Wenn in wenigen Tagen der bayrische Ministerpräsident Markus Söder Lebensretter mit der bayrischen Christopherus-Rettungsmedaille auszeichnet, ist unter den Geehrten auch ein St. Georgener.

Vor gut einem Jahr geriet der St. Georgener Jürgen Hermann bundesweit in die Schlagzeilen, weil er einer Frau im Münchner Hauptbahnhof das Leben gerettet hat. Dafür wird er vom bayrischen Ministerpräsidenten persönlich geehrt.

Es beginnt als harmloser Kurzurlaub

Anfang August 2021 reiste Jürgen Hermann mit seiner Frau Petra und Tochter Finja für ein paar unbeschwerte Tage nach München. Sehenswürdigkeiten gucken, im Englischen Garten flanieren, ein bisschen shoppen und Großstadtflair schnuppern.

Jürgen Hermann mit seiner Frau Petra und Tochter Finnja. Für seine Tat wird der Familienvater am 26. September in München von ...
Jürgen Hermann mit seiner Frau Petra und Tochter Finnja. Für seine Tat wird der Familienvater am 26. September in München von Ministerpräsident Markus Söder persönlich geehrt. Das Bild entstand kurz nach der Rettungstat. | Bild: Sprich, Roland

Der 37-jährige Zerspanungstechniker hatte seine Familie damals am 4. August am Hotel in der Innenstadt ausgeladen. Das Auto hatte er auf einen außerhalb gelegenen Park-&-Ride-Parkplatz abgestellt und wollte anschließend mit der S-Bahn zurück zum Hotel. Aber dann geschah das Unvorstellbare.

Als er im Tiefgeschoss des Hauptbahnhofs stand, entdeckte er, dass eine Frau mit ihrem Rollstuhl zwischen Bahnsteig und einer gerade losfahrenden S-Bahn eingekeilt war. Ohne zu zögern, rannte Jürgen Hermann zu der Frau und lehnte sich mit aller Kraft gegen den Rollstuhl und verhinderte so, dass die Frau zwischen die Lücken der Waggons fiel, wo sie unweigerlich überrollt worden wäre. Eine Überwachungskamera hielt die Szene fest.

Frau nur leicht verletzt

Wie die Polizei später rekonstruierte, wollte die Frau, eine damals 56-Jährige aus aus Herrsching am Ammersee, rückwärts in die S-Bahn einsteigen, schaffte es aber nach mehreren Versuchen nicht und blieb am Bahnsteig zurück. Beim Losfahren der S-Bahn geriet ein Rad des Rollstuhls in den Spalt zwischen Bahnsteig und Zug und klemmte den Rollstuhl ein. Die Frau erlitt nur leichte Verletzungen und einen Schock.

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Jürgen Hermann maß der Aktion zunächst keine weitere Bedeutung bei und verließ den Ort, nachdem sich andere Helfer und das Rote Kreuz um die Frau kümmerten. Erst nachdem am Abend im Regionalfernsehen darüber berichtet wurde und die Bundespolizei einen Fahndungsaufruf startete, meldete sich Jürgen Hermann am nächsten Tag bei der Polizei.

Dort bedankte sich die Polizei für den selbstlosen Einsatz. Und nicht nur das. Die Bundespolizei lud Hermann und seine Familie zu einem erneuten Besuch in die bayrische Landeshauptstadt ein, wo sie sich noch einmal offiziell für die Aktion bedankte.

Bald folgt also ein weiterer München-Besuch

Jetzt folgt eine weitere Auszeichnung. „Ich habe eine Einladung von Ministerpräsident Markus Söder ins Antiquarium der Residenz München erhalten, wo mir die Christopherus-Rettungsmedaille für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr verliehen wird“, teilt der überraschte Jürgen Hermann dem SÜDKURIER mit. Die Verleihung findet am Montag, 26. September statt.

Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender, hier kürzlich beim Bundesparteitag der CDU. In Kürze wird er den ...
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender, hier kürzlich beim Bundesparteitag der CDU. In Kürze wird er den St. Georgener Jürgen Hermann ehren. | Bild: Michael Kappeler

Wie eine Sprecherin der bayrischen Staatskanzlei auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt, komme es hin und wieder vor, „dass Retter, die öffentlich belobigt und mit der Christopherus-Medaille ausgezeichnet werden, auch von außerhalb Bayerns kommen können. Wenngleich die Mehrzahl der Vorgeschlagenen tatsächlich aus Bayern kommt“.