Die ersten Badegäste an diesem Morgen sind keine Menschen. Es ist ein Blässhuhn-Paar mit ihrem Nachwuchs, das sich durch das Wasser des Klosterweihers bahnt, während sich die Vormittagssonne darin spiegelt.

Nach einigen Runden klettert die Vogelfamilie die Böschung hoch zu ihrem Rundgang an Land. Nur wenige Meter entfernt wird ein dünner Metallstab an einem Kabel ins Wasser gelassen.
- Das Thermometer gehört zu Schwimmmeister Felix Krismann, der – wie jeden Morgen, und noch fünf weitere Male pro Tag – die Wassertemperatur misst. 19,4 Grad sind es heute, bei gerade einmal 15 Grad Lufttemperatur. Auf seinem Rundgang überprüft er, ob auch das Rettungsboot und die Spielgeräte einsatzbereit sind. Zwischendurch beugt er sich immer mal wieder kurz, um kleinere Papierfetzchen aufzuheben. „Müll“, sagt er dabei, „ist ein großes Problem. Gerade in den Sommermonaten, wenn viele Jugendliche am Weiher sind, haben wir alle Hände voll zu tun, hier alles sauber zu halten.“ Und ab und zu benötigen auch der Eisberg und die Trampolins auf dem Wasser wieder ein wenig Luft aus dem Kompressor. Kurz bevor um 10 Uhr die ersten Gäste kommen, fischt Krismann mit dem Kescher noch einen Plastikbecher aus dem Weiher, dann geht er zu seinem Platz unter dem Sonnensegel. Von hier aus wird er den Rest des Tages die Badenden im Blick behalten.
Die Blässhuhn-Familie macht sich indessen auf den Weg über das Gelände der Badeanlage. Dabei kommen sie am Kinderbereich des Klosterweihers vorbei und können dort beobachten, wie die Wasserdüsen an der Rutschbahn und im Planschbecken bereits ihren Betrieb aufnehmen.
- Hier steht Melanie Reinl, verantwortlich für Kultur und Veranstaltungen bei der Stadt St. Georgen. Sie weiß, welche Verantwortung auf den Schultern der Badeaufsicht lastet: „Gerade an heißen Tagen mit bis zu 2000 Besuchern ist es eine Frage der Konzentration, dabei den Überblick zu behalten.“ Über die Beliebtheit des Naturbades freut sie sich aber schon. „Selbst aus Villingen oder Hornberg kommen viele Besucher hierher, die nicht in ein künstliches Chlorbecken wollen, sondern ein natürliches Bad suchen“, erzählt sie. Nichtsdestotrotz seien die Möglichkeiten des Klosterweihers etwas begrenzt. So könne man etwa längere Öffnungszeiten, wie sie häufig gefordert würden, personell gar nicht stemmen. Die Badegäste jedenfalls kommen trotzdem – und es stehen auch schon die ersten fünf vor dem Schiebetor.
- Einer von den Frühschwimmern ist Gregor Kaltenbach. Für den gebürtigen St. Georgener gehört der Klosterweiher zu seinem Leben, seit er denken kann. „Schon als Kind war ich immer hier, und bis heute gehe ich jeden Tag hier schwimmen, wenn es die Sonne und die Zeit zulassen“, sagt er. Besonders morgens, wenn das Wasser noch schön kühl sei, drehe er am liebsten seine Runden.
Auf ihrem Spaziergang kommt die Vogelfamilie auch an dem ominös brummenden dunkelroten Häuschen vorbei. Dort arbeiten, verborgen vor den Augen der allermeisten Besucher, zwei Wasserpumpen vor sich hin, die den Wasserkreislauf beim Kinderbereich in Schwung halten. Auch einige Enten haben sich mittlerweile hierher in den hinteren Bereich des Weihers zurückgezogen, denn immer mehr Badegäste verteilen sich jetzt auf der Wiese.
- Im Schatten am Eingang steht Tayfun Akkaya an der Kasse. Die Besucher mit Saisonkarte winkt er durch, er kennt sie fast alle auswendig. Er ist auch das erste Gesicht am Klosterweiher, das die Feriengäste der Bergstadt zu sehen bekommen, die meist erst einmal einen Haufen Lob und Komplimente für den schönen Badeort bei ihm deponieren. „Für uns ist das selbstverständlich, aber die Urlauber sind immer ganz begeistert von dem Weiher“, schwärmt er. Dazu habe man hier auch bei vielen Besuchern noch genügend Platz. „Es ist nicht so wie in anderen Freibädern, wo man im Wasser steht, weil es so voll ist.“ Gerade vor diesem Hintergrund verstehe er auch die Diskussionen nicht, die es nach der Erhöhung der Eintrittspreise gab. „Für die 2,50 Euro pro Person bekommt man hier echt viel geboten. Wer glaubt, das sei zu teuer, sollte sich einmal im Umland umsehen.“ Für Akkaya jedenfalls ist klar: Wenn das Wetter passt, braucht niemand in den Sommerferien ans Mittelmeer zu fahren, „dann ist es hier genauso schön.“
Da, wo die Brigach in den Weiher mündet, hüpfen derweil die Blässhühner von der Böschung wieder zurück ins Wasser. Tagsüber erholen sich die Küken dort von ihrer kleinen Erkundungstour, während für ihre menschlichen Mitschwimmer der Badebetrieb jetzt erst richtig losgeht.