Wenn heimische Unternehmen konjunkturell bedingte Kurzarbeit in Anspruch nehmen, gilt dies als wichtiger Frühindikator für die künftige Entwicklung am Arbeitsmarkt. Schaut man auf Basis dieser Erfahrung auf die aktuelle Entwicklung der Kurzarbeit, dürften die Arbeitslosenzahlen im Schwarzwald-Baar-Kreis in den nächsten Monaten deutlich steigen.
Denn die Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen verzeichnet bei der Kurzarbeit eine negative Entwicklung. „Nach einer relativ kurzen Erholung im Frühjahr steigt die Zahl der bei uns eingegangenen Anzeigen von Unternehmen und der darin genannten Anzahl von Personen wieder an“, erklärt die Agentur auf SÜDKURIER-Anfrage.
Eines der von Kurzarbeit betroffenen Unternehmen ist der Automobilzulieferer Continental in VS-Villingen, mit rund 1400 Beschäftigten größter gewerblicher Arbeitgeber im Schwarzwald-Baar-Kreis.

„Um auf Auslastungsschwankungen aufgrund des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds zu reagieren, haben wir für 2025 am Standort Villingen Kurzarbeit in der Forschung & Entwicklung sowie in den Verwaltungsbereichen im Produktsegment für Nutzfahrzeuge angemeldet“, bestätigt Continental-Pressesprecher Sebastian Fillenberg.
Rund 20 Prozent Mitarbeiter in Kurzarbeit
Konkret: Über die letzten drei Monate hinweg waren bei dem Zulieferbetrieb für Nutzfahrzeuge nach Aussage des Unternehmens „im Durchschnitt rund 20 Prozent der Beschäftigten am Standort Villingen in den Bereichen Forschung und Entwicklung und Verwaltung in Kurzarbeit“.

Conti kann Kurzarbeit beenden
Die gute Nachricht aber von Continental: Die Auftragslage für das Unternehmen hat sich inzwischen deutlich verbessert, „sodass wir die Kurzarbeit am Standort in Villingen zum 1. Mai beenden werden“, teilt der Unternehmenssprecher mit.
47 Betriebe melden Kurzarbeit an
Allerdings gilt diese Aufhellung am Konjunkturhimmel nicht für alle Betriebe. Im März 2025 meldeten im Schwarzwald-Baar-Kreis 47 Betriebe für 489 Beschäftigte Kurzarbeit an. „Wir verzeichnen einen konstanten Zulauf an Anzeigen. Tendenz steigend“, teilt die Pressesprecherin der Arbeitsagentur, Elena Niggemann, mit.
Und weiter: Kurzarbeit werde von den Unternehmen derzeit nur noch in Ausnahmefällen für lediglich kurze Zeiträume angezeigt. „Auch das ist ein Zeichnen für die pessimistische Erwartungshaltung seitens der Unternehmen“, so die Sprecherin der Arbeitsagentur.

Maschinenbau, Großhandel und Metallbetriebe
Die meisten Anzeigen kommen aktuell aus den Wirtschaftsbereichen Maschinenbau, Großhandel (ohne Handel mit Kfz) und Herstellung von Metallerzeugnissen. Darüber hinaus stellt die Agentur für Arbeit klar: „Die neuesten Entwicklungen und Folgen der aktuellen Handelskonflikte spiegeln sich in den aktuellen Zahlen noch gar nicht wider.“
Ein weiterer Großbetrieb in der Region, die Firma IMS Gear mit Hauptsitz in Donaueschingen, hat inzwischen ebenfalls Kurzarbeit angemeldet. Allerdings nur in begrenztem Umfang „Wir haben vorsorglich für einen sehr kleinen Teil unseres Unternehmensbereichs Industrial Engineering in Donaueschingen Kurzarbeit angemeldet“, teilt das Unternehmen mit, das ebenfalls an der Zuliefererkette der Automobilbranche hängt.
IMS Gear meldet Kurzarbeit an
IMS Gear ist primär Hersteller von jeglichen Arten von Getrieben, Komponenten und Baugruppen für die Autoindustrie. In welchem Umfang die angemeldete Kurzarbeit tatsächlich umgesetzt wird, „lässt sich derzeit nicht mit Bestimmtheit sagen“, heißt es in der Stellungnahme des Unternehmens, das in der Region auch Niederlassungen in Eisenbach, Villingen-Schwenningen und Trossingen hat.
Landkreis überdurchschnittlich betroffen
Nach Feststellung der Agentur für Arbeit ist die heimische Region weiterhin überdurchschnittlich von Kurzarbeit betroffen: Im Oktober 2024 befanden sich nach vorläufigen hochgerechneten Daten 2.920 Beschäftigte im Schwarzwald-Baar-Kreis in Kurzarbeit. Damit stieg die Zahl im Vergleich zu 2.058 Kurzarbeitern im September 2024 weiter an.
Präzise Zahlen, wie viele Menschen aktuell im Landkreis Kurzarbeitergeld beziehen, kann die Arbeitsagentur nicht liefern. Die Abrechnung der Betriebe laufen zumeist mit einem Zeitversatz von einigen Monaten bei der Behörde ein.
Abgerechnet wurde inzwischen der Oktober vergangenen Jahres. Damals waren 3,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Schwarzwald-Baar-Kreis in Kurzarbeit – mehr als doppelt so viele wie im Landesdurchschnitt. In Baden-Württemberg lag die Quote im Oktober 2024 bei nur 1,3 Prozent.