Der Fohrenhof in Unterkirnach ist ein besonderes Restaurant. Die Einrichtung der Caritas ist ein Integrationsbetrieb und ermöglicht Menschen mit Behinderung, zu Arbeiten und Geld zu verdienen. Daneben arbeiten aber auch Menschen ohne Behinderung in dem Restaurant. Einer davon ist Bakary Kambi, ein Flüchtling aus Gambia.
Der 24 Jahre alte Gambier absolviert momentan eine Ausbildung zum Koch und ist im zweiten Lehrjahr. Doch dem Ende seiner Ausbildung sehen sowohl Bakary Kambi als auch sein Chef, Betriebsleiter Robert Rafai, ein Stück weit mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn dem Gambier droht nach seiner Lehrzeit die Abschiebung.
Für Robert Rafai eine schwierige Situation, da er auf seinen "Vorzeigeazubi" nicht verzichten könne. "Wir brauchen ihn nicht nur als Kochazubi", sagt er. Bakary Kambi sei bereits weiter als andere Azubis und könne bereits im zweiten Lehrjahr in der Küche fast allein gelassen werden, lobt der Restaurantchef. Neben den Fähigkeiten in der Küche habe der Lehrling auch ein Händchen für seine Kollegen mit Behinderung und könne gut mit ihnen umgehen. "Er ist ein echter Glücksfall für uns", sagt Robert Rafai.

Bakary Kambi sei aus der Küche nicht mehr wegzudenken, bestätigt auch dessen Ausbilder Rolf Hilpert. Kochen gehöre zu den Leidenschaften des Gambiers und er wolle nach seiner Ausbildung auf jeden Fall weitermachen, sein Wissen erweitern und seine Fähigkeiten verfeinern.
Deshalb stößt die jetzt angekündigte Abschiebung nach seiner Ausbildung auf wenig Verständnis. Insbesondere auch weil die Branche seit vielen Jahren unter Personalmangel leide und auch die Ausbildungsplätze im Fohrenhof nicht unbedingt zu den begehrtesten Plätzen gehören, erklärt Robert Rafai. "Was wir in dieser Situation brauchen, ist eine Art Greencard", appelliert der Betriebsleiter an die Politik.
Der Fohrenhof in Unterkirnach ist ein Vorzeigebetrieb in Sachen Inklusion. Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen arbeiten in Küche und Service des von der Initiative "Schmeck den Süden" mit zwei Löwen ausgezeichneten Restaurants. So ist beispielsweise Kevin Graf trotz einer Behinderung seit vielen Jahren in dem Restaurant beschäftigt und arbeitet in der Einrichtung an der Bar. Aus dem Betrieb sei er als Mitarbeiter gar nicht mehr wegzudenken, meint Restaurantleiterin Katja Probst. "Der Kevin ist unser Mädchen für alles." Er leiste immer eine hervorragende Arbeit, sagt sie anerkennend.
Für Kevin Graf selber habe sein Arbeitsplatz und die daraus resultierenden Möglichkeiten eine große Bedeutung im Leben. "Ich verdiene Geld und kann mir eine eigene Unterkunft und ein unabhängiges Leben leisten", erzählt der Barkeeper. Am liebsten mixe er Cocktails. Das Eindecken von Tischen sei hingegen eher eine langweilige Tätigkeit.
Im Fohrenhof seien derzeit insgesamt elf Mitarbeiter in Küche und Service beschäftigt, wobei zwei Angestellte mehr dem Betrieb gut tun würden, erklärt Restaurantleiterin Probst. Gerne hätte sie auch noch zwei Azubis mehr, um Engpässe im Ablauf nicht erst entstehen zu lassen. Sie selber sehe ihren Beruf auch als Berufung an: "Ich wollte nichts anderes machen", bestätigt Katja Probst die Freude, die sie täglich empfindet. Aber man müsse für diese Art von Arbeit geboren sein, gibt sie zu. Jetzt hoffe auch sie auf ein gutes Ende und die Rücknahme des Abschiebebescheids für Bakary Kambi.
Der Fohrenhof
Der Fohrenhof in Unterkirnach ist ein integratives Projekt des Caritas-Verbands Schwarzwald-Baar. Gemeinsam mit der Hapimag AG führt der Caritasverband Schwarzwald-Baar hier einen so genannten Integrationsbetrieb, der für ein soziales Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung steht. Der Integrationsbetrieb bietet Menschen einen Arbeitsplatz an, die perspektivisch in der Lage sind, mit einer speziellen Förderung und einer Assistenz auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, die jedoch mit den Anforderungen einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung unterfordert sind. (in)