Eveline Wuttke pendelt mit der Bahn, schon seit 1987, aus Überzeugung. „Das war anfangs in Ordnung, mittlerweile ist es grauenhaft“, sagt sie.

Vor allem seit die Schwarzwaldbahn auf den Zwei-Stunden-Takt umgestellt hat, weil es Probleme mit den Reifen gibt, sei die Situation eine regelrechte Zumutung. Eveline Wuttke fährt regelmäßig mit der Bahn von St. Georgen nach Frankfurt.

Sie lebt in der Bergstadt, arbeitet am Main als Professorin an der Goethe-Universität. Schon im Vorjahr wurden die Nerven der Pendler durch die lange Zeit der Sanierung erheblich strapaziert.

Weil sie während der Fahrt arbeiten kann, ist die Bahn trotz allem die beste Alternative – eigentlich. Im Auto wäre diese Zeit schließlich verloren. Viel zu viel Zeit, wenn man den Hin- und Rückweg wöchentlich zurücklegen will. Bei immerhin rund sechs Stunden, die das laut Fahrplan dauert.

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Was sie momentan oft erlebt, stellt die Entscheidung für das Zugfahren aber so sehr auf die Probe, wie noch nie.

Mangelnde Abstimmung

So wie vor Kurzem, an einem Mittwoch. Von Frankfurt wollte Eveline Wuttke nach St. Georgen fahren. Ankunft planmäßig um 16.56 Uhr. Angekommen ist sie um 19.27 Uhr, mit rund zweieinhalb Stunden Verspätung. Fast doppelt so lange, wie es hätte dauern sollen. Ein besonders deutliches Beispiel, wie sie sagt, aber sowas komme oft vor.

Was sie vor allem ärgert sind die mangelnde Abstimmung auf den Fernverkehr und ein schlechtes Krisenmanagement, wie sie sagt. Es gehe auch anderen Bahnfahrern so.

Der Notfahrplan für die Schwarzwaldbahn, der auch im Mai weiterhin gelten wird.
Der Notfahrplan für die Schwarzwaldbahn, der auch im Mai weiterhin gelten wird. | Bild: Ganter, Patrick

Im oben genannten Beispiel hätte der Anschlusszug auf der Schwarzwaldbahn, der schon fast eine halbe Stunde Verspätung hatte, etwa fünf Minuten länger in Offenburg warten müssen, um die Reisenden aus dem Intercity aus Hamburg, der ebenfalls verspätet war, mitzunehmen. Das aber hat er nicht getan.

Anschluss gelingt fast nie

In die andere Richtung, wenn Eveline Wuttke zurück nach Frankfurt fährt, sei es oft nicht besser. Vor allem bei den Zügen, die aktuell im Zwei-Stunden-Takt noch unterwegs sind, seien die Umstiegszeiten besonders schwierig. Zum Beispiel beim Zug, der um 8.59 Uhr in St. Georgen losfährt. „Zu 90 Prozent“, sagt sie, „funktioniert diese Verbindung nicht“.

Denn für den Umstieg in Baden-Baden sei die Zeit zu knapp. Vier Minuten. Für den Weg von Gleis zwei auf Gleis vier.

Warum diese Verbindung überhaupt angeboten wird? Eveline Wuttke ist das schleierhaft. „Ein Systemproblem“, sagt sie.

Eine Bahn-Sprecherin sagt auf SÜDKURIER-Nachfrage, dass man reagiere, wenn man merke, dass eine Verbindung nicht funktioniere. Jährlich werde der Fahrplan dafür überarbeitet. Auch achte man auf die Umsteigesituation vor Ort. Das sei auch im genannten Beispiel passiert.

„Wir können uns für die Situation nur extrem entschuldigen.“
Bahn-Sprecherin

Müssen die Reisenden beispielsweise nur auf das Gleis gegenüber wechseln, reicht eine kurze Zeit. Sind die Wege weit, beispielsweise in Kopfbahnhöfen, ist mehr Puffer nötig. Der Handlungsspielraum für Anpassungen sei aber immer begrenzt. Dann beispielsweise, wenn die Infrastruktur an Grenzen stößt.

Noch schwieriger sei, das sagt auch die Sprecherin, spontan auf Probleme zu reagieren. So wie im Falle der Bauarbeiten auf der Rheintalbahn rund um Ostern, oder eben, wie im Falle der abgenutzten Reifen auf der Schwarzwaldbahn.

Fahrplan für den Bahnhof St. Georgen.
Fahrplan für den Bahnhof St. Georgen. | Bild: Ganter, Patrick

„Es ist nicht möglich, dann sofort den Anschluss zu ändern“, sagt sie. Zu engmaschig sei das System aufeinander abgestimmt. Gibt es also Probleme bei einem Regionalzug, könne man nicht automatisch auch dafür sorgen, dass die Anschlüsse noch passen. Die Bahn-Sprecherin bittet bei den Kunden um Verständnis.

„Wir können uns für die Situation nur extrem entschuldigen“, so sagt sie. Mit Hochdruck arbeite man aber an einer Lösung. Es gibt eine positive Tendenz, aber das Problem sei noch nicht gefunden.

Ab sofort wieder normales Tempo

Trotzdem, das gelte selbstverständlich, sei man bemüht, bei allen Hürden die bestmögliche Lösung zu finden. Beispielsweise habe man sich für den gewählten Zwei-Stunden-Takt entschieden, um unter anderen den Schülerverkehr zu gewährleisten. Solche Entscheidungen müssten auch immer mit dem Land abgesprochen werden.

Immerhin eine positive Nachricht hat die Bahn-Sprecherin für die Schwarzwaldbahn zu vermelden. Seit Anfang der Woche können die Züge wieder mit der normalen Geschwindigkeit fahren. Immerhin ein kleiner Lichtblick – für alle Bahn-Pendler.