Der Klimawandel hinterlässt im Stadtwald seine Spuren. Der Hitzesommer 2018 und die daraus resultierende Schädlingsvermehrung wirken sich auch finanziell aus. Hat der Forstbetrieb in den vergangenen Jahren durch Holzverkäufe jährlich rund eine Million Euro Gewinn in die Stadtkasse gespült, wäre Forstamtsleiter Tobias Kühn froh, wenn er in diesem Jahr noch eine „schwarze Null“ schreiben könnte. Sein Lagebericht über die Veränderungen im Stadtwald wurde von den Stadträten am Mittwochabend mit großer Aufmerksamkeit registriert.
Kühn verdeutlichte in der Sitzung des Gemeinderates, dass der städtische Forstbetrieb „auf Dauer nicht auf die Fichte setzen kann und Alternativen braucht.“ Bisher galt der Stadtwald in der Höhenlage zwischen 700 und knapp 1000 Höhenmetern als klassische Domäne der Fichte. Doch in den nächsten Jahrzehnten, so lauten wissenschaftlichen Prognosen, werden viele Standorte im städtischen Forst für die Fichte schlichtweg zu trocken sein. Die Flachwurzler finden dann nicht mehr ausreichend Wasser. Das heißt, dass die Fichte nur noch auf Standorten über 850 Meter Höhenlage gute Bedingungen finden können. Der Forstamtsdirektor zeigte den Stadträten Kartenmaterial, auf denen jene Standorte eingezeichnet sind, auf denen es in den Jahren 2050 bis 2070 keine Fichten mehr geben soll. Die Veränderungen sind enorm. Die wissenschaftlichen Prognosen hätten in den vergangenen Jahren diesen Trend zunehmend verfestigt, so Kühn.
Er berichtete weiter, dass der städtische Forstbetrieb gemeinsam mit der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg dabei sei, nach alternativen Baumarten zu suchen, die mit den sich verändernden Klimabedingungen besser zurecht kommen. Es gebe derzeit noch keinen Zeitdruck, sagte Kühn. Doch der Wandel werde kommen. Nachgedacht wird im Forstamt auch darüber, die Fichtenbestände künftig früher zu fällen als bisher. Statt Fichten 150 Jahre alt werden zu lassen, könnten diesen bereits nach 80 Jahren geerntet werden, um den Wandel zu beschleunigen.
Der Stadtwald, so Kühn, stehe im Vergleich zu anderen Forstbetrieben dank guter Pflege derzeit noch gut da. Die Borkenkäfersaison gehe jetzt zu Ende und in Villingen-Schwenningen gebe es keine flächenhaft abgestorbenen Wälder wie in anderen Regionen. Was die Einnahmen aus dem Holzverkauf angeht, sagte Kühn, es werde schwierig, in diesem Jahr nicht in die Verlustzone zu geraten. Durch Sturm- und Käferholz seien die Holzpreise im Keller. Ziel sei es, einen Verlust zu vermeiden. Auch 2020 werde für den Forstbetrieb schwierig werden. Kühn stellte aber auch klar, dass der Forstbetrieb sich nicht mit dauerhaften Verlusten abfinde. „Wir planen für die Zukunft, wieder nachhaltige Überschüsse zu erwirtschaften.“