„Wir haben uns eine neue Normalität geschaffen“, sagt Michael Werler, Heimleiter im Elisabethhaus. „Wir“ – das ist die Evangelische Altenhilfe in St. Georgen. „Eine neue Normalität“ – das ist der Arbeitsalltag seit Ausbruch der Coronakrise im März. Ein neuer Alltag, in dem ältere Menschen besonders geschützt werden müssen.
Damit das funktioniert, haben die Bereichsleitungen der Evangelischen Altenhilfe die Köpfe zusammengesteckt. Herausgekommen ist ein Corona-Handbuch: 29 Seiten, auf denen deutlich wird, wie penibel die Hygienemaßnahmen in den Einrichtungen und Angeboten der Altenhilfe umgesetzt werden. Jedes noch so kleine Detail ist in dem Handbuch vermerkt: So ist festgeschrieben, welche Art von Maske wann zu tragen und sogar, welcher Kugelschreiber zu desinfizieren ist.

„Das Handbuch sortiert uns“
Einen Monat lang habe die Ausarbeitung gedauert, erzählt Werler. Und das alles „aus Eigeninitiative“. Ob es solch ein Corona-Handbuch auch in anderen Einrichtungen gebe, davon weiß Werler, der auch Pandemiebeauftragter im Elisabethhaus ist, nichts. „Es soll uns intern eine Sicherheit geben, mit der Gesamtsituation umzugehen und uns und die Patienten zu schützen“, sagt er über die Motivation, die hinter dem Handbuch steckt. Seit Mitte Juni gebe es das Handbuch, aktualisiert wird es ständig. Das bedeutet, dass auch mit jeder Neuerung die rund 260 Mitarbeiter der Altenhilfe wieder geschult werden müssen. Ein Aufwand, der sich lohnt: „Das Handbuch sortiert uns. Wir haben uns dadurch eine klare Linie geschaffen“, findet Werler.
Zu Beginn der Krise habe es um die Organisation des Alltags „ein riesen Durcheinander“ gegeben, Prozesse seien unklar, die Unsicherheit hingegen groß gewesen. „Jetzt ist es auch für die Mitarbeiter durchschaubarer.“ Denn jetzt gibt es ein Handbuch, das den Alltag erleichtert.
Ein Blick in das Handbuch
„Aus unserer Sicht wird ein Leben in Einrichtungen der Evangelischen Altenhilfe wie vor der Pandemie 2020 auch mittelfristig nicht mehr möglich sein“, heißt es zu Beginn. Dass Hygiene höchste Priorität hat, zeigt, dass sie gleich an erster Stelle erwähnt wird: „Ziel aller Hygienemaßnahmen ist es, Keime abzutöten bzw. zu inaktivieren und so die Sicherheit von Bewohnern und Mitarbeitern sicherzustellen.“ Dazu leistet das Personal einen erheblichen Beitrag. Es sind viele Regeln, an die sich die Mitarbeiter halten müssen. Da wäre der Aufzug, der nur „mit maximal zwei Personen aus dem gleichen Bereich besetzt“ werden darf. Ein „Gesundheits-Check“ vor Dienstbeginn. Die genaue Festschreibung, wann welche Maske zu tragen ist.
Damit das Virus nicht etwa durch neue Bewohner in die Einrichtungen eingeschleppt wird, gibt es auch für die Neuaufnahme strikte Regelungen. „Vor der Heimaufnahme (maximal 48 Stunden) werden die Bewohner durch den Hausarzt, das Krankenhaus oder Schwerpunktpraxen getestet.“ Auch Besucher müssen sich an Vorgaben halten. Ein Bewohner darf pro Tag höchstens zwei Personen empfangen. Besucher dürfen die Gemeinschaftsräume nicht betreten. Sollte es in einer Einrichtung einen Corona-Fall geben „stehen Besucherkabinen zur Verfügung“. Geschenke dürfen nicht mitgebracht werden.
Großflächige Testungen bei Infektionsfällen
Und das sind nur einige Punkte aus dem Handbuch. Da wäre noch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern, Regeln für die Küche, die Wäscherei, die Verwaltung, die Tagespflege, den ambulanten Dienst. Das Handbuch schließt mit einer Erkenntnis der letzten Monate: „Die Erfahrung hat gezeigt, dass bei Ausbruch einer Endemie/Pandemie eine sofortige, großflächige Testung sinnvoll ist, um eine weitere Verbreitung frühzeitig erkennen und eindämmen zu können. Wir sehen es deshalb als unbedingt notwendig, an dass bei einem Ausbruch in einem Bereich (zwei positiv Getestete) sofort alle Personen getestet werden, die innerhalb der letzten 48 Stunden anwesend waren.“
Viele Regeln, viele Änderungen. Doch es scheint, als ob die neue Normalität in der Altenhilfe fast schon Alltag geworden ist.