St. Georgen – Die Stadt hat im Rahmen einer Gefährdungsanalyse zum Schutz der öffentlichen Infrastruktur ein Starkregenrisikomanagement erstellt. Entstanden sind Starkregen-Gefahrenkarten, auf denen auch die möglichen Risiken für das Privateigentum und Gewerbetreibende abzulesen sind. Diese Karten sind jetzt auf der städtischen Internetseite abrufbar. Welche Örtlichkeiten und Gebäude sind bei einem Starkregenereignis besonders gefährdet? Wie helfen diese Karten der Stadt, Privatpersonen und Betrieben, aber auch der Feuerwehr?
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) teilt Starkregenereignisse in drei Kategorien ein. Wenn 15 bis 25 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde oder 25 bis 35 Liter in sechs Stunden fallen, gilt das als markante Wetterwarnung. Eine Unwetterwarnung gibt der DWD heraus, wenn Regenmengen bis 40 Liter innerhalb einer Stunde oder bis 60 Liter in sechs Stunden, jeweils bezogen auf einen Quadratmeter, erwartet werden.
Die Stadt St. Georgen hat in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro BIT Ingenieure aus Freiburg anhand des Leitfadens für kommunales Starkregenrisikomanagements des Landes Baden-Württemberg Gefahren und Risiken analysiert und ein Handlungskonzept in erster Linie zum Schutz von öffentlichen Einrichtungen, Infrastruktur und Objekten erstellt. Bei der detaillierten Bestandsaufnahme wurden insgesamt 129 kritische Objekte festgestellt, die bei einer Überflutung Schaden davontragen könnten. Dazu gehören unter anderem das Rathaus, das Feuerwehrgerätehaus, das Polizeirevier an der Talstraße, der Bahnhof, das Ärztehaus sowie verschiedene Kinderbetreuungseinrichtungen.
In die Erstellung der Starkregen-Gefahrenkarten mit eingebunden waren sowohl der städtische Bauhof als auch die Feuerwehr. „Feuerwehr und Bauhof waren von Beginn an intensiv in die Arbeitsgruppe eingebunden, da deren Ortskenntnis und Erfahrung hilfreich bei der Erhebung waren“, erklärt Feuerwehrkommandant Christoph Kleiner gegenüber dem SÜDKURIER. Die bisherige Krisenbewältigung beruhte auf interne Checklisten und Erfahrung der Einsatzkräfte. „Die jetzt veröffentlichten Gefahrenkarten unterstützen Stadt, Feuerwehr und Bauhof bei der Anpassung und Verbesserung von Alarm- und Einsatzplänen im Ernstfall“, so Kleiner.
Der Feuerwehrkommandant betont, dass die Starkregen-Gefahrenkarten nur ein Teil dessen sind, was innerhalb der Projektgruppe erarbeitet wurde: „Darüber hinaus haben wir detaillierte Informationen über Objekte und können ableiten, wo wir im Schadensfall Prioritäten setzen müssen.“ Als Beispiel nennt Kleiner Orte, wo eine große Anzahl von Menschen gefährdet sein könnte, die sich nicht selbst helfen kann. Das können beispielsweise Alten- und Pflegeheime, Kliniken, aber auch Kindergärten und Schulen sein. Die Karten seien eine Unterstützung bei der Abschätzung und Bewertung potenzieller Gefährdungen und können dazu dienen, dass potenziell betroffene Bürger und Unternehmen gegebenenfalls eigenverantwortliche Vorsorgemaßnahmen treffen können.
Wie an den Karten auszugsweise abzulesen ist, ist das Risiko, bei einem Starkregenereignis von einer Überflutung betroffen zu werden, in St. Georgen vor allem im Bereich des Weidenbächles ab dem vorderen Bereich der Talstraße und Alte Landstraße besonders hoch. Besonders im Gefährdungsgebiet steht auch der neu erbaute Aldi-Discounter. An der Stelle stand früher das BMW-Autohaus Bäsch. Hier kam es im Sommer 1980 nach einem Gewitterregen infolge eines verstopften Grasfangrechens zu einem verheerenden Anstieg des Weidenbächles, in dessen Folge der Hof des Autohauses überflutet und mehr als 70 meist neue Fahrzeuge zerstört wurden.
Die Starkregen-Gefahrenkarten können künftig auch bei der künftigen Planung von Gebäuden oder bei der Ausweisung von neuen Baugebieten berücksichtigt werden.
Die Starkregen-Gefahrenkarten, die die Stadt jetzt auf ihrer Internetseite veröffentlich hat, zeigen unterschiedliche Szenarien, beispielsweise maximale Überflutungstiefen und Fließgeschwindigkeiten in den Kategorien „selten“, „extrem“ und „außergewöhnlich“. Dabei handelt es sich lediglich um Prognosen, die im Falle eines Starkregenereignisses an diesen Stellen eintreten können, aber nicht müssen. So kann sich das Wasser auch, bedingt durch Erhebungen oder Hindernisse, einen anderen Weg suchen.
Wie Tabea Epting vom Stadtmarketing und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt St. Georgen mitteilt, soll es auch noch eine Bürgerinformation zum Thema Starkregenrisikomanagement geben, wo das Ingenieurbüro BIT Ingenieure die Ergebnisse detailliert vorstellen will. „Aktuell steht hierfür aber noch kein Termin fest“, so das Rathaus.