Ein Teil des Bodens in der katholischen Kirche ist kaputt. Aber warum hat es so lange gedauert, bis der Schaden entdeckt wurde und wann kann er behoben werden? Pfarrer Harald Dörflinger erläutert, was der Grund dafür ist.

Am 1. März 2022 stellten Mitglieder des Kirchengemeinderates fest, dass sich der geflieste Boden im hinteren Bereich der Kirche wölbte. Einige Tage später brachen die ersten Fliesen des Bodenbelags auf.

Um die Verletzungsgefahr für Kirchenbesucher wegen der Bodenunebenheiten auszuschließen, sind Teile der Gänge und Sitzbankreihen im hinteren Drittel der Kirche seither gesperrt.

Teile der Kirchenbänke sind aus Sicherheitsgründen abgesperrt.
Teile der Kirchenbänke sind aus Sicherheitsgründen abgesperrt. | Bild: Sprich, Roland

Die Ursache für die Bodenerhebungen zu finden, gestaltete sich langwierig. Schließlich wurden die Verantwortlichen fündig.

Wo das Wasser herkommt

„Nach langer Suche wurde festgestellt, dass im Bereich des Beichtstuhls Wasser von außen eindrang“, erklärt Pfarrer Harald Dörflinger. Dies sei ein über viele Jahre unbemerkt gebliebener Prozess gewesen.

Die Schadstelle von außen. Hier drang das Wasser über viele Jahre unbemerkt in das Kircheninnere.
Die Schadstelle von außen. Hier drang das Wasser über viele Jahre unbemerkt in das Kircheninnere. | Bild: Sprich, Roland

Das Wasser bahnte sich unter den Fliesen hindurch seinen Weg. Da es im Boden keine Dehnungsfuge gibt, die das Ausdehnen des Fliesenmaterials hätte abfedern könnte, hat sich der Boden gewölbt. Aufgrund des sich über Jahre aufgebauten Drucks an der schwächsten Stelle ist er dann aufgebrochen.

Deutlich ist zu sehen, wie das Wasser den Boden zunächst aufgewölbt und dann regelrecht aufgesprengt hat.
Deutlich ist zu sehen, wie das Wasser den Boden zunächst aufgewölbt und dann regelrecht aufgesprengt hat. | Bild: Sprich, Roland

Weshalb der Boden gerade jetzt aufbrach, kann Dörflinger nur vermuten. Aber er sieht einen möglichen Zusammenhang mit der fehlenden Wärme von der darunter liegenden Unterkirche, die in den vergangenen zwei Jahren „aufgrund fehlender Veranstaltungen nicht oder nur gering beheizt wurde.“ Was wiederum möglicherweise die Frostbildung des unter den Fliesen befindlichen Wassers und der damit verbundenen Ausdehnung des Wassers begünstigte.

Wie geht es jetzt weiter?

Nach dem der Fehler lokalisiert wurde, kann der Schaden behoben werden. Wie Thomas Eisele, Vorsitzender des Kirchengemeinderats der katholischen Seelsorgeeinheit St. Georgen-Tennenbronn auf Nachfrage sagt, „sind die wesentlichen Details für die Sanierung inzwischen geklärt.“ Eine übergreifende Ausschreibung sei nicht notwendig. Bei der Sanierung sollen bevorzugt örtliche Handwerksfirmen zum Zuge kommen.

Der aufgewölbte Boden in einem der drei Gänge.
Der aufgewölbte Boden in einem der drei Gänge. | Bild: Sprich, Roland

Über die Kosten und den Zeitraum, in dem die Maßnahme stattfinden soll, konnte Eisele noch nichts Genaues sagen. „So schnell wie möglich.“

Ostern und Erstkommunion sind geklärt

Wie Pfarrer Harald Dörflinger eingrenzt, sollen die Festgottesdienste an Ostern sowie zur Erstkommunion „auf alle Fälle noch in der Kirche stattfinden“. Danach müsse man sowohl auf den Pfarrsaal in der Unterkirche aus weichen. „Es gibt auch Gespräche, dass wir möglicherweise in die Lorenzkirche ausweichen können.“

Das könnte Sie auch interessieren

Der kaputte Boden ist nicht die einzige Baustelle an dem 60 Jahre alten Kirchengebäude. Ein großes, beziehungsweise 38,50 Meter hohes Sorgenkind ist der Kirchturm. Dort gibt es seit Jahren Probleme mit dem Mauerwerk.

Der spektakulärste Schaden ereignete sich 2008, als sich eines der vier Zifferblätter vom Kirchturm löste und auf den Kirchenvorplatz stürzte. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Auch damals spielte Wasser, das durch undichte Fugen in das Mauerwerk drang, eine Rolle.

Auch die Fassade des Kirchturms muss saniert werden. Hier steht immerhin inzwischen die Finanzierung fest.
Auch die Fassade des Kirchturms muss saniert werden. Hier steht immerhin inzwischen die Finanzierung fest. | Bild: Sprich, Roland

Nachdem die Fassade damals aufwändig saniert wurde, zeigten sich 2015 erneut Schadstellen. Nach jahrelangem Rechtsstreit mit der Firma, die für die Sanierung damals zuständig war, und der letztlich in einem Vergleich endete, hat der Pfarrer hier gute Nachrichten zu vermelden. „Die Finanzierung steht.“ 735.000 Euro soll die Sanierung der Kirchturmfassade kosten. Dabei sollen die Klinkersteine komplett entfernt werden.

Kirche plant Spendenaktion

Neben Rücklagen und einem Zuschuss des Erzbischöflichen Bauamts in Freiburg soll die Maßnahme sowohl über ein Darlehen als auch über eine Spendenaktion gestemmt werden. „70.000 Euro sollen über Spenden generiert werden.“ Derzeit werde überlegt, wie eine aktive Spendenaktion aussehen könnte.

Teilweise wurden die Fliesen, bei denen es sich noch um den Originalbodenbelag von 1961 handelt, von den Verantwortlichen ...
Teilweise wurden die Fliesen, bei denen es sich noch um den Originalbodenbelag von 1961 handelt, von den Verantwortlichen herausgebrochen, um dadurch den Druck zu minimieren. | Bild: Sprich, Roland

„Hierbei soll auch die Bedeutung des Kirchturms in den Mittelpunkt gerückt werden“, so Dörflinger. Neben dem Geläut und der Uhr sieht der Pfarrer auch eine städtebauliche Bedeutung des Kirchturms, „der zusammen mit dem Turm der Lorenzkirche auch die Silhouette der Stadt prägt.“