Frau Landshamer, New York, London, Wien, die Liste der Konzertsäle, in denen Sie bereits aufgetreten sind, ist unendlich lang. Jetzt kommt mit St. Georgen eine weitere Destination dazu. Wie kommt es zu dem Engagement?

Schon lange sind wir mit Familie Dönneweg befreundet. Bereits bei der 9. Sinfonie von Beethoven sollte ich dabei sein, das hat sich aber leider mit anderen Terminen überschnitten. Umso mehr freue ich mich, dass mich Karsten Dönneweg erneut angefragt hat und ich nun mit der 4. Sinfonie von Mahler nach St. Georgen in den Schwarzwald kommen darf.

Sie setzen einen Glanz- und gleichzeitig den Schlusspunkt des Bergstadtsommers. War Ihnen das Musikfestival von Karsten Dönneweg vorher schon bekannt?

Das Musikfestival war mir bekannt: mein Mann ist ein Kollege von Hanno und Gesa Dönneweg im SWR Symphonieorchester. Er hat schon öfter im Festival-Orchester mitgespielt und war immer sehr erfüllt von der besonderen Atmosphäre.

Sie sind viel unterwegs. Wo kommen Sie her, bevor Sie beim Bergstadtsommer sind und wo geht es anschließend weiter?

Ich achte darauf, dass mein Terminplan relativ ausgeglichen ist. Stressphasen sind natürlich nicht zu vermeiden. Mir ist es aber wichtig, dass ich mich auf jedes einzelne Konzert intensiv vorbereiten kann. Nach den Festivals in Gstaad und Grafenegg bin ich in die Familienauszeit nach Frankreich abgetaucht.

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Jetzt steht der Bergstadtsommer im Mittelpunkt. Anschließend Saisoneröffnung mit Beethoven 9 beim SWR, der Wagners Ring in Dresden folgt. Weitere Destinationen bis Ende des Jahres sind dann Wien, Leipzig, Rom, Tampere, Stockholm und Tokio.

Worin unterscheidet sich für Sie der Auftritt in St. Georgen, einer Kleinstadt mit 13.000 Einwohnern zu Metropolen, wo Sie vor tausenden Zuhörern in prächtigen Konzertsälen singen?

Ich wäre nicht glaubwürdig, würde ich behaupten, dass die prächtigen Konzertsäle wie beispielsweise die Elbphilharmonie, die Suntory Hall, die Carnegie Hall oder der Wiener Musikverein nicht einen gewissen Kitzel auslösen, und man dann das Gefühl hat, karrieretechnisch oben angekommen zu sein.

Dennoch: Am Auftritt an sich unterscheidet sich für mich künstlerisch nichts: Ich freue mich auf mein Publikum, möchte es erreichen, berühren, Emotionen wecken, ein schönes musikalisches Erlebnis zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen kreieren. Der feine Unterschied zu den schillernden Metropolen ist – und da spreche ich wohl auch für viele Kolleginnen und Kollegen -, dass Festivals an Orten wie St. Georgen magisch wirken.

Aus Musikbegeisterung und vielfach auch aus Heimatverbundenheit kommen hier Künstlerinnen und Künstler zusammen. Hier schöpft man aus der Ruhe Kraft, hier ist durch die Intimität des Ortes besondere künstlerische Intensität und Kreativität möglich.

Mahlers 4. Sinfonie, bei der Sie den Solopart singen, gehört ja schon fast zu Ihrem Standardprogramm. Was verbinden Sie persönlich mit diesem Werk und worin liegt der musikalische Unterschied beispielsweise zu Bach-Kantaten?

Ja, Mahlers 4. Sinfonie begleitet mich schon lange und gehört mittlerweile zu meinen sogenannten. `Signature´-Stücken. Oft gesungen, auch aufgenommen, mit den unterschiedlichsten Orchestern und Dirigenten, um den halben Globus. Und dennoch; dieses Stück erfindet sich in jedem Konzert neu.

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In dieser Musik ist nichts so gemeint, wie es zunächst an der Oberfläche aussieht. Das ist unglaublich. Mahlers Humor, das Ironisierende und Mystische genial verwebt und ausgedrückt in seiner Musik. Ich denke, das ist es, was mich immer wieder aufs Neue anzieht. Zudem ist Mahler einfach zutiefst Mensch, wie auch Johann Sebastian Bach, der für mich ja eine wichtige Säule ist und immer wieder reinigend und lebensrettend wirkt.

Seine Musik ist natürlich stilistisch ganz anders aufgebaut, wirkt auf manchen sehr analytisch. An Bach muss ich musikalisch und technisch auch ganz anders herangehen. Hier muss ich mich wie in eine Meditation gleiten lassen und daraus wächst dann die Emotion.