Herr Braun, ein Thema, das in Unterkirnach schon bald viele Kinder und deren Eltern betreffen wird, ist die grundlegende Sanierung der Roggenbachschule. Was haben die Familien da zu erwarten?

Zeitlich ist das so geplant, dass wir jetzt in die Fachplanung einsteigen werden. Im Frühjahr sollen diese Leistungen vergeben werden.

Die Planung ist das eine. Das andere sind die tatsächlichen Arbeiten. Wann sollen die beginnen?

Wir sind bei der Finanzierung der Sanierung von Zuschüssen abhängig. Die Vergabe der Arbeiten kann erst erfolgen, wenn die Zuschussbescheide durch das Land ergangen sind. Wir werden die Zuschüsse sicher erhalten, aber wann die Bescheide ergehen kann ich nicht sicher sagen. Zuletzt hat es rund ein Jahr gedauert, dass die Zuschussbescheide ergangen sind. Wenn es gut läuft können wir mit den Umbauarbeiten im Herbst 2024 beginnen, es kann aber auch Frühjahr 2025 werden. Wir rechnen dann mit einer Umbauzeit von 1,5 Jahren.

Wo werden die Schüler während der Sanierung unterrichtet?

Es wird eine vernünftige Übergangslösung brauchen. Von einer Containeranlage bis hin zu einer anderen räumlichen Lösung in der Gemeinde sind noch mehrere Varianten im Gespräch. Wir müssen den idealen Weg zwischen einer räumlich sinnvollen Lage, einer energetisch und ökologisch sinnvollen sowie auch einer kostenmäßig tragbaren Lösung finden. Weitere Informationen kann ich leider noch nicht geben, weil dazu noch einige Gespräche geführt werden müssen.

Auch für die notwendige Nachnutzung des Hallenbades Aqualino stehen noch Gespräche an. Wie ist da der Stand der Dinge?

Wir werden auf keinen Fall die Augen davor verschließen, was in Villingen-Schwenningen passiert. Natürlich sind wir im Austausch mit denjenigen, die das deutlich größere Projekt im Klosterhof vorantreiben. Wir wollen keine Konkurrenzsituation dazu schaffen. Auch für das Gebäude des Hallenbads gibt es aber einen Interessenten, der bereits in der Branche unterwegs ist und der uns klar signalisiert, dass wir mit unserer Idee einer Freizeiteinrichtung für Jugendliche ab zwölf Jahren auf dem richtigen Weg sind.

Unabhängig davon war es aber klar, dass egal welche Nachnutzung wir präsentieren, die Hallenbadbefürworter das sicher nicht gut finden werden. Ich bin bezüglich der Nachnutzung nach wie vor völlig offen und tiefenentspannt. Klar ist für uns einzig, dass bei einer Nachnutzung mindestens eine schwarze Null geschrieben werden muss und dass Leerstand für uns keine Option ist.

Wie geht es mit dem Glasfaserausbau in der Gemeinde weiter?

Entlang der Backbone-Trasse ist das Interesse relativ groß. Ich kann nach wie vor nur jedem, der an der Trasse wohnt, raten, sich zumindest eine Ablage aufs Grundstück legen zu lassen. So hat er alle Trümpfe in der Hand. Ganz viele haben im Übrigen ihre Zurückhaltung schon aufgegeben und sich jetzt auch kurzfristig entschieden, mitzumachen.

Wie sieht es mit den Straßen aus, die nicht an der Backbone-Trasse liegen?

Denen kann ich leider aktuell keine Hoffnung machen. Für diesen Ausbau würde es aufgrund der Richtlinien keinerlei Zuschüsse geben. Einzig, wenn in einer Straße aus anderen Gründen eine Tiefbauarbeit erfolgen muss, werden wir Leerrohre verlegen und möglichst auch anschließen. Wir müssen uns aber nichts vormachen. Unser altes Kupferkabelnetz war das erste in Deutschland. Unterkirnach hat vor 40 Jahren 800.000 D-Mark investiert. Jetzt werden wir dafür bestraft, dass wir damals innovativ waren und dass wir jetzt nicht als weißer Fleck auf der Landkarte gelten. Ähnliches gilt übrigens für die Ertüchtigung unserer Kläranlage, für die wir keinerlei Zuschüsse bekommen.

Ein weiteres Thema, das die Unterkirnacher aktuell beschäftigt, ist die Windkraft. Sie schließen sogar einen Bürgerentscheid nicht aus. Was passiert, falls sich dabei die Bürger tatsächlich gegen die Windkraft aussprechen?

Wenn die Bürger Nein dazu sagen, werden wir von der Kommune das Thema nicht aktiv weiter vorantreiben oder einen anderen unterstützen. Wir haben uns dann an das Votum und dessen Bindungswirkung zu halten. Ich kann aber nicht ausschließen, dass ein privater Grundstückseigentümer mit einer Gesellschaft in Kontakt tritt. In diesem Fall kann ein Bürgerentscheid nur ganz eingeschränkt eingreifen.

Was wird der nächste Schritt sein, den Sie unternehmen?

Wir werden mit Energiedialog nochmal in den Austausch gehen und auf jeden Fall das Thema der Lärmemissionen und wohl auch das Thema der Optik vertiefen. Mir ist ganz klar, dass das Thema die Menschen umtreibt. Im Zweifel ist es immer einfacher, dem Mainstream zu folgen und gegen die Windkraft zu wettern. Genauso wenig, wie die Menschen die Windkraft vor der eigenen Haustüre mögen, mögen sie aber auch Atommüll vor der eigenen Haustüre. Wir tun alle gut daran, die Energiewende voranzutreiben. Irgendwoher muss unsere Energie kommen.

Zum Jahresabschluss haben Sie vor einer Stagnation der Gemeinde Unterkirnach gewarnt. Warum ist es problematisch, wenn Veränderungen ausbleiben?

Unser Ziel ist es entsprechend des Gemeindeentwicklungsplans, das die Einwohnerzahl weiter steigt und möglichst die Zahl 2800 oder sogar 3000 erreicht. Derzeit haben wird rund 2670 Einwohner. Da stehen wir im Moment. 60 Einwohner mehr in Unterkirnach bedeutet am Ende des Tages jedes Jahr 60.000 Euro mehr im Gemeindesäckel. Außerdem wären die Einnahmen aus den Verkäufen der Grundstücke, die im Moment der Gemeinde gehören, wichtig.

Welche Flächen stehen denn im Moment zum Verkauf und was würde dies für die Einwohnerzahl bedeuten?

Am Sommerberg stehen noch die Grundstücke für die Mehrfamilienhäuser zum Verkauf. Das könnte ein Mehr an 60 Einwohnern bedeuten. Im Marbental haben wir an dem alten Bebauungsplan festgehalten. Dort sind im Moment Einfamilienwohnhäuser vorgesehen. Die 13 noch unbebauten Grundstücke könnten bis zu 50 Einwohner oder mehr bringen. Eventuell müssen wir dort aber nochmal über die Änderung der Rahmenbedingungen nachdenken. Ein klassisches Einfamilienhaus kann sich heute kaum mehr jemand leisten.

Wie kann die Gemeinde konkret von mehr Einwohnern profitieren?

Durch die höhere Pro-Kopf-Zuweisung könnte die Gemeinde ihre laufenden Ausgaben leichter bedienen. Eine Gemeinde ist da wie eine Firma. Um den Pflichtausgaben nachzukommen, brauche ich eine gewisse Ertragssituation. In früheren Jahren haben wir mit der starken Gewerbesteuerentwicklung der Firma Wahl exorbitant Glück gehabt. Aber in unserem Steuersystem geht es Kommunen ohne die starken Steuereinnahmen einfach deutlich schlechter.

Was halten Sie denen entgegen, die am Sinn notwendiger Entwicklung zweifeln?

Wir müssen eine gewisse Veränderung zulassen. Das ist ähnlich wie mit den Windrädern oder auch einer Ferienhausanlage. Das zieht sich bei uns durch ganz viele Themen durch. Wir können nicht nur immer von notwendigen Veränderungen reden. Wir müssen sie akzeptieren. Auch vor der eigenen Haustür.

Was wünschen Sie sich für 2024?

Für uns als Gesellschaft würde ich mir bei all unseren Entscheidungen wünschen, dass wir zunächst den Blick aufs große Ganze richten. Für all diejenigen, die tatkräftig mitanpacken möchten, ist die bevorstehende Kommunalwahl genau das Richtige. Stellen sie sich zur Wahl, denn nur gemeinsam werden wir die vor uns liegenden Herausforderungen zum Wohl unseres Dorfes bewerkstelligen können.

Fragen: Cornelia Putschbach