Die Wirte sollen zu denen gehören, die seit 2021 eine echte „Gewinnrallye“ hingelegt hätten, hat jüngst das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) behauptet. Will im Klartext heißen: Den deutschen Gastronomen gehe es deutlich besser als zumeist von der Branche behauptet werde.

Die Geschichte vom dicken Geldbeutel – zumindest Lokal-Inhaber in der Region schütteln darüber den Kopf. Zwar erleben manche momentan ihr eigenes kleines Weihnachtswunder in Sachen Jahresendgeschäft. Doch zugleich sind auch die Sorgen groß.

Hotel Die Burg in Aasen

Im Terminkalender der Burg in Aasen stehen schon eine ganze Reihe Weihnachtsfeiern. Inhaber Niklas Grom ist sehr zufrieden, wie es läuft im Jahresendspurt.

Viele Firmen, Betriebe und auch Privatpersonen wollen mal wieder richtig feiern. „Wir haben im Vorfeld auch überlegt, wie das sich wohl entwickelt, aber es läuft sehr gut an“, bestätigt er.

Vor allem die Freitage und Samstage seien sehr gut gebucht – eine ganze Reihe Stammgäste, aber auch viele Neue hätten sich angekündigt.

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Keine Übergewinne

Eigentlich also ein Grund zur Freude. Doch ganz ungetrübt ist Niklas Groms Laune nicht.

Der Grund dafür: Die Pläne, den Mehrwertsteuersatz für Speisen wieder von sieben auf 19 Prozent anzuheben. Um die Gastronomie in der Corona-Pandemie zu unterstützen, war der Satz zeitweilig gesenkt worden auf sieben Prozent.

Niklas Grom vom Hotel Die Burg in Aasen (Archivbild 2022).
Niklas Grom vom Hotel Die Burg in Aasen (Archivbild 2022). | Bild: Simon, Guy

Zwölf Prozentpunkte Mehrkosten einfach wegstecken? Das gehe eben nicht, sagt der Gastronom aus Aasen. „Wir können das nicht einfach so ausgleichen, so groß sind die Margen in der Gastronomie nicht“, so Grom.

Über die angeblich stark gestiegenen Gewinnen kann der Aasener nur den Kopf schütteln. „Wir sind weit entfernt von Übergewinnen“, stellt er klar.

Wer geht dann noch essen?

Klar ist daher auch: „Eine höhere Mehrwertsteuer müssen wir an den Gast weitegeben“, sagt Niklas Grom. Ob diese das aber einfach mitmachen?

Da hat auch Grom seine Zweifel. „Wenn es von heute auf morgen zwölf Prozent mehr kostet, überlegt man zwei Mal, ob man überhaupt essen geht“, weiß er.

Gasthaus Zur Stadt Frankfurt in St. Georgen

Ähnlich schätzt Wolfram Morat vom Gasthaus Zur Stadt Frankfurt in St. Georgen die Lage ein. „Wir können nicht noch mehr kompensieren“, ist seine klare Meinung zu einer möglichen Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Wenn doch mal ein bisschen mehr übrig bleibe, müsse man das sofort wieder investieren.

Für Wolfram Morat von der Traditionsgasstätte Zur Stadt Frankfurt in St. Georgen wäre die Erhöhung der der Mehrwertsteuer eine große ...
Für Wolfram Morat von der Traditionsgasstätte Zur Stadt Frankfurt in St. Georgen wäre die Erhöhung der der Mehrwertsteuer eine große Belastung. | Bild: Werner Mueller

Gestiegene Kosten bei Energie und Lebensmitteln, der Corona bedingte Umsatzrückgang – all das habe man wegstecken können, durch die gesenkte Mehrwertsteuer, so Morat.

Würde man diese jetzt auf einen Schlag um zwölf Prozentpunkte erhöhen, dann müsse auch er das auf die Kunden umlegen.

Schweizer Verhältnisse in der Gastronomie

Morat sorgt sich, dass bald „Schweizer Verhältnisse“ in der Region herrschen könnten. Dort könne sich eine mehrköpfige Familie oftmals keinen Restaurantbesuch mehr leisten aufgrund der hohen Preise.

Immerhin: Um das Weihnachtsgeschäft müsse er sich keine Sorgen machen. Die Gesellschaften, die jedes Jahr kämen, hätten auch jetzt schon reserviert.

Zudem würden bei ihm immer viele Weihnachtsfeiern erst Ende November gebucht.

Gasthaus Löwen in VS-Villingen

Bei Georg Hildebrandt im Löwen in der Oberen Straße in Villingen geht das Weihnachtsgeschäft schon Mitte November los.

Er hat das Traditionslokal erst Anfang Oktober übernommen, nun stehen bald die ersten Weihnachtsfeiern an.

Georg Hildebrandt hat den Löwen in der Oberen Straße in VS-Villingen erst im Oktober 2023 übernommen. Das Romäus-Bild im Hintergrund hat ...
Georg Hildebrandt hat den Löwen in der Oberen Straße in VS-Villingen erst im Oktober 2023 übernommen. Das Romäus-Bild im Hintergrund hat er extra für sein Restaurant anfertigen lassen. | Bild: Nagel, Marvin

Da Hildebrandt vor dem Löwen ein Restaurant in Rottweil geführt hat, kann er einen Vergleich ziehen zu den letzten Jahren.

So ist er zufrieden mit den bisherigen Reservierungen. Sie seien auch besser als in den zwei Jahren davor – das Vor-Corona-Niveau würden sie trotzdem nicht erreichen.

Hoffen auf das Verständnis der Gäste

„Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer könnte viele kleine mittelständische Restaurants endgültig in die Knie zwingen“, befürchtet Georg Hildebrandt. Denn es stelle sich die Frage, um wie viel man die Preise noch erhöhen könne, bevor die Gäste ausbleiben.

Damit schließt er sich der Meinung der anderen Gastronomen an. Die Leidtragenden seien am Ende die Gäste.

Auch er wäre gezwungen, eine Erhöhung um zwölf Prozent direkt auf die Essenspreise umzulegen. „Man kann dann letztlich nur darauf hoffen, dass die Gäste das erkennen und Verständnis dafür haben“, sagt Hildebrandt.

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