Triberg 17 europäische Gemeinden treffen sich regelmäßig, um Lazarus von Schwendi zu würdigen. Diesmal waren die Triberger Gastgeber.

1522 wurde Lazarus von Schwendi geboren. Bereits 1524 starb sein Vater, worauf der Rat der benachbarten Freien Reichsstadt Memmingen, wo der Junge auch aufwuchs, zum Vormund bestellt wurde. Schwendi erwarb eine gründliche humanistische Bildung. Der Kaiser erkannte einst sein Talent – um 1538 ging er an das lutherische Gymnasium in Straßburg, eine Hochburg der Reformation und des Humanismus, um dort Jura zu studieren. Er hat dabei auch Französisch gelernt, eine wichtige Voraussetzung für die spätere Tätigkeit als Diplomat für den Kaiser.

1546 trat Lazarus von Schwendi in seine Dienste. Karl V. übertrug ihm diplomatische und militärische Aufgaben und erkannte seine Tüchtigkeit. Unter Kaiser Maximilian II. wurde er später oberster kaiserlicher Feldhauptmann. Er konnte große militärische Erfolge erzielen. Seine Siege und sein Organisationstalent verschafften ihm hohes Ansehen. Er warb in der ersten Hälfte der 1570er Jahre in verschiedenen Denkschriften für eine gegenseitige Toleranz der Konfessionsgruppen.

1560 bekam er die Pfandschaft von Schloss, Stadt und Herrschaft Burkheim am Kaiserstuhl mit Oberrotweil, Oberbergen, Vogtsburg und Jechtingen, schon vorher hatte er die Burgvogtschaft über Breisach erlangt. Schwendi gab der Herrschaft eine vorbildliche Ordnung und förderte im Elsass und im Breisgau den Weinbau. Zum Amt Hohlandsberg gehörten die Orte Kientzheim, Sigolsheim, Ammerschwihr, Ingersheim und Wintzenheim sowie Einkünfte aus Wein in Turckheim und anderen Orten der Umgebung. Zu den Besitzungen des Lazarus von Schwendi gehörten auch Triberg und Kirchhofen (heute Ehrenkirchen) im Breisgau. Schwendi starb dort am 27. Mai 1583 und wurde in der Pfarrkirche zu Kientzheim bestattet. Insgesamt 17 Gemeinden aus Deutschland, Frankreich und Belgien, die einen Bezug zu Lazarus von Schwendi haben, schlossen sich 1986 in Kientzheim zum Lazarus-von-Schwendi-Städtebund zusammen, um die von ihm praktizierte humanistische Gesinnung, Klarheit und Toleranz weiterzugeben und zu fördern. Vertreter der Gemeinden treffen sich jährlich abwechselnd in einem der Mitgliedsorte zu Begegnung und Gedankenaustausch. In diesem Jahr nun war die Reihe an Triberg.

Nach einem Stehempfang bei Bürgermeister Gallus Strobel zogen die Delegierten und ihre Begleiter zur Schwendieiche, die im Jahr 2022 anlässlich des 500. Geburtstags des Lazarus gepflanzt worden war. Der Präsident des Bundes, Gerhard Maurer aus der Gemeinde Schwendi, zeigte sich beeindruckt von der Wasserfallstadt, stellte aber am Ende der Versammlung aus ebendiesem Grund einen Antrag – das Prozedere soll künftig früher beginnen, damit das Rahmenprogramm für alle zur Verfügung stehen kann. Dem Antrag wurde einstimmig stattgegeben. Klaus Nagel stellte die neuen „Schwendi-Mappen“ zum Gebrauch an Schulen vor.

Zur besonderen Freude der Triberger konnte die Fahne dann an die elsässische Stadt Turckheim und deren Bürgermeister Benoît Schlussel übergeben werden, die im kommenden Jahr das Treffen ausrichten werden. Seit Jahren bereichert eine Gruppe von Trachtenträgern aus der elsässischen Stadt den Trachtenumzug des Schinkenfestes. Stadtmarketingleiter Nikolaus Arnold lud die anderen Schwendigemeinden ebenfalls ein, solche Delegationen zu senden. Dazu äußerte er den Vorschlag, dass eine gemeinsame Flagge für jede der Gemeinden entstehen sollte.

Nach einem ausgiebigen Abendprogramm endete das Treffen mit einer festlichen, von Jungpfarrer Lukas Nagel zelebrierten Heiligen Messe in der Wallfahrtskirche, bei der sich auch die Mitglieder des Schwendibundes einbrachten mit Lesung und Fürbitten. Der Pfarrer ging auf das für jene Zeit ungewöhnliche soziale Engagement des Lazarus von Schwendi ein. Nach der Messe hatten die Delegierten und ihre Begleitung Gelegenheit, die barocke Kirche zu besichtigen.