Um 17 Uhr traf sich im Saal über der Villinger Feuerwache der Verwaltungsausschuss zu einer Vorberatung des Haushalts.
Die Kitagebühren standen dabei zwar nicht auf der Tagesordnung, dennoch wurden die Ratsmitglieder mit Trillerpfeifen, Plakaten und Parolen lautstark von den Demonstranten in Empfang genommen.
Besonders laut wurde es als Oberbürgermeister Jürgen Roth vom Rathaus her angelaufen kam. Bei ihm mischten sich auch Buhrufe in das Pfeifkonzert. Als er sich einen Weg durch die Demonstranten gebahnt hatte suchte er auch das Gespräch mit den Organisatoren und erklärte seine Sicht der Dinge. Dem Pfeifkonzert tat dies aber keinen Abbbruch. Seine Worte waren kaum verständlich.
Mit dabei waren auch viele Kinder und Großeltern. Auch sie wollen die Mehrkosten, die auf die Familien zukommen sollen, nicht akzeptieren. Beim Fototermin des OB in der Menge hielt ein kleiner Junge ein Protestplakat von hinten direkt über das Stadtoberhaupt.
Auslöser für den Protest war die Ankündigung der Oberbürgermeisters beim Neujahrsempfang, die Kindergartengebühren drastisch erhöhen zu wollen.
Das sorgte für großen Unmut bei vielen Eltern. Auch im sozialen Netzwerk Facebook formierte sich Protest.
Die Demo-Teilnehmer befürchten, dass eine Erhöhung der Gebühren vor allem die mittleren Einkommensschichten treffen wird und sich viele Eltern die Kinderbetreuung in Zukunft nicht mehr leisten können.
Das sagen die Demonstranten
„Es ist traurig, was der OB vor hat. Die Stadt hatte die Chance, sich als kinderfreundliche Stadt zu profilieren“, sagen zum Beispiel Benjamin und Annika Kaiser aus Villingen, die mit ihren drei Kindern da waren. Ein Erhöhung der Gebühren bewirke genau das Gegenteil. Benjamin Kaiser hätte es besser gefunden, Bußgelder deutlich zu erhöhen und so steigende Kosten auszugleichen.
Ähnlich sieht das Nadja Urschel aus Villingen. auch sie war mit ihren drei Kindern gekommen um zu protestieren. „Man sollte nicht bei den Kindern sparen“, so ihre Meinung. Kinderbetreuung solle allen Menschen zugänglich sein und nicht nur den Besserverdienern.
Hermann Hoffmann wäre nicht unmittelbar selbst von einer Gebührenerhöhung betroffen. Er demonstrierte Seite an Seite mit seinen Kindern und Enkelkindern. Der Villinger war lange Jahre im Gesamtelternbeirat tätig und sagt: „Es ist unmöglich, was Roth vor hat.“ 400 bis 500 Euro an Gebühren würden so monatlich auf die Familie zukommen. Er meint, man solle lieber an anderer Stelle Sparen und nicht an der Zukunft von Deutschland, den Kindern.
Nicole Einig sagt, Roth breche mit der Erhöhung sein Wahlkampfversprechen, sich für Familien einzusetzen. Sie selbst hat ein Kind im Kindergarten und zahlt schon heute 185 Euro für die Halbtagsbetreuung. Sie selbst geht so lange Arbeiten. „Wenn die Erhöhung kommt, kann ich auch zuhause bleiben, dann lohnt sich das nicht mehr.“
In der selben Situation befindet sich Nadja Hartfeld aus Villingen. Alle drei Kinder der Familie gehen in den Kindergarten, was rund 300 Euro kostet. Sie arbeitet ebenfalls halbtags. Eine Gebührenerhöhung würde ihren gesamten Lohn verschlingen.