagt Biskupek. „Und ihn mitnehmen, auch Backstage, auf ein Konzert von Helloween.“

Laurenz Joachim trifft die Band Helloween Backstage.
Laurenz Joachim trifft die Band Helloween Backstage. | Bild: Matthias Biskupek

Gesagt, Getan. Vor kurzem konnte Joachim ein wenig Bühnenluft schnuppern, erst mit Helloween beim Soundcheck, dann als Besucher auf dem Konzert. Zum Schluss saß der 22-Jährige noch bis halb vier Uhr morgens mit der Band zusammen und plauderte. Und traf sie nur wenig später wieder zum Frühstück.

Freundschaftliche Atmosphäre

„Das war schon fast eine freundschaftliche Atmosphäre, die wir hatten“, sagt Joachim. „Und es war wirklich schön, dass sich die Band auch so viel Zeit für mich genommen hat.“

Laurenz Joachim (links) Backstage mit „Helloween“-Musiker Kai Michael Hansen.
Laurenz Joachim (links) Backstage mit „Helloween“-Musiker Kai Michael Hansen. | Bild: Matthias Biskupek

Doch das ist noch nicht alles. Irgendwann, als sie abends zusammensaßen, seien sie auf den Bass gekommen. Denn: Bass spielt Laurenz Joachim aus therapeutischen Gründen. „Ein Musikinstrument zu lernen, ist das Beste, was man machen kann, um die Hirnhälften wieder zu verschalten“, sagt er.

Bass mit dem Bassisten

Und: Markus Grosskopf, Bassist der Band, hatte da sofort eine Idee: Beim nächsten Song, der bald für Tannheim aufgenommen wird – und bei dem Helloween mitwirken, dürfe Joachim gemeinsam mit Grosskopf Bass spielen. Nach Hamburg, wo Grosskopf lebt, hat der Bassist den 22-Jährigen auch schon eingeladen.

Raus aus dem Schneckenhaus

„Das ist auch deshalb gut für mich, weil es das Potential hat, mich aus dem Schneckenhaus zu locken“, sagt Joachim. Denn: Wie viele andere Patienten habe er sich seit Jahren immer mehr zurückgezogen.

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