Ein Elektriker kauft die Unterkirnacher Christuskirche mit dem Gemeindezentrum. Mit dieser Verkaufsnachricht tut sich der eine oder andere schwer, sie kommt allerdings nicht völlig überraschend. Der notwendige Verkauf der Kirche steht seit einem Grundsatzbeschluss im Jahr 2019 im Raum.
Bereits vor sechs Jahren hatte die evangelische Stadtpfarrei Villingen-Schwenningen, zu der auch Unterkirnach zählt, bekannt gegeben, dass die Christuskirche eines der Bauwerke ist, die sie im Rahmen der landeskirchenweiten Sparvorgaben verkaufen muss.
Vereinzelte Kaufanfragen scheiterten
Immer wieder einmal habe es seither Kaufanfragen gegeben, berichtet Pfarrer Udo Stober auf Nachfrage. So hätten beispielsweise ein Künstler oder auch freikirchliche Gemeinden Interesse gezeigt. Konkret sei aber aus den unterschiedlichsten Gründen nie etwas geworden. Auch die weitere Nutzung durch den aktuellen Mieter, ein Musikstudio, sei keine dauerhafte Perspektive gewesen.
Die Gemeinde Unterkirnach habe sogar selbst über einen Kauf nachgedacht, erinnern sich Pfarrer Stober und auch Bürgermeister Andreas Braun. Letztendlich wurde daraus aber nichts. Für einen Kindergarten sei das Gebäude zu klein gewesen und auch die finanzielle Lage der Gemeinde sei ein Thema gewesen, so der Bürgermeister am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderates.
Dort war der Verkauf der Kirche zum Thema geworden, weil man im Zuge des Verkaufs feststellte, dass das Gelände des Gemeindezentrums nach dem Bebauungsplan noch immer als „öffentliche Grünfläche, Parkanlage Wiese“ ausgewiesen ist.
Fehler im Bebauungsplan
Um diesen Fehler aus den 1980er Jahren zu heilen, beschloss der Gemeinderat jetzt mehrheitlich ein Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans „Ortsmitte-Tal, Änderung, Nachnutzung Evangelisches Gemeindehaus Unterkirnach“ einzuleiten. Damit soll der Weg zur Nachnutzung von Kirche und Gemeindezentrum frei gemacht werden. Die Kosten der Gemeinde für das Bebauungsplanverfahren wird die Kirche tragen. Ihr war das Grundstück damals für den symbolischen Preis von einer Mark verkauft worden.

Deutlich wurde im Rahmen der Sitzung, dass sich einzelne Gemeinderäte mit der vorgesehenen Nachnutzung schwertun. Doch der Gemeinderat hat hier nichts zu entscheiden. Der Verkauf der Kirche sei einzig Sache der evangelischen Kirchengemeinde, machte Bürgermeister Andreas Braun deutlich.
Elektrotechnikermeister Dominic Krezalek möchte das Gebäude kaufen und dort sowohl seinen Betrieb als auch eine Wohnung unterbringen.
Pfarrer Udo Stober bestätigt auf Nachfrage, man sei sich mit ihm über den Kauf einig. Auch die Landeskirche habe dem Verkauf bereits grundsätzlich zugestimmt. Jetzt gelte es im Grunde einzig noch für die Unterkirnacher Pfadfinder neue Räume zu finden.
Bedenken gegen gewerbliche Nutzung
Gemeinderätin Sabine Wagner sieht die Kirche als „ästhetisch wertvolles Gebäude“, in dem sie keine gewerbliche Nutzung wünschen würde. Auch Martin Kuberczyk gestand, sich anfänglich mit den Plänen „emotional schwergetan“ zu haben. Letztlich sei es aber Aufgabe des Gemeinderates, eine „rationale Entscheidung zu treffen“. Cornelia Ries hätte das Gebäude gerne „als Begegnungszentrum für Jung und Alt“ erhalten.
Patrick Seng erklärte, das Gremium müsse sich wohl anheften lassen, sich nicht intensiver mit dem Verkauf und einer Lösung befasst zu haben. Ein Begegnungszentrum könne aber vielleicht an anderer Stelle, beispielsweise im Aqualino geschaffen werden.
Käufer will den Charme des Gebäudes erhalten
Dominic Krezalek hat bereits Pläne für den Umbau nach dem Kauf. „Wir wollen den Charm des Gebäudes auf jeden Fall erhalten. Das Gebäude soll auch künftig das darstellen, was es einmal war“, betont er im Anschluss an die Gemeinderatssitzung im Gespräch. Einen detaillierten Plan möchte er der Öffentlichkeit aber erst vorstellen, wenn der Kauf in trockenen Tüchern ist.

Intensiv habe er sich auch „mit allen denkbaren anderen Optionen in Unterkirnach befasst“, erklärt er weiter. Doch da sei nichts Passendes dabei gewesen.
Man habe die Pläne bereits den Nachbarn der Christuskirche vorgestellt. Von diesen gebe es keinerlei Einwendungen, berichtete Bürgermeister Andreas Braun.
Äußerlich soll sich am Gebäude wenig ändern. Im Kirchensaal will Dominic Krezalek die Betriebsräume ansiedeln. Derzeit seien die noch relativ klein in zwei Garagen untergebracht, so der Elektriker. Mit dem Kauf des Kirchengebäudes möchte er seinem Betrieb eine bessere Zukunftsperspektive verschaffen. Einzig der rechte Gebäudeteil soll um ein Wohngeschoss aufgestockt werden.