Seit Jahrzehnten verfolgt das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen mit seinen Neujahrskonzerten ein hehres und schönes Ziel: dem Publikum mit eingängigen Melodien Freude zu bereiten. Das ist den Musikerinnen und Musikern unter der Leitung ihres Chefdirigenten Achim Fiedler auch an diesem Neujahrstag im nahezu ausverkauften Franziskaner Konzerthaus prächtig gelungen.
Wohlbekannte Weisen und interessante Abwechslung
Unter dem Motto „Auf Ferienreise“ hat Fiedler ein Programm zusammengestellt, das wohlbekannte Weisen mit interessanten Ausflügen in entlegene Gefilde des Orchesterrepertoires kombiniert hat. Wer gern auf Musik von Johann, Josef und Eduard Strauß oder von Carl Millöcker und Franz Léhar gewartet hat, wurde stilsicher und voller Elan bedient.
Von Eisenbahnen und Zinnsoldaten
Wer sich zudem mit gespannter Neugierde ins Konzert begeben hat, konnte einen klangmalerischen Eisenbahn-Dampf-Galopp des „nordischen Strauß“ Hans Christian Lumbye aus Dänemark kennenlernen oder über einen amerikanisierten, fein schmetternden Zinnsoldatenmarsch des in Irland geborenen Victor Herbert schmunzeln.
Pfiffig-ironische Moderation
Fiedler selbst hat dank seiner Detailkenntnis und durch seine pfiffig-ironische Art zu moderieren zum bewussten Genuss der gespielten Stücke beigetragen. Dass zum Beispiel die konzertante Aufführung der Titelmelodie „Funny Face“ alias Süßer Fratz zum gleichnamigen Musical von George Gershwin aus Gründen des Urheberrechts gar nicht so ohne weiteres möglich ist, wirft ein kleines Schlaglicht auf die Rahmenbedingungen des Musikbetriebs.
Rundum überzeugendes Dirigat
Fiedlers Dirigat ist energisch, ausholend, präzise und motivierend – rundum überzeugend. Was das Sinfonieorchester VS in einer relativ kurzen Probenphase zwischen den Jahren entwickelt hat, ist sowohl in spieltechnischer als auch gestalterischer Hinsicht erstaunlich und bewundernswert.
Schon der Auftakt begeistert
Der erste Eindruck zählt. Nimmt man diese Redensart als Maßstab, dann hat das Sinfonieorchester von der ersten Sekunde an beim Publikum gepunktet. Mit der Ouvertüre zur Operette „Der arme Jonathan“ von Carl Millöcker gelingt ihm ein reizvoller, stellenweise bombastischer Auftakt.
Die Stimmung ist prima
Die extrem forschen Streicherläufe, der eindrucksvolle Paukenwirbel und die mächtige Fülle des Bläserklangs, dann die wogende Rhythmik, die Rückkehr der Pauken und die glänzenden Trompetenfanfaren faszinieren auf Anhieb. Wenn darauf der klangfarbenreich und stimmig getaktete Lumbye und die im Walzertakt geschriebenen Nordseebilder von Johann Strauß Sohn folgen, wird schnell klar: Die Stimmung ist prima.
Tanz mit Schwung und Präzision
Das Sinfonieorchester VS und Fiedler bewegen sich absolut sicher auf dem gewienerten musikalischen Parkett. Bei Josef Strauß präsentieren sie sich mit Eleganz wie auch mit Rasanz, bei Gershwin zeigt sich der Soloklarinettist von seiner besten Seite, bei Franz Léhar und seinem „Land des Lächelns“ sind Größe und intensive Emotionalität zu spüren und die „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauß entfalten die ganze Ausdruckskraft und die Feinfühligkeit des Wiener Walzers. Das Tanzpaar Karin und Stefan Baur in Ballkleid und Frack zeigt schwungvoll und genau gezirkelt, wofür diese Musik gedacht ist. Nach drei Zugaben einschließlich Radetzky-Marsch ist das Publikum vollends begeistert.