Spitzenwerte von bis zu 38 Corona-Patienten und die Vollbelegung der Intensivstation haben das Kreisklinikum Tuttlingen in den vergangenen Tagen in eine kritische Situation gebracht. Das führt dazu, dass die Klinik nun alle geplanten Eingriffe im Operationssaal absagt, um Behandlungsmöglichkeiten und Personal für mehr Intensivbetten freizubekommen.
Mit Nachlauf gerechnet
Laut Landrat Stefan Bär sei deren Zahl jetzt auf 17 erhöht worden, was einen Mitarbeiterbedarf von 85 Personen binde. Vorerst scheint sich die Corona-Situation im Landkreis Tuttlingen etwas zu entspannen, die Klinik rechnet jedoch in den nächsten Tagen mit einem Nachlauf der jüngst aufgetretenen, enormen Neuinfektionszahlen.
Weiter 35 Corona-Patienten
Am Mittwoch meldete der Landkreis 142 neue Fälle, während es eine Woche zuvor noch 240 Neuinfektionen waren. Die Inzidenz sinke nun von den hohen 900er-Werten der vergangenen Tage wieder auf 612, so Bär. In der Klinik befinden sich aber weiter 35 Corona-Patienten, sieben werden beatmet, fünf davon sind nicht geimpft. „Wir sind froh, dass sich die Patientenzahlen offenbar auf hohem Niveau stabilisiert haben,“ betonte der Landrat, der aber befürchtet, im Klinikum die Spitze noch nicht erreicht zu haben.
„Dann sind wir aber am Ende“
In der Summe könne man die Intensivstation für sämtliche Patienten noch um drei weitere Betten auf 20 erhöhen, wobei zum Beispiel auch Aufwachräume mit Sauerstoffversorgung hinzugenommen würden. „Dann sind wir aber am Ende“, so Bär. Seinen Aussagen zufolge sind es weiter eher Patienten mittleren und jüngeren Alters, die im Moment mit Corona ins Klinikum kommen. Die jüngsten seien 33 und 36 Jahre alt, die intensiv behandelten Patienten teils zwischen 47 und 64 Jahre. Von den 1318 neuen Infektionsfällen der vergangenen Woche entfallen unter anderem 299 auf Tuttlingen, 228 auf Trossingen, 109 auf Spaichingen, 84 auf Aldingen, 70 auf Immendingen und 51 auf Geisingen.
Pflegeheime weiter betroffen
Der Landrat wies erneut darauf hin, dass in den vergangenen beiden Wochen etwa die Hälfte der Neuinfektionen auf die Altersgruppen zwischen null und 14 sowie 15 bis 34 Jahre entfallen. In den Pflegeheimen seien momentan 63 Bewohner mit Corona infiziert und 52 Mitarbeiter. Bär: „In der am stärksten betroffenen Einrichtung sind es 15 Neuinfektionen bei Bewohnern und zehn bei Mitarbeitern.“ Er räumte ein, dass die Situation in den Pflegeheimen schon besser ausgesehen habe.
Omicron-Variante
Der Kreisbewohner, der sich in Südafrika offensichtlich mit der Omikron-Variante des Virus infiziert hat, befindet sich weiterhin in München in Quarantäne. Dessen Kontaktpersonen aus dem Kreis Tuttlingen sind ebenfalls in Quarantäne und in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. „Bisher waren alle Tests der Familie negativ,“ so Bär.
Impfen schreitet voran
Die Kreisimpfstation Tuttlingen (KISt) und die Impfteams haben in der vergangenen Woche etwa 5000 Impfungen verabreicht, darunter zu 25 Prozent Erstimpfungen. In der Vorwoche waren es zehn, in der ersten Woche fast 50 Prozent Erstimpfungen. Bär dankte allen, die jetzt doch Impfbereitschaft zeigen. Nun scheine das Interesse am Impfen aber wieder nachzulassen. Bis Freitag sei es der KISt voraussichtlich möglich, nicht mehr nur Bescheinigungen im Impfbuch zu auszustellen, sondern auch QR-Codes fürs Handy. Damit falle keine doppelte Wartezeit in den Apotheken an.