In Villingen gibt es die erste Schließung einer Arztpraxis infolge der Corona-Pandemie. Michael Luft, Facharzt für Innere Medizin, musste seine Praxis in der Saarlandstraße 23 am Dienstag schließen. Er hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. „Mir geht es gesundheitlich wieder gut“, berichtete er am Mittwoch. Er geht davon aus, dass seine Praxis ab 13. April wieder in Betrieb gehen wird.
Am vergangenen Freitag, berichtet der Arzt, habe er Schnupfen bekommen und sich erschöpft gefühlt. Am Samstag und Sonntag sei ein leichtes Fieber und Husten dazu gekommen, „allerdings nicht sehr stark“. Am Montag hat sich der Internist selbst auf das Coronavirus getestet und einen Abstrich gemacht. Abends um 22 Uhr bekam er das Ergebnis. Es war positiv, sprich: Dr. Luft war infiziert.
„Ich habe mich wohl bei einem meiner Patienten angesteckt“, vermutet er. Wer das war, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Er habe sofort Kontakt mit dem Gesundheitsamt aufgenommen und seine Praxis geschlossen. „Sieben meiner Kollegen haben jetzt die Vertretung für meine Patienten übernommen“, berichtet er. Er selbst hat die Praxis nicht mehr betreten und sich in häusliche Quarantäne begeben. Das heißt: Er hat nur Kontakt zu seiner Frau und einem Kind. Ansonsten hält er strikte Kontaktsperre. Seine Ehefrau ist mittlerweile ebenfalls infiziert.
Aus dem Gefahrenbereich
Am Mittwoch, dem sechsten Tag seit dem Ausbruch der Infektion, geht es dem Arzt nach eigenem Bekunden gesundheitlich wieder gut. „Ich bin jetzt aus dem Gefahrenbereich raus“, sagt Luft, der auch schon über 60 Jahre alt ist und damit zur Risikogruppe älterer Menschen zählt. Seine Frau liege im Krankheitsverlauf zwei Tage hinter ihm und sei körperlich noch etwas schlapp, ansonsten weitgehend asymptomisch.
Seine drei weiblichen Angestellten in der Praxis seien noch gesund, berichtet er weiter. Sie konnten gleich gestern getestet werden, nach Kenntnisstand des Mediziners auch deshalb, weil die strikten Testkriterien seit Dienstag gelockert wurden. In der Tat berichteten gestern Medien, dass die Bundesoberbehörde für Infektionskrankheit, das Robert-Koch-Institut (RKI), seine Empfehlungen für Ärzte angepasst habe, wann sie auf Covid-19 testen sollen: Demzufolge müssen die Patienten, die Symptome haben, nicht länger in einem Risikogebiet gewesen sein, um einen Test zu erhalten. Eine Entscheidung, die der Villinger Arzt gestern nachdrücklich begrüßte. Ob er weitere Menschen angesteckt hat, kann Luft natürlich nicht sagen. Nach menschlichem Ermessen ausschließen kann er aber, dass er Patienten in Pflegeheimen angesteckt hat. „Wir dürfen ja schon seit über zwei Wochen nicht mehr rein“, sagt er. Von seiner Infizierungshistorie dürfte rechnerisch nichts passiert sein.
Unsicherheit weg
Ansonsten schaut der Arzt bereits wieder positiv gestimmt nach vorne. „Das Gute ist, dass bei mir jetzt die Unsicherheit weg ist“, sagt er. „Ich kann bald weiter arbeiten und bin dann voraussichtlich zwei Jahre immun gegen das Virus.“ Und Michael Luft ist sich im Klaren, dass er in nächster Zeit noch sehr gebraucht wird. Er geht davon aus, dass sich alle Ärzte und das mediziniche Personal früher oder später anstecken werden. Und dann ist es gut, wenn einige wie er schon wieder aus der Quarantäne befreit und arbeitsfähig sind. Er selbst könnte, wenn er abschließend ansteckungsfrei getestet wird, bereits am 6. April wieder eröffnen. Er hat aber eine Woche Osterferien eingeplant, so dass die Praxis wohl am 13. April wieder aufmachen wird.
Zu seiner Krankheitserfahrung sagt der Internist: „Zur Panik besteht kein Anlass, was die Gefährlickeit des Virus angeht.“ Es sei in erster Linie die Masse an Infizierten, die das Gesundheitssystem gefährden könnten. „Deshalb sollen die Leute die Einschränkung der Sozialkontakte wirklich ernst nehmen.“ Vor allem sei es wichtig, dass Infizierte die Quarantäne-Bestimmungen stengstens einhalten, betont der Mediziner.