Landauf, landab werden die großen Gaskugeln außer Betrieb gestellt. Die Kommunen brauchen sie immer seltener. Der Grund: Städte und Gemeinden sind an das Ferngasnetz angeschlossen, die Gaskugeln als Speicher für Versorgungsspitzen werden immer seltener benötigt. Zuletzt haben die Freiburger ihr großes Wahrzeichen in den Ruhestand geschickt. Doch was machen die Villingen-Schwenninger? Hier ist es – wie oft – nicht so einfach.

Gibt es Pläne für eine Stilllegung?

Derzeit nicht, sagt Susanna Schmidt, Sprecherin der Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS). Sie führt folgende Gründe an: 1983 wurde die Gaskugel an der Bundesstraße 33 bei der Auffahrt Villingen Süd gebaut. Der Anlass dafür war, einen zusätzlichen Gasspeicher zu errichten und somit auch die Versorgungssicherheit im Winter zu erhöhen. Die Wintermonate sind zwischenzeitlich milder geworden, „theoretisch“ könnten die SVS auf die Gaskugel verzichten und die Versorgungssicherheit auch ohne den Speicher stabil – und aufrechterhalten. Aber: An kalten Tagen, an denen der Tagesbedarf an Erdgas hoch sei, werde dieser durch die Speicherkapazität der Gaskugel ausgeglichen, um Kosten einzusparen, erklärt Schmidt. Das wiederum komme den Kunden zugute.

Ist die riesige Stahlkugel ein Kunstwerk?

Nein, die Gaskugel darf nicht abgerissen werden. Es sei ein Kunstwerk nach dem Kunsturhebergesetz. Rechtsinhaber ist Künstler Professor Horst Antes, der die Gaskugel farblich gestaltet hat und durch seine „Kopffüßler“ bekannt wurde. Er hat eine Rechtsposition erworben, die erst 70 Jahre nach seinem Tod endet und die an seine Erben übergehe. Erst dann können die Stadtwerke mit den Erben verhandeln, ob sie möglicherweise die Einwilligung für eine Demontage geben. Diese Frage stellt sich jedoch aktuell überhaupt nicht. Antes ist zwar hochbetagt (82 Jahre alt) und damit noch am Leben.

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Der Künstler teilte die Kugel für sein Konzept in zwei Hälften, erklärt die SVS-Sprecherin: Horst Antes wählte für die östliche Hälfte einen taubenblauen Farbton, für die westliche Hälfte einen erdfarbigen Ton. Damit wird die Licht-Reflexion auf die Gaskugel im Tagesverlauf symbolisiert. Darüber hinaus soll der physikalische Gegensatz von Gas und Metallkörper – also die Leichtigkeit und die Schwere – farblich kontrastiert werden.

Warum wurde die Gaskugel überhaupt bemalt?

Das machten viele Kommunen – zum Beispiel wurden die Umrisse einer Erdkugel abgebildet. Allerdings schien sich nur eine Stadt direkt an einen renommierten Künstler gewandt zu haben: Villingen-Schwenningen. Antes verlangte 1984 als Fachberater zunächst einmal 20 000 Mark, was im damaligen VS-Gemeinderat bereits kontrovers diskutiert wurde. Auch sein Gestaltungsvorschlag stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung. Umgesetzt wurde er dennoch. Der Doppelstadt brachte dies noch einige Kalamitäten ein. Im September 1984 besuchte Antes Villingen-Schwenningen und stellte fest, dass die benutzte Farbe nicht dem vorgesehenen Taubenblau entsprach. Mit diesem Farbenstreit brachte es die Stadt landesweit in die Schlagzeilen. Nachgebessert wurde aber dennoch.

Was machen Städte mit dem nicht mehr benötigten Gasspeicher?

Stehen die Gaskugeln im Innenstadtbereich, werden sie oft demontiert: im Ruhrgebiet zum Beispiel oder auch in Heilbronn, wo die Fläche für die Erweiterung des Hochschulcampus benötigt wird. Was Freiburg mit seinem runden Wahrzeichen macht, ist noch offen. Zunächst wird es „ausgeblasen“ – das heißt, das restliche Erdgas wird entfernt.

Was für Maße hat die VS-Gaskugel?

Sie ist 30 Meter hoch (zehn Meter niedriger als die Freiburger), hat einen Durchmesser von 25 Meter, ein Fassungsvermögen von 8180 Kubikmeter, eine Gesamtschweißnahtlänge von 805 Meter und ist aus 58 Einzelsegmenten zusammengesetzt, berichtet die SVS-Sprecherin.