St. Georgen – Auf der B 33 in St. Georgen ist nachts Schneckentempo angesagt. Dort gilt dann Tempo 30. Warum das so ist und wie oft der temporär aufgestellte Blitzer ausgelöst und Temposünder fotografiert hat, hat der SÜDKURIER einmal nachgefragt.
Wer spätabends und nachts auf der Bundesstraße in der Ortsdurchfahrt von St. Georgen unterwegs ist, sollte es gemächlich angehen lassen. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gilt auf einer Strecke von knapp einem Kilometer, grob zwischen Höhe Hans-Thoma-Straße und Ortsausgang in Richtung Peterzell, eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern.
Eingerichtet wurde das nächtliche Tempolimit im Zuge des Lärmaktionsplans, den die Stadt auf Grundlage der Lärmkartierung der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) sowie des Bundesimmissionsschutzgesetzes verpflichtend erstellen und laufend fortschreiben muss. Der Gemeinderat stimmte dem Antrag der Stadt im vergangenen Frühjahr zu. Seit 8. April vergangenen Jahres ist das nächtliche Tempolimit zwischen 22 und 6 Uhr in Kraft.
Um zu kontrollieren, ob sich die Verkehrsteilnehmer an das Tempolimit halten, hat das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises im vergangenen Jahr für zwei Wochen seinen Enforcement-Trailer, den mobilen Blitzer, am Ortsausgang von St. Georgen aufgestellt. Wie Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes, auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt, stand der Blitzer-Anhänger in der Zeit vom 6. bis 19. Juni 2024 am Ortsausgang in Richtung Peterzell. „In diesem Zeitraum wurden 144.018 Fahrzeuge gemessen. Davon hielten sich 688 nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung.“ Das sind gerade einmal rund vier Prozent aller erfassten Fahrzeuge.
Wie die Auswertung zeigt, fand der Großteil der Geschwindigkeitsüberschreitungen dabei gar nicht im Zeitraum der nächtlichen Tempodrosselung statt. Dort haben „nur“ 158 Fahrer das Tempolimit von 30 Stundenkilometer überschritten, während tagsüber 530 Fahrer schneller als die erlaubten 50 Stundenkilometer unterwegs gewesen sind. Um die Statistik aber nicht zu verwässern: Das liegt auch mit daran, dass in den Abend- und Nachtstunden deutlich weniger Fahrzeuge auf diesem Straßenabschnitt unterwegs sind.
Wie hoch die jeweiligen Geschwindigkeitsüberschreitungen im Mittel waren und wie oft das Landratsamt Bußgelder in welcher Höhe ausgesprochen hat, geht aus der Auswertung nicht hervor. Eine Zahl gibt es allerdings: „Die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei 111 Stundenkilometer“, so Frank abschließend.
Dass auf dem Straßenabschnitt der Bundesstraße 33, die eine wichtige Verkehrsader für den Fernverkehr zwischen Offenburg und Donaueschingen ist, ein Tempolimit eingeführt wird, war nicht erst im vergangenen Jahr Thema. Bereits im Jahr 2014 kam das Tempolimit in der Ortsdurchfahrt von St. Georgen auf den Tisch. Damals wurde der Lärmaktionsplan in interkommunaler Zusammenarbeit mit weiteren Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis, unter anderem mit Mönchweiler, Bad Dürrheim, Hüfingen und Donaueschingen, von einem Ingenieurbüro aus Freiburg erstellt.
Damals kam heraus, dass neben der Bundesstraße, auf der täglich rund 18.000 Fahrzeuge unterwegs sind, auch die parallel verlaufende Schwarzwaldbahn die größte Lärmquellen ist. Um die Anwohner entlang der Bundesstraße zu entlasten, wurde das nächtliche Tempolimit als eine mögliche und letztendlich auch als kostengünstigste Variante erachtet.
Motorräder sind schlimmer
Aber bringt die nächtliche Verkehrsdrosselung auch wirklich eine Entlastung für die Anwohnerinnen und Anwohner, die im Bereich Klosterberg direkt oberhalb der Bundesstraße wohnen, und schlafen? Otto Rapp wohnt nur ein paar Meter von der B¦33 entfernt. „Nachts fahren ja ohnehin weniger Autos und so gut wie keine Lastwagen, so dass es nie besonders schlimm war. Aber seit das Tempolimit da ist, ist es tatsächlich nachts jetzt total leise“, sagt er nach einem knappen Jahr Erfahrung. Was ihn deutlich mehr stört als vorbeifahrende Lastwagen seien sowieso „die Motorräder, die man noch hört, wenn sie aufdrehen und in Richtung Brigach fahren.“