St. Georgen Die städtische Kläranlage in Peterzell hat bald mehr zu tun. Sieben Anwesen im Bereich Vohenlohe werden an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen. Tschüss Klärgrube, hallo Kläranlage, heißt es deshalb bald für die betroffenen Anwohner. Sie haben sich zu einer Abwassergemeinschaft zusammengeschlossen und den Kanal für das Verlegen der Abwasserleitungen nach dem Brigacher Modell selbst gegraben.

So einfach und schnell, wie das Projekt hier im Zeitraffer zusammengefasst ist, ging es im richtigen Leben allerdings nicht. „Es wurden lange und intensive Gespräche geführt“, sagte Thomas Dold, Sprecher der Abwassergemeinschaft. Ab 2020, so Georg Rabe vom Tiefbauamt der Stadt St. Georgen, sei das Projekt geplant worden. „Die ersten Gedanken dazu gab es aber bereits vor 15 Jahren“, wie sich Thomas Dold erinnert. Wenngleich sich das betroffene Gebiet grob in einem kleinen, idyllisch gelegenen Seitental zwischen Galetsch und Bühl befindet, so fand die Maßnahme größtenteils auf Langenschiltacher Gemarkung statt. Nur eines der sieben Gehöfte steht auf St. Georgener Gemarkung, was in diesem Zuge gleich mit angeschlossen wurde. Dass das Kanalbau-Projekt jetzt umgesetzt wurde, hat einen einfachen Grund. „Das Landratsamt will erreichen, dass möglichst alle Gebäude an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen werden und hat den Druck ausgeweitet“, erklärt Georg Rabe. Die meist auf zehn Jahre befristeten Genehmigungen für bestehende Sickergruben laufen nach und nach aus. „Und für neue Gruben, beziehungsweise den neuerlichen Betrieb, gibt es keine oder nur noch zeitlich begrenzte Genehmigungen“, erläutert Rabe.

Hätte die Stadt St. Georgen die rund 1200 Meter lange Trasse plus die Anschlüsse zu den jeweiligen Gebäuden mit insgesamt rund 300 Metern in Auftrag gegeben, hätte die Maßnahme etwa eine halbe Million Euro gekostet. Durch das Brigacher Modell, wonach die betreffenden Anlieger den Kanal in Eigenregie graben und die Leitungen verlegen, wurden die Kosten auf etwa 300.000 Euro gesenkt. „Diese Kosten sind im Wesentlichen die Materialkosten“, erklärt Dold. Hierfür erhalten die Bauherren zudem rund ein Drittel an Förderung.

Federführend organisiert wurde das Projekt vom stellvertretenden Vorsitzenden der Abwassergemeinschaft, Stefan Hantmann. Am 19. Dezember fiel der Startschuss für den Kanalbau. Alle Anwohner haben seither kräftig mitgeholfen. „Eine Herausforderung war, das Gefälle richtig hinzubekommen“, so Dold. Bei dem Kanal handelt es sich um eine reine Freispiegelanlage. Das heißt, dass das Abwasser über ein Rohrleitungssystem transportiert wird, das nur durch das natürliche Gefälle mit dem Schwerkraftprinzip weitergeleitet wird.

Jetzt, gut drei Monate nach Baubeginn, steht das Projekt fast vor dem Abschluss. Eigentlich sollten die Arbeiten bereits weiter fortgeschritten sein. „Aber wir haben witterungsbedingt einen mehrtägigen Baustopp einlegen müssen“, sagt Stefan Hantmann, der optimistisch ist, dass das Projekt dennoch auf der Zielgerade ist und kurz vor der Beendigung steht. „Ende März soll die Maßnahme abgeschlossen sein“, so Hantmann. Für die ersten drei der insgesamt sieben Anwesen haben bereits die notwendigen Dichtigkeitsprüfungen und Gefällmessungen stattgefunden. Sie werden wohl schon bald an das Abwassernetz angeschlossen werden.

Mit dem Projekt Vohenlohe sind Landratsamt und Stadt dem Ziel, den Betrieb von Klärgruben und Kleinkläranlagen einzustellen, einen weiteren Schritt näher. Noch gibt es aber einige Außenbereiche, die noch nicht an das Abwassersystem angeschlossen sind.