Siegfried Kouba

Triberg – Mit einem äußerst expressiven Programm überraschte das Barockensemble der Wiener Symphoniker Hunderte von Zuhörer. Sie setzten die Wallfahrtskirche in Flammen – das natürlich nur im übertragenen Sinne.

„Das weltliche Feuer“, so der Titel des Samstagabends, entzündete Christian Birnbaum mit den Musikern und der Gesangssolistin Cornelia Horak. Der Dirigent und Moderator hatte sich mit den Tonschöpfern und Kompositionen intensiv beschäftigt. Detaillierte Kommentare waren Zeugnis. Der Orchesterleiter führte ohne Taktstock, achtete auf passende Tempi und Dynamik, gab präzise Einsätze und steigerte sich zu Gestik reicher Höchstform.

Der kompakte, homogene Klang des Ensembles war bereits bei Händels Ouvertüre zu „Judas Maccabäus“ und seinem auftaktigen Motiv zu hören. Jubelnde Momente brachten die Oboen ein, die sich besten mit den Trillern der Streicher paarten. Die Musiker konnten mit feinem Ton oder fiebrigen Part überzeugen und führten nach einer spannenden Zäsur zum feierlichen Schluss.

Besondere Beachtung verdiente die Sopranistin Cornelia Horak, die ihren Part bei „Tra le fiamme“ ausdrucksstark gestaltete und mit einer großvolumigen, durchdringenden Stimme gekonnt Haltetöne, Koloraturen und Ornamentik transportierte. Hinzu kam Christian Ladurner, der mit seiner Viola da gamba verzauberte. Mit untergriffiger Bogenhaltung beherrschte er vollendet die sechssaitige „Beingeige“ auch bei atemberaubenden Tempi und überzeugte mit feinnervigen, näselnden Klängen. Zu bewundern waren die Duette mit der Sopranistin. Nicht zu vergessen sei das angeglichene Orchester und das sichere Basso-continuo (Cembalo, Cello und Kontrabass).

Ein weiterer Solist, und bereits alter Bekannter, war mit Konzertmeister Willy Büchler bei Vivaldis „Der Sommer“ zu erleben, ein Violinkonzert, das sowohl den Solisten, als auch das Tutti forderte. Büchler präsentierte sich erwartungsgemäß als sicherer Interpret. Kräftig war sein Strich, perfekt die Bogentechnik, gekonnt die Lagen- und Saitenwechsel.

Wichtig vor allem die musikalische Ausstrahlung, die von allen Mitwirkenden ausging und drückende Sommerhitze, Kuckucksrufe, singende Turteltaube, schlagenden Distelfink, mächtige Windböen, prasselnden Regengüsse, plagende Insekten, Donner und Blitze bei heftigem Unwetter spüren ließen. Gleich expressiv waren die köstliche Streichersuite „Im Juli“ von Gregor Joseph Werner, der einst Chef von Joseph Haydn war, genauso wie die martialische „Battaglia“ von Paul Hainlein oder Antonio Calderas dramatische Sinfonia „Sedecia“. Getoppt wurde alles mit Händels „Feuerwerksmusik“ – eine Gefühlskanonade, die effektvoll auf das Publikum abgeschossen wurde, das stehend Applaus spendete.

Eine herzlich, offene und lockere Begegnung zwischen Verantwortlichen, Musikern und Sponsoren gab es nach dem Konzert im holzgeschnitzten Rathaussaal. Bürgermeister Gallus Strobel griff in seiner Laudatio seine bereits in der Wallfahrtskirche ausgesprochene Sentenz auf, dass das Barockensemble mit dem Konzert „ein Geschenk“ überreichte. Er lobte das hohe Level und konnte als frohe Botschaft verkünden: „Wir setzen fort!“ Dirigent Christian Birnbaum dankte für die vielen Jahre des Miteinanders und die vielen entstandenen Freundschaften. Bei einem Imbiss gab es bereichernde Gespräche.